Xi Jinping in Serbien und Ungarn: Zu Besuch bei Freunden

    Chinas Rolle in Südosteuropa:Xi und Orbán: Ziemlich strategische Freunde

    Christian von Rechenberg
    von Christian von Rechenberg
    |

    Seine Europareise führte Chinas Staatschef Xi auf den Balkan, nach Serbien und Ungarn. Sie sind auf China als Handelspartner angewiesen. Doch auch Xi braucht diese beiden Länder.

    Hungarian Prime Minister Viktor Orban welcomes Chinese President Xi Jinping at the Buda Castle in Budapest, Hungary, May 9, 2024.
    Chinas Präsident Xi ist zu Besuch in Ungarn. Im Gegensatz zu anderen EU-Ländern gilt Ungarn als china-freundlich, weshalb der Besuch mit Spannung verfolgt wird.09.05.2024 | 1:36 min
    Chinas Staatschef Xi Jinping kann zufrieden sein. Die letzte Etappe seiner Europareise führt ihn nach Ungarn. Wie zuvor in Serbien, erreicht er auch in Ungarn, was er wollte: mehr Einfluss. Salutschüsse, Militärkapelle - man zelebriert die langjährige Freundschaft.
    Dann aber, geht’s auch in Budapest ums Geschäft: Milliardendeals, verpackt in allerlei Abkommen, die bildstark in die wenigen zugelassenen Kameras gehalten werden. Lächeln, Handshake, Lächeln. Die Bilder haben Botschaften: Beide Länder wollen weiter zusammenwachsen, etwa bei Themen wie Atomkraft, Agrarwirtschaft, Automobilbau.

    Unsere beiden Länder haben heute eine allwettertaugliche und umfassende Partnerschaft vereinbart.

    Xi Jinping, chinesischer Präsident

    Was das konkret bedeutet, was genau in diesen Abkommen steht, die da im Blitzlichtgewitter übergeben werden, erklärt den Zuschauern niemand. Nur, was sie bewirken sollen.

    Wenn Ungarn auf die Gewinnerstraße zurückkehren soll, brauchen wir Verbündete, Investoren, Handelspartner und die fortschrittlichste Technologie der Welt.

    Viktor Orbán, ungarischer Regierungschef

    Xi Jinping mit Emmanuel Macron in Frankreich
    Der chinesische Präsident Xi Jinping ist für einen Staatsbesuch nach Frankreich gereist. Es ist der erste Europa-Besuch seit der Corona-Pandemie. Die Gesprächsthemen sind heikel.06.05.2024 | 1:45 min

    EU ist kaum noch ein Partner für Ungarn

    Seit 20 Jahren ist Ungarn ein Mitglied der Europäischen Union. Den starken Partner, den sich Orbán heute für sein Land wünscht, sieht er in der EU nicht mehr. Noch immer hält Brüssel knapp 20 Milliarden Euro wegen Ungarns rechtsstaatlicher Defizite zurück. Zehn Milliarden wurden Ende letzten Jahres zwar freigegeben, allerdings in Tranchen und an Bedingungen geknüpft.
    "Wenn Ungarns Regierung mit der EU nicht einig wird und kein Geld bekommt, dann verlässt sie sich in Zukunft lieber auf chinesisches Geld", sagt der Politikwissenschaftler Dániel Mikecz vom Institute for Political Science Budapest. Damit könnte sich China einen bestimmten Vorteil verschaffen:

    China kann diesen Einfluss nutzen, um ein Bein in der Europäischen Union zu haben.

    Dániel Mikecz, Politikwissenschaftler vom Institute for Political Science Budapest

    Chinas Xi mit Ungarns Orban in Budapest.
    Ungarn ist der wohl engste EU-Partner Chinas. Sie verbinden Wirtschaftsinteressen: China will in Ungarn E-Autos produzieren, Ungarn wird Teil eines chinesischen Mega-Projekts. 09.05.2024 | 1:39 min

    Viktor Orbán braucht Geld

    Xi macht es Orbán deutlich leichter. Er bietet unkomplizierte Zusammenarbeit und günstige Kredite. Angebote, die Orbán nicht ausschlagen kann. Er braucht Erfolge, denn die Wirtschaft lahmt: 2023 lag die Inflation in Ungarn bei 17,5 Prozent - die Staatsschulden stiegen auf 142 Milliarden Euro.
    Doch wegen des Verdachts der Vetternwirtschaft, der grassierenden Korruption und des nationalistischen Gebarens Orbáns, halten sich Investoren vor allem aus der EU zurück. China will die Lücke füllen, war im letzten Jahr der größte Investor. Vor allem im Bereich Batteriebau. Im Osten Ungarns, in der Stadt Debrecen, ist China omnipräsent. Gleich mehrere chinesische Batteriewerke für Elektrofahrzeuge sind hier im Bau oder geplant.
    Die Nachbarn und Anwohner dieser Werke hier befürchten eine Umweltkatastrophe. Menschen wie Enikő Pásztor. Die ehemalige Lehrerin hat sich einen kleinen Bio-Garten angelegt, mit dem will sie ihre Rente aufbessern. Nun muss sie befürchten, dass wegen der Fabriken ihre Brunnen austrocknen und Gift in die Böden gelangt: "Sie sind zu groß und zu nah. Es gibt praktisch nichts, was die Fabrik am Laufen halten könnte. Wir haben nicht genug Wasser, wir haben nicht genug Energie."
    Der Umweltschutz, sagt Enikő Pásztor, werde durch Korruption umgangen. Und die Justiz half ihnen bisher auch nicht.
    Peter Magyar hält eine Rede auf einer Bühne
    Der ungarische Präsident Viktor Orbán hat in dem Ex-Diplomaten Petér Magyar einen neuen Herausforderer. Er wirft dem Staat Korruption und Misswirtschaft vor.05.05.2024 | 1:33 min

    China will in der EU mitspielen

    Es sind die Schattenseiten der schnellen und unkomplizierten chinesischen Investitionen, die auch in Serbien zu besichtigen sind, das Xi zuvor besuchte: Die Menschen erhalten keine Einblicke in Verträge und Vorgänge. Und eine für Korruption anfällige Regierung öffnet den finanzstarken Partnern aus Asien Tür und Tor.
    Und so waren die Giga-Fabriken auch Thema bei der letzten großen Demo gegen die Regierung Orbán in Debrecen. Ungarns neuer schillernder Oppositionspolitiker Petér Magyar sprach aus, was auch für Experten plausibel erscheint:

    Warum kamen die Batteriefabriken denn hierher? Auch, weil die Chinesen einen Fuß in der Tür der Europäischen Union haben wollen.

    Péter Magyar, Oppositionspolitiker

    Beobachter bestätigen: Xi will sich offenbar der EU als Alternative zu den USA anbieten. Ein willfähriges Ungarn könnte ihm dabei als Trojanisches Pferd dienen. Genau wie Serbien, sollte es je der EU beitreten.
    Christian von Rechenberg ist ZDF-Korrespondent im Südosteuropa-Studio.

    Staatsbesuch in Belgrad
    :Warum Serbien Chinas Präsidenten Xi hofiert

    Chinas Präsident Xi Jinping hat Serbien besucht und dabei demonstrativ die enge Partnerschaft zum EU-Beitrittskandidaten betont. Dieser erntet dafür vielseitige Kritik.
    Aleksandar Vucic begrüßt Xi Jinping auf dem Flughafen in Belgrad
    mit Video

    Mehr zu Xi Jinping