Nordkorea: Kim will Südkorea zu "Feind Nummer eins" machen

    Verfassungsänderung in Nordkorea:Kim: Südkorea bald "Feind Nummer eins"

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    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un will die Bezeichnung Südkoreas als Feindstaat Nummer Eins in der Verfassung seines Landes verankern, eine Wiedervereinigung sei nicht möglich.

    Kim Jong Un, aufgenommen am 15.01.2024 in Pjöngjang (Nordkorea)
    Das Bild der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zeigt Machthaber Kim Jong Un bei seiner Rede vor der Obersten Volksversammlung.
    Quelle: AFP

    Der Machthaber von Nordkorea Kim Jong Un will Südkorea in der Verfassung zum "Feind Nummer eins" erklären. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass eine Wiedervereinigung mit dem Süden nicht mehr möglich sei.

    Kim: Keine Absicht einen Krieg zu vermeiden

    Im Falle eines Krieges auf der koreanischen Halbinsel solle die Verfassung des Landes die Frage der "Besetzung", "Rückeroberung" und "Eingliederung" des Südens in sein Territorium widerspiegeln.

    Wir wollen keinen Krieg, aber wir haben nicht die Absicht, ihn zu vermeiden.

    Kim Jong Un

    So zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA Kim nach einer Rede vor der Obersten Volksversammlung.
    Ein Krieg würde den Süden dezimieren und den USA eine "unvorstellbare" Niederlage zufügen. Der Regierung in Seoul warf er vor, den Zusammenbruch des Regimes und eine Wiedervereinigung durch Absorption anzustreben.
    Auf diesem vom südkoreanischen Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellten Foto feuert ein südkoreanischer Panzer während einer Feuerübung im Gebiet der nordwestlichen Inseln in Südkorea, Freitag, 5. Januar 2024.
    Laut dem südkoreanischen Militär soll Nordkorea rund 200 Artillerie-Geschosse nahe der Seegrenze zu Südkorea abgefeuert haben. Seoul antwortete daraufhin mit einem Militärmanöver.05.01.2024 | 0:17 min

    Südkorea kritisiert Kim

    Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol kritisierte Kims Vorstoß. Dieser zeige den "antinationalen und ahistorischen" Charakter der Regierung in Pjöngjang. Er kündigte an, auf Provokationen wie den jüngsten Raketenstart mit einer Antwort "in vervielfachtem Ausmaß" zu reagieren. Drei Organisationen, die sich mit dem bisherigen Ziel einer Wiedervereinigung der beiden Länder und dem innerkoreanischen Tourismus beschäftigen, sollen laut staatlichen Medien geschlossen werden.
    Kim
    In Nordkorea ist das Jahresendtreffen unter Machthaber Kim Jong Un gestartet. Er bezeichnete das auslaufende Jahr als Jahr der "großen Wende und des großen Wandels".27.12.2023 | 0:22 min

    Analysten warnen

    Analysten zufolge könnte das nordkoreanische Außenministerium die Beziehungen zu Südkorea übernehmen und möglicherweise in einem künftigen Krieg den Einsatz von Atomwaffen gegen den Süden rechtfertigen. Experten halten die Lage auf der koreanischen Halbinsel für so gefährlich wie seit Anfang Juni 1950 nicht mehr:

    Es mag übertrieben dramatisch klingen, aber wir glauben, dass Kim Jong Un wie sein Großvater 1950 die strategische Entscheidung getroffen hat, in den Krieg zu ziehen.

    Robert Carlin und Siegfried Hecker in einem Bericht

    Das schreiben der ehemalige Beamte des Außenministeriums Robert Carlin und der Nuklearwissenschaftler Siegfried Hecker in einem Bericht für das US-Projekt 38 North. "Wir wissen nicht, wann oder wie Kim den Abzug drücken will, aber die Gefahr geht schon jetzt weit über die routinemäßigen Warnungen aus Washington, Seoul und Tokio vor Pjöngjangs 'Provokationen' hinaus".
    Andere Beobachter sind optimistischer: Die Veränderungen spiegelten einfach die Realität wider und könnten den beiden Koreas helfen, ihre Beziehungen zu normalisieren. 
    Quelle: Reuters, dpa

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