Kabinett billigt Solarpaket: Gute Nachrichten für Balkonien

    Solarpaket im Kabinett gebilligt:Gute Nachrichten für Balkonien

    von Winnie Heescher
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    Am Mittwoch hat das Kabinett ein Gesetzespaket verabschiedet, auf das vor allem Menschen mit Balkonkraftwerken warten: Vom Stecker bis zur Einspeisung soll’s nun leichter werden.

    Sonne spiegelt sich in Solarzelle
    Balkonkraftwerke sollen bald unkomplizierter ans Netz gehen, auch landwirtschaftliche Flächen stehen im Fokus. Das hat das Bundeskabinett mit dem Solarpaket 1 beschlossen.16.08.2023 | 1:48 min
    Vor zehn Jahren waren es noch Technik-Nerds, jetzt wollen es viele: das eigene Solarkraftwerk auf dem Balkon. Nur gab es bislang große Hürden zu überwinden, die es manchem verleidete, die Anschaffung zu tätigen. Andere investierten das Geld, waren damit aber rechtlich auf dem eigenen Balkon auf hoher See – weil es so manches bürokratische Hemmnis gab.
    Diese Hürden will die Bundesregierung nun abbauen mit einem neuen Gesetz, das kurz gesagt "Solarpaket 1" heißt und am Mittwoch im Kabinett auf den Weg gebracht wurde. Ziel ist es, "den Ausbau der Photovoltaik zu erleichtern und zu beschleunigen", heißt es da förmlich. Das eigentliche Ziel ist, mehr als 50 identifizierte Bürokratiehürden zu überwinden, frei nach dem Motto: endlich weniger Büroklammer, mehr Solarstrom!

    Tipps für ein Balkonkraftwerk
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    Anmeldung entfällt, mehr Watt und Sparen möglich

    Balkonkraftwerke sollen möglichst unkompliziert in Betrieb genommen werden können. Das heißt, die vorherige Anmeldung beim Netzbetreiber soll entfallen und für das Marktstammdatenregister sollen nur wenige Daten angegeben werden müssen. Auch dürfen diese Anlagen, die sich auch auf Terrassen oder Fassaden befestigen lassen, künftig höhere Leistung haben als bisher, statt 600 sind es nun 2.000 Watt.
    Außerdem sollen nach den Plänen rückwärtsdrehende Stromzähler geduldet werden – das heißt, die Pflicht zum digitalen Zähler entfällt, und durch das Rückwärtslaufen der klassischen Zähler können Nutzer für jede eingespeiste Kilowattstunde sparen – zumindest bis der Netzbetreiber diesen austauscht.

    Fester Schlüssel für Nutzung bei Mehrfamilienhäusern

    Bislang war es bei Mehrfamilienhäusern kompliziert. Es brauchte einen, der den Solarhauswart für alle übernahm: komplizierte Abrechnung, Lieferung des Rest-Stroms. Nun soll der Strom vom Dach eines Mehrfamilienhauses nach einem festen Schlüssel auf alle Nutzer verteilt werden.
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    Auch für Gewerbeimmobilien soll das Verfahren erleichtert werden. Außerdem sollen große Anlagen mit hohem Eigenverbrauch profitieren, die Pflicht zur Direktvermarktung entfällt: Anlagen von 100 Kilowatt können ihre Überschussmengen ohne Vergütung, aber auch ohne Kosten, an den Betreiber weitergeben.

    Schutzkontaktstecker: Schukostecker langfristig möglich

    Bislang bestanden der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) und viele Experten darauf, dass ein sogenannter Wielandstecker verwendet werden sollte, ein dreipoliger Stecker, der mehr Sicherheit bringen soll. Wielandstecker heißt aber auch: höhere Kosten plus Installation durch Elektrofachleute.
    Jetzt verlautet es aus dem Bundeswirtschaftsministerium, es sei das Ziel, Balkon-Photovoltaik auch mit dem normalen Schukostecker zu ermöglichen. Diese Frage soll aber nicht rechtlich im Gesetz geregelt werden – also nicht Schuko- oder Wieland – sondern in technischen Normen geregelt werden. Da heißt es also noch ein bisschen warten.
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    Wann geht’s los?

    Das entsprechende Gesetz könnte im Herbst im Parlament beraten und womöglich Anfang 2024 in Kraft treten. Das alles soll natürlich dem großen Ziel dienen: den Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch auf 80 Prozent bis 2030 zu steigern. Der einzelne Balkonkraftwerksbetrieb soll das im Geldbeutel spüren:
    Zehn bis 20 Prozent der jährlichen Stromkosten lassen sich nach Rechnung von Fachleuten mit so einem Kraftwerk auf Balkonien einsparen. Wenn die Solarzellen richtig ausgerichtet sind – und die Sonne scheint!
    Winnie Heescher ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio.

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