Anruf aus Russland: Wowan, Lexus - und ihr Draht zum Kreml

    Nach Fake-Anruf bei Habeck:Wowan, Lexus - und ihr heißer Draht zum Kreml

    Katja Belousova
    von Katja Belousova
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    Mit Telefonstreichen sorgt das russische Duo Wowan und Lexus für Schlagzeilen. Die westliche Politik ist ihre Zielscheibe. Dabei machen sie keinen Hehl aus ihrer Kreml-Nähe.

    Wladimir "Vovan" Kusnezow und Alexej "Lexus" Stoljarow
    Zwei russische Prankster mit politischem Kalkül: Wladimir "Wowan" Kusnezow und Alexej "Lexus" Stoljarow.
    Quelle: dpa

    Angela Merkel, Giorgia Meloni und Henry Kissinger waren bereits ihre "Prank"-Opfer, nun wurde bekannt, dass es auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) getroffen hat: In einem Fake-Telefonat hat das russische Duo Wowan und Lexus versucht, Habeck zu einem Ukraine-kritischen Statement zu bewegen - was in diesem Fall nicht gelang.
    Regelmäßig versuchen die beiden Prankster, westliche Politiker*innen, aber auch Wirtschaftsvertreter*innen mit ihren Telefonstreichen hereinzulegen und geben sich dafür als ukrainische Politiker oder - wie jetzt bei Habeck - als Mitglieder der Afrikanischen Union aus. Später posten sie die Telefonate auf ihren Social-Media-Kanälen.

    Ukraine oder westliche Staaten in negativem Licht

    Was als Scherz daherkommt, verfolgt dabei ein klares politisches Kalkül: Immer wieder geht es darum, den Opfern ihrer Anrufe Aussagen zu entlocken, die die Ukraine oder westliche Staaten in einem negativen Licht darstellen.
    Hinter den Künstlernamen stecken der 36-jährige Alexej Stoljarow alias Lexus und der 37-jährige Wladimir Kusnezow alias Wowan. Seit 2014 arbeiten die beiden zusammen. Während sie sich vor dieser Zusammenarbeit vor allem mit Anrufen innerhalb Russlands einen Namen gemacht hatten, haben sie ihre Telefon-Pranks seither ausgeweitet - erst auf die Ukraine und die Türkei - sogar Elton John wurde Opfer.
    Aktuell haben sie es vor allem auf westliche Entscheidungsträger*innen abgesehen. Russlands Machtapparat lässt sie bereitwillig gewähren - auch, weil der Kreml selbst nie Zielscheibe war.

    Lexus und Wowan: "Im Interesse unseres Landes"

    Dem Vorwurf, ihre Aufträge direkt aus dem Kreml zu bekommen, widersprechen die beiden und erklären etwa im Interview mit dem Kreml-nahmen französischen Medium "Omerta": "Wir arbeiten nicht für irgendein Medienunternehmen - wir machen das, worauf wir Lust haben. Wir sind die Chefredakteure und bestimmen, was und mit wem etwas erscheint."
    Dennoch gibt es klare Hinweise auf ihre Staatsnähe: In einem Interview mit dem ARD-Magazin "Kontraste" hatte etwa Lexus eingeräumt, dass beide von einer Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom bezahlt werden. Und sie machen keinen Hehl daraus, dass sie bei ihren Fake-Anrufen russische Interessen vertreten.
    Auf die Frage von "Omerta", ob sie auch den chinesischen Staatschef Xi Jinping anrufen würden, antwortete Lexus: "Wenn das im Interesse unseres Landes wäre, dann ja."
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    Aktionen im Sinne des russischen Propaganda-Apparats

    Auch in einem Interview mit dem US-Sender CNN erklärten sie, es stimme nicht, dass sie direkt für den Kreml arbeiten würden. "Wir sind eher prorussische Prankster, denn es ist das Land, das wir lieben, und um das wir uns sorgen", erklärte Wowan.

    Ihr werft uns vor, dass wir nur diejenigen anrufen würden, die gegen Russland sind. Das Problem ist nur: Russland hat nun mal nicht mehr viele Freunde.

    Wowan im Gespräch mit CNN

    Dem russischen Propaganda-Apparat kommen solche Aktionen gelegen - seine Vertreter zeigen sich gerne mit Wowan und Lexus.

    Telefon - mit Leitung zur Regierung

    Erst im Juni dieses Jahres überreichte ihnen Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, einen Preis des staatsnahen Instituts für Internetentwicklung. Die symbolische Trophäe: ein Telefon, mit Leitung zur Regierung. "Ruft uns an, erfreut uns und die Welt mit euren Offenbarungen. Ich glaube an euch - und erwarte euren Anruf", sagte Sacharowa.
    "Wir werden das Telefon gleich morgen anschließen und alle anrufen", antworteten die beiden später im Scherz gegenüber Vertretern der russischen Nachrichtenagentur Tass. Wie in so vielen ihrer "Scherze" schwingt hier vor allem eines mit: unverblümte Kreml-Nähe.
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    Dass die Aktionen des Duos mehr als Spaß sind, zeigt auch die Causa Habeck. Kurze Zeit nach dem Telefonat habe das Ministerium einen Hinweis auf den Fake von einem deutschen Nachrichtendienst bekommen, erklärte ein Ministeriumssprecher auf ZDFheute-Anfrage. Dort hat man Wowan und Lexus wohl auch auf dem Schirm. 

    Mehr zu den Aktionen von Wowan und Lexus