Bundestag stimmt für neues Namensrecht

    FAQ

    Bundestag für neues Namensrecht:Mehr Doppelnamen, mehr Entscheidungsfreiheit

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    Ehepaare können bislang keinen Doppelnamen aus ihren Nachnamen bestimmen. Das wird sich ändern - auch für Kinder. Der Bundestag stimmte für eine Reform des Namensrechts.

    Familie spaziert durch einen Park in Ludwigsburg bei Stuttgart. Archivbild
    Familien könnten bald einen Doppelnamen als Familiennamen tragen können.
    Quelle: AP

    Wer seinen Namen etwa bei Heirat oder Adoption ändert, bekommt mehr Entscheidungsfreiheit. Der Bundestag stimmte an diesem Freitag in Berlin mit den Stimmen der Regierungsfraktionen SPD, Grüne und FDP für eine Reform des Namensrechts. Die AfD votierte dagegen.
    "Ehepaare können ihre Verbundenheit künftig durch einen gemeinsamen Doppelnamen ausdrücken", erklärte Bundesjustizminister Marco Buschmann. "Eltern können ihren Kindern künftig einen Doppelnamen geben, der sich aus ihren Familiennamen zusammensetzt", sagte der FDP-Politiker. Auch für Kinder ändert sich einiges.
    Ein Überblick über die bisherige Namensregelung und die geplanten Neuerungen - und was diese für Ehepaare und Kinder bedeuten:

    Wie sieht die bisherige Namensregelung aus?

    Ehepaare sollen grundsätzlich einen gemeinsamen Familiennamen, den sogenannten Ehenamen, wählen, der von beiden geführt wird. Bestimmen die Ehegatten keinen, so führen sie ihren zur Zeit der Eheschließung geführten Namen auch danach. Ehename kann entweder der Geburtsname oder der aktuell geführte Nachname eines der Ehepartner sein.
    Der- oder diejenige, deren oder dessen Nachname nicht zum Ehenamen bestimmt wurde, kann diesen als Begleitnamen vor oder nach dem Ehenamen führen. Die Ehegatten können aber keinen Doppelnamen aus ihren beiden Nachnamen bestimmen. Ausnahmen gelten bei Geschiedenen oder Verwitweten, die einen Doppelnamen aus einer früheren Ehe führen und erneut heiraten.
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    Wie ist die Regel bisher bei Kindern?

    Bei verheirateten Eltern mit Ehenamen bekommt das Kind diesen als Geburtsnamen. Wenn die Eltern keinen Ehenamen haben, muss bei der Geburt entschieden werden, welchen Geburtsnamen das Kind bekommen soll.
    Ob mit oder ohne Ehename der Eltern kann das Kind nur den Nachnamen eines Elternteils als Geburtsnamen bekommen. Ein Doppelname als Geburtsname des Kindes ist nicht möglich. Lassen sich Eltern scheiden, ist das Kind weiterhin an den Ehenamen und damit den Geburtsnamen gebunden.
    Marco Buschmann
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    Welche Neuregelung ist nun konkret geplant?

    Eheleute, die nur einen einzigen Ehenamen wählen wollen, können dies weiterhin tun. Neu ist aber, dass Verheiratete künftig auch Doppelnamen als Ehenamen führen dürfen - im Regelfall verbunden durch einen Bindestrich, auf Erklärung der Eheleute aber auch ohne Bindestrich. "Das Namensrecht wird damit dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach einer solchen Wahlmöglichkeit gerecht", heißt es im Gesetzentwurf.
    Der Doppelname soll standardmäßig auch zum Geburtsnamen eines Kindes werden, sofern die Eltern keinen Geburtsnamen festgelegt haben. Im Falle einer Scheidung sollen Kinder der Namensänderung eines Elternteils folgen können. Das soll sowohl für minderjährige als auch für volljährige Kinder gelten und dürfte primär für diejenigen gedacht sein, die nach der Scheidung überwiegend bei dem Elternteil leben, das den Ehenamen abgelegt hat.
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    Welche Änderungen zielen auf einzelne ethnische Minderheiten?

    Die Bundesregierung will der Selbstbestimmung und Inklusion von Menschen Rechnung tragen, in deren Kulturkreisen Familiennamen traditionell nach dem Geschlecht abgewandelt werden. Diese Option sieht das neue Gesetz nun vor. Damit ist beispielsweise für die sorbische Volksgruppe die Anfügung der Endung "-owa" und "-ina" bei Frauen möglich.
    Die friesische Minderheit bekommt neue Möglichkeiten, ihre Tradition und Herkunft in abgeleiteten Namen abzubilden - etwa der Nachname "Jansen", wenn der Vorname des Vaters "Jan" lautet. Auch Namensgebungen nach dänischer Tradition, die den Familiennamen eines nahen Angehörigen berücksichtigen, sind möglich. Entgegen der Tradition können jeweils auch weibliche Namen als Ausgangspunkt gewählt werden.
    Quelle: AFP

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