Finnland zu Nato: Noch keine "genügende Abschreckung"

    Interview

    Finnische Außenministerin:Nato: Noch keine "genügende Abschreckung"

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    Finnland nimmt als jüngstes Nato-Mitglied am Großmanöver "Steadfast Defender" teil. Außenministerin Valtonen warnt vor der Gefahr durch Russland und fordert mehr Abschreckung.

    Elina Valtonen bei der ZDF-Sendung Moma am 06.02.2024
    Elina Valtonen, finnische Außenministerin, spricht im ZDF-Morgenmagazin über die Rolle Finnlands in der Nato: "Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Alliierten an der weiteren, stärkeren Abschreckung und Verteidigung unseres Bündnisses."06.02.2024 | 9:50 min
    In Europa läuft zurzeit das Nato-Großmanöver "Steadfast Defender" ("Standhafter Verteidiger"). Insgesamt sollen bis Ende Mai rund 90.000 Soldaten mobilisiert werden. Es ist die größte Nato-Übung seit Jahrzehnten.
    Auch Finnland nimmt als jüngstes Nato-Mitglied daran teil. Nach jahrzehntelanger Neutralität war das Land im April 2023 in das westliche Verteidigungsbündnis Nato als 31. Mitglied eingetreten - als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine vor knapp zwei Jahren.

    Finnische Außenministerin: Gemeinsam an Abschreckung arbeiten

    Im ZDF-Morgenmagazin bekräftigte die finnische Außenministerin Elina Valtonen, die als Kind in Deutschland lebte und deshalb fließend Deutsch spricht, dass der Beitritt ihres Landes zur Nato nicht als Provokation zu verstehen sei.

    Falls man diesen Schritt geht und der Nato beitritt, dann ist das nicht eine Provokation. Und von daher können wir uns auch nicht erklären, warum Russland so stark reagiert.

    Elina Valtonen, finnische Außenministerin

    Noch sei keine "genügende Abschreckung" gegenüber Russland gegeben, betonte sie. "Doch gemeinsam arbeiten wir daran." Finnland habe schon immer auf die eigene Verteidigung gesetzt - von daher gehe es den Finnen um die gesamte Sicherheit Europas.
    Nato-Symbol und Flaggen der Mitgliedsstaaten
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    Valtonen: "Gemeinsam kriegstüchtig sein"

    Finnland erwarte von allen Bündnispartnern, dass sie die Bedrohung, die von Russland ausgeht, ernst nehmen. Momentan sehe es so aus, als sei die Bedrohung länger da und betreffe Europa auch strategisch.

    Wir nehmen diese Sicherheitslage sehr ernst.

    Elina Valtonen, finnische Außenministerin

    Die Autokraten seien in Russland an der Führung, dort lauere die größte Gefahr für Demokratien und die Lebensweise in Europa, betonte Valtonen.

    Von daher müssen wir gemeinsam kriegstüchtig sein, um eine Abschreckung ausüben zu können, die glaubwürdig ist.

    Elina Valtonen, finnische Außenministerin

    Vorbereitung auf Konflikt mit Russland

    Beim Nato-Großmanöver "Steadfast Defender" soll als Ernstfall eine Reaktion auf einen russischen Angriff auf das Bündnisgebiet geprobt werden. Das Großmanöver besteht aus mehreren kleineren Einzelübungen und soll sich von Nordamerika bis hin zur Ostflanke der Nato nahe der russischen Grenze erstrecken.
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    An der viermonatigen Übung beteiligen sich alle 31 Bündnisländer und der Beitrittsanwärter Schweden. Den Angaben zufolge werden 50 Marineschiffe, 80 Flugzeuge und über 1.100 Kampffahrzeuge daran teilnehmen.
    Das Militärbündnis bereitet sich mit der Übung nach Angaben des Vorsitzenden des Nato-Militärausschusses, Rob Bauer, "auf einen Konflikt mit Russland und Terrorgruppen vor".

    Nato führte bereits Luftwaffenmanöver "Air Defender" durch

    Mit Blick auf eine mögliche Bedrohung durch Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine hat die Nato Tausende Soldaten an ihre Ostflanke entsandt und die umfangreichsten Pläne seit dem Ende der Sowjetunion ausgearbeitet, um die Bündnismitglieder im Ernstfall vor einem russischen Angriff zu schützen.
    Im Juni hatte die Nato über deutschem Luftraum bereits das großangelegte Luftwaffenmanöver "Air Defender" abgehalten. Es war nach Nato-Angaben die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Gründung der Nato vor fast 75 Jahren. An ihr nahmen 250 Flugzeuge und rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Ländern teil.
    Karte von Finnland, Russland und Nachbarstaaten im Hintergrund, Nato-Symbol oben rechts und Wladimir Putin im Vordergrund.
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    Quelle: ZDF, AFP

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