"Ehe für Alle" in Deutschland: Wie es vor 25 Jahre begann

    25 Jahre "Hamburger Ehe":Der erste Schritt zur Ehe für alle

    von Daniel Thoma
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    Vor 25 Jahren dürfen sich zum ersten Mal in Deutschland homosexuelle Paare das Jawort geben. Die sogenannte "Hamburger Ehe" ist ein symbolischer Akt mit weitreichenden Folgen.

    Rheinland-Pfalz, Mainz: Bettina (l) und Jennifer Leybold, Donnersbergkreis, sitzen zusammen auf der Regenbogen-Bank.
    Dass heute die Ehe für alle möglich ist, begann vor 25 Jahren in Hamburg. Die "Hamburger Ehe" war der Vorläufer für die gleichgeschlechtliche Ehe in ihrer heutigen Form.
    Quelle: dpa

    6. Mai 1999, Bezirksamt Hamburg Eimsbüttel. Angela Gobelin und ihre Partnerin Verena Lappe treten vor den Standesbeamten. Sie gehören zu den ersten sieben gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich in Deutschland offiziell das Jawort geben. Es waren die ersten "Hamburger Ehen". "Wir waren sehr aufgeregt" erinnert sich Gobelin. "Die ganze Presse, die da war. Wie viele Mikros und Kameras da waren, das war überwältigend". Sie habe an diesem Tag gemerkt, dass sie an etwas Historischem beteiligt war.

    Man hat da mitgewirkt, Geschichte für Schwule und Lesben zu schreiben.

    Angela Gobelin

    Gleichgeschlechtliche Ehe begann mit "Hamburger Ehe"

    Dabei war die "Hamburger Ehe" eigentlich gar keine richtige Ehe, sondern lediglich ein symbolischer Eintrag in ein eigens dafür geschaffenes Partnerschaftsbuch der Stadt. Sie gab den Paaren keine zusätzlichen Rechte oder Pflichten und hatte auch keinen Einfluss auf den Personenstand. Dennoch ging sie in die Geschichte ein als wegweisender Schritt auf dem Weg zur Ehe für alle.
    "Die Hamburger Ehe war der Türöffner" meint Farid Müller. Der Grünen-Abgeordnete war 1999 einer von zwei offen homosexuellen Abgeordneten in der Hamburger Bürgerschaft. Der andere war Lutz Johannsen von der SPD. Beide gelten als Wegbereiter der "Hamburger Ehe", die namentlich erstmals im Wahlprogramm der Grünen für die Bürgerschaftswahl 1997 auftauchte.
    Die SPD war zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit. "Als ich in die Fraktion gekommen bin, ich glaube, manche haben gedacht, ich komme im Tutu oder geschminkt" erinnert sich Johannsen, der damals noch Kretschmann hieß. Später nahm er den Namen seines Ehemannes an. Dennoch schafft es das Vorhaben einer eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare in den rot-grünen Koalitionsvertrag. Zwei Jahre später, am 8. April 1999, beschließt der Senat unter SPD-Bürgermeister Otwin Runde die "Hamburger Ehe" gegen den Widerstand der CDU.
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    Noch fünf Jahre zuvor bestand der aus der Kaiserzeit stammende Paragraph 175, der Homosexualität unter Männern für strafbar erklärte. Nun war der Weg frei für die ersten offiziellen Eintragungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Dabei wirkte die Hamburger Ehe auch weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus.

    Wäre das hier schiefgegangen oder hätte es gar nicht stattgefunden, bin ich nicht sicher, ob wir 2001 mit der SPD die eingetragene Lebenspartnerschaft hingekriegt hätten.

    Farid Müller

    Demnach sei der Erfolg der "Hamburger Ehe" für die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder ein entscheidender Stimmungstest gewesen. Auch Lutz Johannsen betont die weitreichenden Folgen der "Hamburger Ehe".

    Sie strahlte aus Hamburg in die ganze Republik. Damit war die Diskussion um die Ehe für alle endgültig eröffnet.

    Lutz Johannsen

    Sorge wegen queerfeindlicher Übergriffe

    Diese Diskussion führte 2001 zur eingetragenen Lebenspartnerschaft und fand 2017 mit der Einführung der Ehe für alle ihr vermeintliches Ende. Dennoch blicken diejenigen, die sich vor 25 Jahren für die "Hamburger Ehe" einsetzten, auch mit Sorge auf die aktuelle Zeit. "Die Stimmung ist gespalten", meint etwa Farid Müller.

    Einerseits gibt es schon mehrheitlich Akzeptanz von lesbischen und schwulen Lebenspartnerschaften. Gleichzeitig haben wir eine sehr aktive Minderheit, die auch gewalttätig ist gegen queere Menschen.

    Farid Müller

    Auch Johannsen sagt, er sei besorgt über die immer wiederkehrenden Anfeindungen und Übergriffe gegenüber queeren Menschen. "Da ist die Gesellschaft bei weitem noch nicht soweit wie sie sein sollte. Da müssen wir weiter dran arbeiten."

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