Ponte Tower: Die Geschichte zur NoGo-Area in Johannesburg
Ponte Tower in Johannesburg:Von weißer Nobel-Ecke zum Brennpunkt-Viertel
von Verena Garrett, Johannesburg
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Zur Zeit der Apartheid galt der Ponte Tower als weißes Nobel-Viertel, danach wurde es zum Ort der Gewalt und eine riesige Müllhalde. Heute kommt man nur mit Gesichtserkennung rein.
Von weißer Nobeladresse zum Gangviertel und hippem Touristenziel. Der Ponte-Tower in Johannesburgs NoGo-Area Hillbrow durchlebte viele Wandel.
Quelle: AFP
Ein Betonzylinder, 173 Meter hoch, 54 Stockwerke ragt der Ponte Tower über die Innenstadt Johannesburgs. Hallelujah Madlala hat zu Apartheidszeiten in Südafrika hier angefangen zu arbeiten, das war 1982.
Zuerst war ich Reinigungskraft, dann habe ich Möbel transportiert, habe als Sicherheitsmann gearbeitet. Später wurde ich zum Hausmeister befördert.
Damals war er 18 und Ponte stand für Wohlstand: Hallelujah erinnert sich an eine Zeit, in der Ponte eine noble Adresse für Menschen mit weißer Hautfarbe war. Doch dann wurde alles anders.
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Ende der Apartheid - Ende von Ponte
Ende der 1980er Jahre nahmen die Proteste gegen die Rassentrennung zu. Und als der Fall der Apartheid das Stadtzentrum Johannesburgs und das gesamte Land veränderte, wurde das Gebäude mitgerissen und verwandelte sich in ein überdimensionales Symbol der Gewalt und des Verfalls, die Teile von Johannesburg während des Übergangs Südafrikas zur Demokratie in den 1990er Jahren erfassten.
Im Ponte hatten Gangs das Sagen, Waffengewalt war Alltag. Hallelujah gehörte zu einem Sicherheitstrupp, war auf Patrouille. Er wurde angeschossen, wurde am Oberkörper getroffen. Hallelujah überlebte knapp.
Ich spürte, wie mich eine Kugel traf. Ich hatte Angst, dass sie mich töten würden.
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Hallelujah Madlala
Die Narben in seinem Brustkorb sieht man noch heute. Innerhalb eines Jahrzehnts waren die meisten weißen Bewohner geflohen.
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2007 kam die Wende
Der Kern des Gebäudes ist ein Hohlraum - über Jahre als Müllhalde genutzt. 2007 kam die Wende - Ponte wurde gesäubert. Über mehrere Etagen stapelte sich der Unrat - es dauerte über zwei Jahre, bis alles abgetragen war. Und glaubt man den Legenden, wurden dabei mehrere Leichen gefunden.
Die Müllabfuhr ist nicht reingekommen. Wir haben den Dreck rausgeschoben.
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Hallelujah Madlala
Und weiter: "Badewannen, Stahlschränke, Fliesen - die Leute haben einfach alles aus den Fenstern geworfen." Offiziell können im Ponte 3.000 Menschen wohnen, zu Hochzeiten waren es inoffiziell acht- bis zehntausend. Das schlechte Image ist teilweise geblieben. Um dem etwas entgegen zu setzen, lockt man mittlerweile Touristen an, zum Beispiel mit Events.
"Jeder hier kennt Ponte. Aber das Gebäude zu betreten, obwohl einem immer gesagt wurde, dass es ein gefährlicher Ort ist, ist was Besonderes", sagt Tiisetso Mari, ein Besucher.
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Wie lebt es sich heute im Ponte?
In knapp 500 Apartments leben viele Einwanderer aus dem Kongo, Nigeria und Simbabwe. Rein kommt man nur mit Gesichtserkennung. In seiner Wohnung spricht David Tshikapa über die Zeiten, als Ponte in die Hände von Drogendealern, Gangstern, Zuhältern und Prostituierten fiel. Er lebt mit seiner Familie seit 24 Jahren hier. Vom Luxus der 1970er ist nichts mehr zu spüren. Die Apartments sind günstig. Man sieht viel, sagt sein Sohn.
Ich glaube, das war 2016, als sich ein Mann aus dem 32. Stock geworfen hat und ich zum ersten Mal eine Leiche gesehen habe.
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Alvaro Tshikapa, lebt sein ganzes Leben im Ponte Tower
Und fügt hinzu: "Ich kann verstehen, dass der Ponte einen schlechten Ruf hat."
In der Wohnung fühlen sie sich sicher, aber sobald sie das Gebäude verlassen, ist das Gefühl ein anderes. Die Gegend ist Hillbrow - einst eine der ersten progressiven Gegenden mit Rassenvielfalt. Heute sogenannte NoGo-Area Johannesburgs.
Hilfe kommt nicht an
Dlala Nje heißt die Organisation, die Ponte Tower und seine Umgebung den Menschen näher bringen will. "Die Menschen hier werden vernachlässigt. Hillbrow ist ein eigener Mikrokosmos, es kommt nichts an. Niemand profitiert von Wahlen oder Entscheidungen von oben", sagt Grant Ngcobo Mitgründer Dlala Nje.
Niemand in diesem Gebäude hat mehr von Pontes Veränderung während und nach der Zeit der Rassentrennung miterleben können als Hallelujah Madlala.
Ich gehe nicht weg, ich habe mir hier alles aufgebaut, das will ich bewahren.
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Hallelujah Madlala
Ponte Tower ist für seine Bewohner mehr als die Geschichten seiner Vergangenheit. Ein Gebäude, das für ein Land steht. Für dunkle Zeiten und für großen Wandel.
Verena Garrett ist Korrespondentin fürs südliche Afrika und Leiterin des ZDF-Studios Johannesburg.
Nach zwei Wochen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen beginnt für Südafrika eine neue Ära. Der ANC bleibt an der Macht, aber es ist ein anderes Land.
Verena Garrett, Johannesburg
Analyse
Quelle: dpa
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