Frankreich: Kameras und KI für mehr Sicherheit?

    Auch KI für Olympia 2024:Frankreich: Mit Kameras zu mehr Sicherheit?

    von Lukas Nickel, Paris
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    Immer mehr französische Gemeinden verwenden Sicherheitskameras, so wie Dijon. Bei Olympia 2024 in Paris wird zudem künstliche Intelligenz eingesetzt. Wie nützlich sind die Kameras?

    Eine Überwachungskamera.
    In Dijon befinden sich rund 300 Kameras in der Stadt und in Verkehrsmitteln.
    Quelle: ZDF

    Eine sichere Stadt, in der Probleme schnell und effizient gelöst werden, das soll in Dijon möglich sein. Dafür ist die Stadt mit gut 300 Kameras ausgestattet, an öffentlichen Plätzen, in Bussen und Bahnen. In Echtzeit sammeln sie Informationen etwa über Unfälle im Straßenverkehr oder auch herumfliegenden Müll - Dijon ist nicht die einzige Stadt in Frankreich, die darauf setzt.

    Kameras liefern Informationen an Behörden in Dijon

    Die Kameras können zum Beispiel der Polizei bei Ermittlungen helfen, meint der stellvertretende Bürgermeister von Dijon, Denis Hameau: "Es ist aber nicht so, dass wir alles wissen wollen, was die Leute tun, das interessiert uns nicht. Wir wollen, dass man im öffentlichen Raum die Dinge auf harmonische Weise regeln kann." Die Sicherheitskameras sind eines von Hameaus Kernprojekten.
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    Probleme melden auch per App und Telefonservice

    Die Bilder kommen in einem 2019 eingeweihten Kontrollzentrum außerhalb der Stadtmitte an. Bildschirmketten reihen sich hier aneinander, mit Joysticks steuern die Mitarbeitenden die Kameras. Passiert etwas Auffälliges, gehen die Informationen an die entsprechenden Stellen, also zum Beispiel an die Stadtreinigung, Feuerwehr oder Polizei.

    Man stellt nicht einfach eine Kamera auf und die Probleme sind gelöst. Aber die Kamera ist ein Element, um zu sehen, was passiert.

    Denis Hameau, Stellvertretender Bürgermeister in Dijon

    Zudem können Bürger*innen in Dijon ein Problem auch per App signalisieren, um sich nicht allein auf die Kameras zu verlassen. Außerdem gibt es einen Telefonservice, der Hinweise entgegen nimmt.

    Kritik an Kameras im öffentlichen Raum

    Menschenrechtsvereine kritisieren die Kamerasysteme, die ihrer Meinung nach auch zur Überwachung der Menschen genutzt werden könnten. Ein Beispiel, das durch die französischen Medien ging: Im vergangenen Jahr sollen gut 40 Menschen in Dijon verwarnt worden sein. Sie hatten an einer von der Stadt verbotenen Demonstration gegen die umstrittene Rentenreform teilgenommen.
    Doch vor Ort wurden die Demonstrierenden nicht kontrolliert, erzählt Théo Contis vom Gewerkschaftsbund Solidaire 21. Er sammelt Informationen über die Verwarnungen. Diese kamen demnach erst Wochen später.
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    Die Behörden streiten die Nutzung der Kameras zur Identifikation der Demonstrierenden ab. Man kenne sich eben in einer Stadt wie Dijon, daher die Identifizierung. Doch Contis und seine Mitstreitenden fällt es schwer, das zu glauben.

    Es gibt eine große Unklarheit über die Nutzung der Bilder. Wir wissen nicht wirklich, wer die Bilder am Ende anschaut.

    Théo Contis, Gewerkschaftsbund Soldaire 21

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    Olympia 2024: Paris setzt auf Künstliche Intelligenz

    Nicht nur in Dijon, sondern auch in Paris gibt es Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen. Während der Olympischen Spiele im Sommer 2024 wird auch Künstliche Intelligenz zur Analyse der Bilder genutzt. Das hat die Regierung mit einem Gesetz möglich gemacht. Biometrische Daten, etwa zur Gesichtserkennung, dürfen zwar nicht genutzt werden. Dafür sollen die Systeme aber zum Beispiel ungewöhnliche Bewegungen von Menschenmassen und Waffen erkennen.

    Auswirkungen auf Kriminalität unklar

    Éric Heilmann forscht zu dem Thema an der Universität Dijon. Bisher sei der Nutzen der Kameras für die Sicherheit von Städten nicht klar nachgewiesen worden. Die Verwendung künstlicher Intelligenz werde daher keine wirklichen und ernsthaften Auswirkungen auf den Ablauf haben, so Heilmann.
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    Ein Terrorist beispielsweise würde auch mit Kameras eine Bombe platzieren - eine Schusswaffe versteckt unter der Jacke sei auch von Kameras nicht erkennbar, erklärt Heilmann. Der einzige Nutzen, den die Kameras wirklich schon immer hätten, so der Forscher: Die Menschen fühlten sich sicherer.
    Wie viele Kameras für die Zeit der Olympischen Spiele mit der Technologie ausgestattet werden, ist noch unklar. Die Testphase geht noch über Olympia hinaus, bis März kommenden Jahres.

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