Wirbel um die Versteigerung von Maradonas "Ballon d'Or"

    Sensationsfund nach 35 Jahren:Die wirre Story um Maradonas "Ballon d'Or"

    von Max Drodelot
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    In Paris soll der "Ballon d'Or" 1986 von Fußball-Legende Maradona versteigert werden. Zwei Töchter des Argentiniers gehen nun gerichtlich dagegen vor.

    Ein goldener Fußball auf einem Sockel.
    Eigentlich wird der "Goldene Ball" (Ballon d’Or) dem besten Spieler der Saison übergeben. Doch 1986 wurde der beste Spieler der WM mit der Auszeichnung geehrt: Diego Maradona.
    Quelle: dpa

    Er galt Jahrzehnte lang als verschwunden: Diego Maradonas "Ballon d'Or". 1986 wurde die begehrte Trophäe gestohlen. Jetzt ist sie wieder aufgetaucht. Der Ball der "Hand Gottes", wie Maradona auch genannt wird, soll in Paris am 6. Juni versteigert werden.

    Der "Ballon d’Or" (Goldener Ball) wird jedes Jahr vom französischen Fußball-Magazin France Football an den besten Spieler der Saison vergeben. Die Auswahl treffen 100 internationale Journalisten.

    Vor 2007 konnten nur europäische Spieler diesen Preis gewinnen. Der "Goldene Ball", den Diego Maradona gewonnen hat, ist darum ein ganz besonderer Preis: France Football und die Sportmarke Adidas hatten sich zusammengeschlossen, um den besten Spieler der Weltmeisterschaft 1986 zu belohnen. Maradonas "Goldener Ball" gilt nur für die WM, nicht für die Saison.

    Der Argentinier Maradona konnte den "echten" Ballon d’Or nicht gewinnen, der war jahrelang nur für europäische Spieler vorgesehen. Deshalb bekam Maradona einen besonderen Preis, als bester Spieler der Weltmeisterschaft 1986, die er mit Argentinien gewonnen hatte.
    Nach der feierlichen Übergabe in Paris am 13. November 1986 hatte Maradona die Trophäe in einer Provinz von Neapel bei einer Bank deponiert. Drei Jahre später, am 26. Oktober 1989, wurden mehrere seiner Schließfächer geplündert. Unter anderem das, in dem sich die Trophäe befand. Der "Goldene Ball" verschwand, und mehrere italienische Mafiosi behaupteten viele Jahre später, ihn gestohlen und zu Goldbarren eingeschmolzen zu haben.
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    Maradonas "Goldener Ball" in Paris 2016 gefunden

    Aber wie kam es dazu, dass diese sagenumwobene Trophäe nun in Paris wieder aufgetaucht ist? Théo Troude, Journalist bei France Football, hat die Geschichte recherchiert. "Ein freiberuflicher Fotograf hat uns kontaktiert und informiert, dass ein Verwandter von ihm von Maradona den Ballon d’Or auf einem Flohmarkt gefunden hatte", erklärt Troude.

    Wir waren sehr überrascht, denn niemand in der Redaktion konnte sich daran erinnern, dass Maradona diesen Preis gewonnen hatte.

    Théo Troude, Journalist bei France Football

    Der Mann, Abdelhamid B., hatte nach eigenen Angaben 2016 eine Kiste voller verschiedenen Trophäen bei einer Versteigerung in Paris gekauft. Erst einige Jahre später merkte der Sammler, dass er einen äußerst seltenen Gegenstand erworben hat. Daraufhin kontaktierte das Abdelhamid B. das Auktionshaus Aguttes. Dort soll der Ball nun Anfang Juni versteigert werden.

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    "Wir haben sofort die Überprüfungen durchgeführt und den Gegenstand mit einem Foto aus der damaligen Zeremonie verglichen", berichtet François Thierry, zuständig für Sportartikel bei Aguttes.

    Alles passte: Es gab die gleichen Herstellungsfehler, Oxidation und Abnutzung stimmten.

    François Thierry, Experte beim Auktionshaus Aguttes

    Versteigerung ab zwei Millionen Euro

    Sportjournalist Troude konnte sich den Ball beim Aktionshaus anschauen. "Er ist kleiner als ein üblicher 'Goldener Ball', deshalb hatte ich das Gefühl, dass es ein falscher ist. Und man sieht, dass er viel gereist ist", beschreibt der Journalist.
    Die Trophäe ist nämlich nicht aus massivem Gold, sondern aus Messing, somit hätten die Mafiosi sie nicht zu Barren einschmelzen können, sondern sie deshalb entsorgt, so die Vermutung von Troude. Wie der Ball aber von Italien wieder bis nach Paris gekommen ist, bleibt ein Rätsel.
    Die Versteigerung des Ballon d’Or hat weltweit für Aufsehen gesorgt. "Wir haben Anfragen aus Südamerika erhalten, aber auch aus Europa und dem Nahen Osten", sagt Thierry. Der Startpreis liegt bei zwei Millionen Euro.

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    Innerhalb der Familie des 2020 verstorbenen Maradonas sorgte die Nachricht für Aufregung. Zwei seiner Töchter, Dalma und Gianni, haben eine Anwaltskanzlei beauftragt, den Ball vor der Auktion zurückzuholen. Sie sagen, der Besitzer der Trophäe habe sie nie kontaktiert.
    Laut Experte Thierry hatte das Auktionshaus die französische und italienische Polizei informiert, um sicherzugehen, dass rechtlich alles in Ordnung wäre. Eine Anhörung soll am Donnerstag stattfinden. Ein goldener Ball, der gar nicht aus Gold ist und viele offene Fragen aufrollt.

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