Nach TV-Duell: Brandmauer eingerissen oder Höcke demaskiert?
Nach umstrittenem TV-Duell:Brandmauer eingerissen oder Höcke demaskiert?
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Wem hat das umstrittene TV-Duell Voigt vs. Höcke genutzt? Das Echo ist gemischt: Der AfD-Chef will die "kommunikative Brandmauer" eingerissen haben - andere sehen ihn "entzaubert".
Das Fernseh-Duell zwischen AfD-Kandidat Björn Höcke und CDU-Kandidat Mario Voigt wurde erwartet hitzig. Beide wollen bei der Thüringer Landtagswahl Ministerpräsident werden.12.04.2024 | 1:50 min
Der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke hat gegenüber dem ZDF beim Rede-Duell zwischen ihm und dem Thüringer CDU-Vorsitzenden Mario Voigt einen Punktsieg geltend gemacht. Höcke wertet allein die Tatsache, dass das Duell zustande gekommen ist, als "wichtigen Schritt", sagte er am Tag danach in Berlin dem ZDF:
Mit dem Begriff "Brandmauer" bezeichnen die Parteien der demokratischen Mitte, insbesondere die CDU, die Absicht zur Abgrenzung von der AfD: Keine politische Zusammenarbeit und schon gar keine Koalition. Das gilt auf Landes- und auf Bundesebene.
Der Thüringer AfD-Spitzenkandidat, Rechtsaußen Björn Höcke, hat das TV-Duell mit CDU-Landeschef Mario Voigt als "kleines Einreißen der kommunikativen Brandmauer" bezeichnet.12.04.2024 | 0:17 min
Ramelow: Voigt hat TV-Duell missbraucht
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat das TV-Duell zwischen Voigt und dem Höcke dagegen kritisiert.
Höcke habe so Raum für seine Erzählungen in einer Welt bekommen, die er zutiefst verachte und bekämpfe. Ramelow, der bei der Landtagswahl im September erneut antritt, bezeichnete Höcke als "Nazi" und Voigt als einen Ministerpräsidentenanwärter, "der sich weiter vor der Frage drückt, ob er sich mit den Stimmen der AfD ins Amt wählen lassen würde oder nicht".
"Was bedeutet Remigration für Sie?", wird Björn Höcke beim TV-Duell gefragt. Der AfD-Mann überrascht mit einer völlig neuen Definition. Was steckt dahinter?12.04.2024 | 1:34 min
Zentralrat der Juden: TV-Duell hat Höcke geschadet
Eine positive Bewertung des Duells kam dagegen vom Zentralrat der Juden. "Das TV-Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt hat gezeigt, dass AfD-Funktionäre immer wieder mit ihren radikalen Ansichten konfrontiert werden müssen", sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Man dürfe nicht dabei stehen und zuschauen, wie sich die AfD einem bürgerlichen Publikum als vermeintlich gemäßigte Partei präsentieren will, "denn das ist sie nicht", sagte Schuster.
Friedrich Merz lobt Mario Voigt
Die Bundes-CDU nannte das TV-Duell am Donnerstagabend "wichtig". Voigt habe gezeigt, worum es gehe: "Ein vernünftiger politischer Neuanfang für Thüringen oder Chaos und Spaltung durch die angebliche Alternative", erklärte die CDU im Kurzbotschaftendienst X.
CDU-Chef Friedrich Merz hat Thüringens CDU-Landeschef Mario Voigt für seinen Auftritt im Fernsehduell mit dem AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke gelobt. Voigt habe das sehr, sehr gut gemacht und klargestellt, wo die Gefährdung für Demokratie und Volkswirtschaft liege, wenn Höcke und andere in Deutschland noch mehr politischen Einfluss bekämen, sagte Merz am Freitag bei "ProSieben Newstime".
Höcke habe entlarvt, was die AfD wolle. Mit der Bundesrepublik habe das nichts mehr zu tun. "Das geht gegen unsere Demokratie, das geht gegen die marktwirtschaftliche Ordnung unseres Landes. Das geht gegen die Mitgliedschaft in der Nato und vor allen Dingen die Mitgliedschaft in der Europäischen Union", sagte Merz.
Schlagabtausch vor der Landtagswahl in Thüringen: AfD-Kandidat Höcke und CDU-Kandidat Voigt treffen sich zum TV-Duell. Es geht unter anderem um den Europa-Kurs.11.04.2024 | 2:50 min
Wissenschaftler: TV-Duell hat Höcke demaskiert
Nach Ansicht des Dresdner Politikwissenschaftlers Hans Vorländer ist AfD-Rechtsaußen Björn Höcke im TV-Duell vor allem in der Europa- und Migrationspolitik demaskiert worden. "Es ist deutlich geworden, wie rassistisch, nationalistisch und völkisch Höcke argumentiert - und dass solche Positionen dem Land schaden und nicht nützen", sagte Vorländer der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Dem völkischen Nationalismus des wohl umstrittensten AfD-Politikers habe Voigt einen Thüringer Patriotismus entgegengesetzt. "Man kann Patriot sein, ohne nationalistisch zu sein."