Hintergründe zum Putsch: Wie ist die Situation in Gabun?

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    Hintergründe zum Putsch:Wie ist die Situation in Gabun?

    Katja Belousova
    von Katja Belousova
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    Wo liegt Gabun, wie ist sein Verhältnis zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich - und wer ist die Herrscherfamilie Bongo? Hintergründe zu dem Land nach dem Putsch.

    Mit Gabun erlebt das nächste afrikanische Land einen Militärputsch. Am frühen Mittwochmorgen erklärten Offiziere, sie hätten die Macht in dem zentralafrikanischen Staat an sich gerissen. Präsident Ali Bongo Ondimba wurde nach Angaben der Putschisten unter Hausarrest gestellt. Die Militärs begründen ihr Vorgehen damit, dass die Wahl Bongos unrechtmäßig gewesen sei.

    Wo liegt Gabun?

    Gabun befindet sich im Westen Zentralafrikas, die Westküste des Landes liegt am Golf von Guinea. Im Norden grenzt Gabun an Kamerun und Äquatorialguinea, im Osten und Süden an den Kongo. Die Hauptstadt des Landes ist Libreville. In dem Land leben etwa 2,3 Millionen Menschen und mit einer Fläche von knapp 268.000 Quadratkilometern ist es größer als das Vereinigte Königreich.
    Karte Gabun - Libreville
    Gabun mit der Hauptstadt Libreville liegt im Westen von Zentralafrika.
    Quelle: ZDF

    Was ist mit der Kolonialgeschichte des Landes?

    Gabun ist erst seit 1960 unabhängig. Davor war das Land mehr als 100 Jahre französische Kolonie. Dabei beutete Frankreich Gabun nicht nur wirtschaftlich aus, sondern setzte Gabuner unter anderem als Soldaten im Zweiten Weltkrieg ein - für viele Rekrutierte aus Gabun war das eine traumatische Erfahrung.
    Bis heute profitieren Frankreich und seine Ölkonzerne von den reichen Ölreserven des Landes. Denn als Gabun in die Unabhängigkeit entlassen wurde, sorgten die französischen Kolonialherren mit Verträgen dafür, dass ihr Zugang zu den Rohstoffen des Landes gesichert blieb. Ähnlich agierte Frankreich in anderen ehemaligen Kolonien in Afrika.
    In einem entsprechenden Vertrag hieß es: "Die Republik Gabun erleichtert zugunsten der französischen Streitkräfte und der Armee die Lagerung strategischer Materialien und Produkte. Sie beschränkt oder verbietet dabei die Ausfuhr dieser Materialien und Produkte in andere Länder."
    Auch im Niger gab es einen Putsch - sehen Sie hier mehr dazu:

    Wie sieht die wirtschaftliche Situation aus?

    Gabun ist Mitglied der Opec, Erdölexporte machen einen Großteil der Einnahmen des Landes aus. Neben Öl wird im rohstoffreichen Gabun vor allem das Metall Mangan gefördert. Der Reichtum an Bodenschätzen sorgt auf der einen Seite dafür, dass Gabun das zweithöchste Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt Afrikas hat.
    Auf der anderen Seite profitiert aber nur ein Bruchteil der Bevölkerung davon - so liegt die Jugendarbeitslosigkeit laut Weltbank bei etwa 37 Prozent. Eine kleine Elite teilt sich die Einnahmen aus dem Export untereinander auf - darunter die Herrscherfamilie Bongo.

    Trotz seines wirtschaftlichen Potenzials tut sich das Land schwer damit, seinen Ressourcenreichtum in nachhaltiges und inklusives Wachstum umzusetzen.

    Die Weltbank über Gabun

    Libreville
    Blick auf Gabuns Hauptstadt Libreville.
    Quelle: Imago

    "Es hat nach unten wenig Umverteilung des riesigen Reichtums gegeben und wohl auch deshalb begehrt die Bevölkerung jetzt auf", erklärt Afrika-Expertin Anja Osei von der FU Berlin im Gespräch mit ZDFheute.

    Wer regiert in Gabun?

    Ali Ben Bongo Ondimba ist seit 2009 Präsident Gabuns und übernahm das Amt von seinem Vater Omar Bongo. Damit wird das Land seit 1967 von der Familie Bongo regiert. Obwohl Gabun alle sieben Jahre seinen Präsidenten wählt, ein Parlament hat und auf dem Papier eine Republik ist, gilt das Land als autoritäres System.
    Immer wieder gibt es Kritik an der Rechtmäßigkeiten der Wahlen im Land. Bereits 2019 hatten Offiziere erfolglos versucht, Machthaber Ali Bongo zu stürzen.

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    :Militär in Gabun verkündet Machtübernahme

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    von Susann von Lojewski
    Menschen zeigen die gabunische Nationalflagge, während sie in den Straßen von Akanda, Gabun, feiern, aufgenommen am 30.08.2023
    Bislang agierte die Familie Bongo auch mit Rückendeckung aus Paris - so profitierten die Bongos finanziell von der französischen Förderung gabunischer Rohstoffe. Im Gegenzug unterstützen die Machthaber Gabuns Frankreichs Politik und akzeptierten den bestehenden Einfluss der ehemaligen Kolonialherren.
    "Die Bongo-Familie hat sich nicht nur deshalb gehalten, weil sie von Frankreich unterstützt wurde, sondern weil sie auch ein System von Vergünstigungen für Regierungstreue etabliert hat", erklärt Afrikanistin Osei.

    Das war unter dem Vater Omar Bongo besser ausbalanciert als unter seinem Sohn Ali Bongo.

    Anja Osei, Politikwissenschaftlerin und Afrikanistin FU-Berlin

    Hat der Putsch etwas mit dem Niger zu tun?

    Einen direkten Vergleich zwischen dem Putsch im Niger und den aktuellen Ereignissen in Gabun sieht Anja Osei nicht. "Der Putsch hat nicht direkt mit der Lage im Niger zu tun. Vielleicht hat sich das gabunische Militär durch den Niger ermutigt gefühlt, aber im Kern geht es um unterschiedliche Dinge", sagt sie.
    Anders als im Niger und in der Sahel-Zone, wo die Lage schon lange instabil ist, gehe es beim Putsch in Gabun tatsächlich um die vergangene Wahl und um die Machtverteilung im Land.

    Der Ärger der Militärs, aber auch der Bevölkerung richtet sich primär gegen die korrupte Familie Bongo. 

    Anja Osei, Politikwissenschaftlerin und Afrikanistin FU-Berlin

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    Interview

    Wie könnte es in Gabun weitergehen?

    Im Moment sei völlig offen, was passieren wird, erklärt Anja Osei.

    Es ist aber gut denkbar, dass es hinter den Kulissen auch wieder irgendwelche Einigungen und Verhandlungen geben wird zwischen Militär, den Machthabern und der Opposition.

    Anja Osei, Politikwissenschaftlerin und Afrikanistin FU-Berlin

    Ein wichtiger Faktor in Gabun sei, dass sowohl Regierung als auch Opposition miteinander verwandt sind. "Gabun ist ein sehr kleines Land und diese Familienbeziehungen, die gehen quasi durch alle Sektoren und alle politischen Akteure durch", sagt Osei. Deshalb glaubt sie nicht, dass es da zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt - auch wenn die Stimmung im Moment sehr aufgeheizt sei.

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