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Britischer Ex-Minister : "Faule Ärsche": Aufregung um Corona-Chats

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Der britische Ex-Gesundheitsminister Hancock hat sich in der Corona-Pandemie über Lehrer und Quarantäne-Maßnahmen lustig gemacht. Das geht aus Chat-Verläufen hervor. Eine Analyse.

Matt Hancock
In den Chat-Verläufen von Matt Hancock kommt nicht nur der Ex-Gesundheitsminister schlecht weg.
Quelle: ap

Matt Hancock ist ein Politiker, der die Briten an Zeiten erinnert, an die sie eigentlich lieber nicht erinnert werden wollen. Matt Hancock war nämlich Gesundheitsminister zu den Hochzeiten der Corona-Krise mit zahlreichen Lockdowns und noch viel mehr Toten - den meisten in Europa.

Das Dumme an Matt Hancock aber ist, dass er sich den Briten immer wieder neu in Erinnerung ruft. Sei es durch die Affäre mit einer Mitarbeiterin im Ministerium mit anschließender Trennung von seiner Ehefrau, seinen Auftritt im Dschungel-Camp, wo er sich für keine noch so unappetitliche Herausforderung zu schade war und es unter die letzten Vier schaffte oder die Veröffentlichung seiner sogenannten Corona-Tagebücher, die allerdings kaum ein Mensch wirklich lesen wollte. Und genau hier wird es pikant.

Verfasst hatte er letztere nämlich mit Hilfe einer Ghostwriterin, der Journalistin Isabel Oakeshott. Die hat nun rund 100.000 WhatsApp-Nachrichten, die Hancock ihr zur Verfügung gestellt hatte, an die Zeitung "The Daily Telegraph" weitergereicht. Und die werden im Königreich zurzeit sehr wohl gelesen, seit die Tageszeitung entsprechende Auszüge jeden Morgen mit diebischer Freude veröffentlicht.

Die Chat-Verläufe von Hancock in Auszügen

Dabei kommt nicht nur Matt Hancock schlecht weg, sondern auch nahezu jeder, der mit ihm in Kontakt gestanden hat. Da wäre zum Beispiel der Austausch mit dem Obersten Regierungsbeamten der Downing Street Simon Case, in dem man sich über die Opfer der Quarantäne-Maßnahmen für Reiserückkehrer lustig machte, die sich mit dem Abstieg vom Erste-Klasse-Flug zum Billighotel arrangieren mussten.

Oder Hancocks rustikaler Wortwechsel mit dem damaligen Erziehungsminister Gavin Williamson, bei dem man sich offensichtlich einig war, dass es sich bei den Vertretern der Lehrergewerkschaft um "faule Ärsche" handele.

Aufschlussreich auch die Diskussion Hancocks mit einem seiner Berater darüber, wann und auf welche Weise man die Nachricht von der Verbreitung der ansteckenderen Kent-Variante des Virus (später Beta-Variante genannt) öffentlich machen solle. Am besten so, "dass die Leute sich in die Hosen machen", schlug der Gesundheitsminister da vor.

Journalistin ist Lockdown-Gegnerin

Es drängen sich Fragen auf: Wie kann man nur so - gelinde gesagt - leichtfertig sein, derartige Regierungs-Interna einer Frau anzuvertrauen, die bekannt dafür ist, ihre Quellen zu verraten? Von zwei prominenten Fällen ähnlicher Art in der Vergangenheit hätte Hancock wissen müssen. Zumal Isabel Oakeshott - und das ist ebenfalls bekannt - eine dezidierte Lockdown-Gegnerin ist.

Dass sie mit der Veröffentlichung des Materials wohl eine gewisse Agenda verfolgt, wird sich wohl schwer von der Hand weisen lassen. Und Querdenker-Kreisen wird damit nur Tür und Tor geöffnet. Man habe ja schon immer gesagt, dass die Regierung nur nach einem Vorwand gesucht hatte, alle einzusperren, lauten da nur die mildesten aller Verschwörungsthesen.

Seit Beginn der Pandemie sind Verschwörungsmythen in der öffentlichen Debatte präsent.

Beitragslänge:
44 min
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Hancock: WhatsApp-Nachrichten aus Kontext gerissen

Matt Hancock bestreitet die Echtheit der Nachrichten keineswegs. Schließlich hat er sie ja selbst freiwillig herausgerückt. Er hält sie aber in dieser Form veröffentlicht für "aus dem Kontext gerissen".

So richtig Neues und Sensationelles haben die Minister-WhatsApps bisher noch nicht ans Tageslicht gebracht. Da steht nichts, was man nicht irgendwie schon geahnt hätte. Doch wer nach weiteren Belegen sucht, mit wie viel Herablassung die Briten in den letzten Jahren regiert worden sind, wird bei Matty Hancocks WhatApps definitiv fündig.

Yacin Hehrlein ist Korrespondent im ZDF-Studio in London.

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