Erneuter Putsch in Afrika: Militär übernimmt Macht in Gabun

    Erneuter Putsch in Afrika:Militär in Gabun verkündet Machtübernahme

    Susann von Lojewski
    von Susann von Lojewski
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    Vier Tage nach den Präsidentschaftswahlen in dem zentralafrikanischen Land haben Soldaten das Ergebnis annulliert. Der gewählte Staatschef Ali Bongo Ondimba wurde abgesetzt.

    Menschen zeigen die gabunische Nationalflagge, während sie in den Straßen von Akanda, Gabun, feiern, aufgenommen am 30.08.2023
    Das Militär in Gabun hat offenbar die Kontrolle über das Land übernommen.30.08.2023 | 0:26 min
    Die Ansage war klar und eindeutig: Die Wahlen seien intransparent gewesen, sie würden annulliert, staatliche Institutionen aufgelöst.
    Die Militärs, die sich am frühen Morgen via Staatsfernsehen an die Bevölkerung Gabuns wandten, waren nicht einmal alle in Uniform erschienen. Ganz leger standen sie um einen schmucklosen Holztisch und erklärten die jahrzehntelange Regentschaft des Bongo-Clans für beendet.

    Bongo-Clan beherrschte Gabun seit Jahrzehnten

    Seit 14 Jahren regiert Präsident Ali Bongo das Land in Zentralafrika. Zuvor war sein Vater Omar Bongo an der Macht, seit 1967 bis zu seinem Tod. Die nächste Generation, Ali Bongos Sohn, hat sich ebenfalls bereits auf den Weg gemacht, seinen Vater einmal zu beerben.
    Es ist diese Alleinherrschaft einer Familie, die schon lange für Unzufriedenheit in der Bevölkerung sorgte. 2,3 Millionen Menschen leben in Gabun, überwiegend in Armut, die Arbeitslosigkeit ist hoch.

    Gabun ist reich an Rohstoffen

    Andererseits ist Gabun das reichste Land Afrikas (sehr kleine Länder ausgenommen). Nach einem Bericht des Centre d’études et de réflexion sur le monde francophone (Cermf) belief sich das Bruttoninlandsprodukt auf 9.294 US-Dollar pro Kopf. Gabun ist reich an Rohstoffen, vor allem Erdöl und Gas.
    Während - nach Schätzungen der Weltbank - 36,9 Prozent der Menschen zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos sind, macht sich eine korrupte Machtelite die Taschen voll und mehrt den eigenen Reichtum.
    Karte Gabun - Libreville
    Gabun ist ein Staat in Zentralafrika. Die Hauptstadt Gabuns ist Libreville.
    Quelle: ZDF

    Seit 1990 wieder ein Mehrparteiensystem eingeführt wurde, kam es nach jeder Wahl in Gabun zu Gewalt. "Im Moment ist die Lage ruhig", so der Journalist Joel Tatou gegenüber dem ZDF. Tatou lebt in Gabuns Hauptstadt Libreville. "Die Menschen bleiben in ihren Häusern, es fahren nur sehr wenige Autos," so schildert er die Lage.

    Die Menschen haben Angst, die Militärs haben eine Ausgangssperre verhängt. Es wird nur vereinzelt gefeiert.

    Joel Tatou, Journalist

    Gabun beschert Afrika einen weiteren Unruheherd

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    So ist eher anzunehmen, dass die Putschisten in Libreville sich tatsächlich gegen eine korrupte Elite und im besonderen gegen den Clan des abgesetzten Präsidenten wenden. Die Wahlen, die Ali Bongo mit fast Zweidrittel der Stimmen gewann, seien "nicht transparent" gewesen, erklärte die Gruppe der Offiziere im Staatsfernsehen.
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    Und in der Tat waren internationale Beobachter nicht zugelassen, wurden Akkreditierungen ausländischer Journalisten rigoros abgelehnt. Was immer die Gründe sein mögen, beschert der Putsch in Gabun dem Kontinent Afrika einen weiteren Unruheherd.

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