Nach langem Ringen: Bundesrat stimmt Wachstumspaket zu

    Nach langem Ringen:Bundesrat stimmt Wachstumspaket zu

    |

    Der Bundesrat hat dem Wachstumschancengesetz mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Die Ampel bekannte sich zuvor in einer Protokollerklärung zu Maßnahmen für Landwirte.

    Gebäude des Bundesrats
    Nun sind neue steuerliche Anreize unter anderem für die Forschung und den Wohnungsbau möglich.22.03.2024 | 0:20 min
    Das milliardenschwere Wachstumspaket mit Steuerentlastungen und Bürokratieabbau für Unternehmen ist beschlossen. Der Bundesrat stimmte dem sogenannten Wachstumschancengesetz am Freitag nach Gesprächen im Vermittlungsausschuss mehrheitlich zu.
    Finanz-Staatssekretärin Katja Hessel bezeichnete den gefundenen Kompromiss als ausgewogen. "Er sendet das dringende Signal, das die Wirtschaft jetzt braucht", betonte sie in ihrer Rede vor den Ländervertretern.
    Friedrich Merz
    Die Ampel streitet über den Weg aus der Wirtschaftsflaute, während die Union das sogenannte Wachstumschancengesetz blockiert.25.02.2024 | 4:00 min

    Wachstumspaket soll Firmen entlasten

    Ursprünglich sollte das Gesetz ein milliardenschwerer Rundumschlag für alle Branchen sein, der Firmen in der Rezession entlastet und Investitionen in den Klimaschutz anregt. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte fast 50 Maßnahmen vorgeschlagen. In der Vermittlung zwischen Bundestag und Bundesrat wurde das Volumen von einst geplanten sieben Milliarden Euro auf 3,2 Milliarden pro Jahr zusammengestrichen. Auch eine Prämie für Klimaschutz-Investitionen soll es nun nicht geben.
    Lindner erklärte nur Minuten später auf dem Kurznachrichtendienst X, das Paket sei zwar ein wichtiges Signal. "Aber sein Volumen ist wesentlich kleiner als ursprünglich von mir geplant." Es müssten nun weitere Schritte folgen, um die Lage der Wirtschaft zu verbessern. "Wir arbeiten daran", versprach der FDP-Politiker.

    Lindner zum Wachstumspaket auf X

    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Das Gesetz sieht unter anderem weiterhin eine steuerliche Forschungsförderung, eine bessere Anrechenbarkeit von Verlusten bei der Steuererklärung und den Abbau bürokratischer Hürden vor. Zudem sollen Meldeverfahren und Buchführungspflichten vereinfacht werden.
    Marie-Christine Ostermann
    "Wir brauchen Wachstumsimpulse", so Marie-Christine Ostermann, Präsidentin "Die Familienunternehmer". Sie kritisiert die Blockade der Union beim Wachstumschancengesetz . 23.02.2024 | 5:34 min

    Scholz: "Wichtiges Zeichen für unsere Wirtschaft"

    Bundeskanzler Olaf Scholz wertete das Gesetz als "wichtiges Zeichen für unsere Wirtschaft und eine erfolgreiche Zukunft des Landes". Es werde Unternehmen helfen, in angespannten Zeiten in Forschung, Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum zu investieren, sagte der Politiker von SPD.
    Auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), die den Vermittlungsausschuss mit geleitet hatte, unterstrich:

    Die Wirtschaft braucht dringend diese Impulse.

    Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern (SPD)

    Von links: Christian Lindner, Bertram Kawlath, Maybrit Illner, Ricarda Lang, Clemens Fuest
    Zu Gast bei Maybrit Illner: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Grünen-Chefin Ricarda Lang sowie VDMA-Vize Bertram Kawlath und der Präsident des Münchner ifo Instituts, Clemens Fuest.22.02.2024 | 63:08 min
    Wirtschaft vor dem Absturz - Ampel ohne Kurs? Sehen Sie die Diskussion bei Maybrit Illner in voller Länge:

    Abbau von Agrardiesel-Subvention ebenfalls beschlossen

    CDU und CSU hatten ihre Zustimmung zum Wachstumspaket zunächst davon abhängig gemacht, dass die Bundesregierung den Abbau von Subventionen für Agrardiesel zurücknimmt. Bisher können sich Betriebe die Energiesteuer für Diesel teilweise zurückerstatten lassen - mit einer Vergütung von 21,48 Cent pro Liter.
    Um eine Milliardenlücke im Bundeshaushalt zu stopfen, hatte die Ampel-Koalition eine schrittweise Streichung beschlossen. Für im Jahr 2026 verbrauchte Mengen soll es keine Subventionen mehr geben. Dabei bleibt es nun trotz des Protests aus CDU und CSU. Die Länderkammer entschied sich dagegen, erneut den Vermittlungsausschuss anzurufen.
    Thorsten Frei  CDU  | Erster Parlamentarischer Geschäftsführer Unionsfraktion
    Thorsten Frei, CDU, kritisiert das Wachstumschancengesetz: "Wir würden gerne die Wirtschaft im Gesamten entlasten. Deshalb muss man zu einer anderen Lösung kommen."22.03.2024 | 6:44 min

    Hermann: Landwirtschaft muss sich verraten fühlen

    Die parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium, Katja Hessel (FDP), hatte die Union vorher deutlich kritisiert:

    Ich kann aber nicht verstehen, wie man Sachen in Geiselhaft nehmen kann und dafür ein ganzes Land stillstehen lassen kann.

    Katja Hessel, Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium (FDP)

    Der bayerische Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) hingegen kritisierte die Ampel scharf:

    Die Landwirtschaft muss sich wirklich bei dieser Bundesregierung verraten und verkauft fühlen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

    Florian Herrmann, Chef der bayerischen Staatskanzlei (CSU)

    Michael Kellner
    Die Union blockiert derzeit das sogenannte Wachstumschancengesetz der Ampel. Der Saatssekretär im Wirtschaftsministerium, Michael Kellner (B'90/Grüne), findet das unverantworlich.25.02.2024 | 0:26 min

    Ampel stellt Entlastungen für Bauern in Aussicht

    Die Länder erwarten nun, dass die Bauern auf anderem Weg entlastet werden. Man habe sich bereits auf einzelne Punkte verständigt, betonte Hessel. In einer Protokollerklärung, die der dpa vorliegt, wurden zehn Punkte genannt, die "zügig umzusetzen" seien.
    Dazu gehört etwa die Erleichterungen bei Düngeregeln und weniger Dokumentationspflichten für Tierhalter. Außerdem soll die sogenannte Tarifglättung für sechs Jahre wieder eingeführt werden. Bei der Berechnung der Einkommensteuer wird dann nicht nur ein Steuerjahr herangezogen, sondern mehrere. Dadurch können Ertragsausfälle zum Beispiel durch extremes Wetter ausgeglichen werden.
    Traktoren fahren bei Schneefall bei einer Demonstration von Bauern über eine Straße. Auf einem Traktor haben Landwirte dabei ein Schild mit der Aufschrift "Farmers For Future" befestigt.
    Die Proteste der Landwirte gegen die Sparpläne der Bundesregierung haben begonnen. In fast allen Bundesländern gibt es Traktorblockaden und Verkehrsbehinderungen.08.01.2024 | 1:51 min
    Quelle: dpa

    Mehr zur Lage der deutschen Wirtschaft