“WarRoom Berlin” geplant: Warum Bannon der AfD helfen will

    "WarRoom Berlin" geplant:Warum Steve Bannon der AfD helfen will

    Anna-Kleiser mit Mütze, Fluss/ Hafenviertel im Hintergrund
    von Anna Kleiser, Washington D. C.
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    Trumps Ex-Berater Bannon will sich in deutsche Politik einmischen und einen Podcast starten. Sein Ziel: Der AfD helfen. Er sagt, seine Kontakte in der Partei seien begeistert.

    Steve Bannon steht auf einer Bühne am Punkt und spricht mit erhobenem Zeigefinger - im Hintergrund ist eine große US-Flagge zu sehen.
    Steve Bannon will seinen Einfluss in Europa ausweiten.
    Quelle: AP

    Steve Bannon hat in Deutschland einen Job zu vergeben. Der ehemalige Berater von Donald Trump will seine Talkshow auf deutsches Publikum ausweiten. Aktuell sucht er noch nach einem Host für den "WarRoom Berlin". 2025 soll es losgehen, sagt er ZDFheute.
    Bannon, der in den USA schon lange von einer großen nationalistischen Bewegung spricht, sieht in Deutschland mehr Potenzial - für seine Plattform und für die AfD. Er will die "rechte Internationale" nach wie vor.
    Deutschland ist nicht das einzige Land, in das er seinen Podcast ausweiten möchte. Er nennt zudem Ungarn, Frankreich, Italien, Großbritannien und auch Städte wie Jerusalem.
    Es ist nicht Bannons erster Versuch, in europäischer und deutscher Politik mitzumischen, aber sein neuester Anlauf.
    Steve Bannon speaks as conservative leaders and personalities attend Turning Point USA's AmericaFest 2023 in Phoenix, Arizona, U.S. December 17, 2023.
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    Was Bannon damit erreichen will

    In den USA bestimmt Bannon mit seinen täglichen Talksendungen die Agenda für Trumps MAGA-Bewegung (kurz für Make America Great Again). Die wichtigsten Trumpisten sind regelmäßig zu Gast. In den USA rechnet er mit einem Erdrutschsieg für Trump im November.

    Steve Bannon und Donald Trump
    Quelle: ap

    ... genannt Steve Bannon ist eine der einflussreichsten Stimmen im ultra-konservativen Lager. Er hetzt seit Jahren mit Verschwörungserzählungen und Falschinformationen. Er verbreitet etwa die Lüge, die Präsidentschaftswahl 2020 sei gestohlen worden - wofür es keine Beweise gibt.

    Bannon war Gründer der Internetplattform "Breitbart" und wurde 2016 zum Chefstrategen im Wahlkampf von Donald Trump. Nach der Wahl ernannte Trump ihn zum Chefstrategen im Weißen Haus, nach einigen Wochen kam es zum Bruch. Bannon feierte sein Comeback als Talkshowhost, sein Podcast "WarRoom" gehört zu den erfolgreichsten politischen Podcasts in den USA. 2022 war Steve Bannon wegen Missachtung des Kongresses bei einem Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das Kapitol zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er bleibt jedoch bis zum Ausgang eines Berufungsverfahrens auf freiem Fuß.

    Sein Ziel ist aber nichts Geringeres als eine globale rechtspopulistische Revolution. In der Europawahl sieht er einen ersten Test vor der kommenden US-Wahl, sagt er. Und Deutschland sei der Schlüssel zu Europa.
    Auch deshalb beobachtet er die politischen Entwicklungen in Deutschland seit Jahren. In einem ZDF-Interview Anfang des Jahres lobte er die Alternative für Deutschland als Teil der "globalen populistischen Revolte". Er sagte, die AfD sei zwar nicht die bestorganisierte Partei, aber die Menschen in Deutschland und Europa hätten die Schnauze voll. Das will er ausnutzen.
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    AfD äußert sich nicht zu Bannons Plänen

    Bis zu 60 Prozent Umfrage-Potenzial vermutet Bannon für die AfD in Deutschland, hat er gegenüber dem Spiegel am Wochenende gesagt. Sein Podcast soll helfen, das Realität werden zu lassen - auch wenn Politologen skeptisch sind. Er wolle eine "populistische, nationalistische Perspektive auf Nachrichten, Wirtschaft, Geopolitik und Kapitalmärkte bieten." Seine Wortwahl gewohnt drastisch:

    Das deutsche Volk verdient eine Medienplattform, die es nicht wie hirnlose Zombies behandelt. 

    Steve Bannon 

    Er habe durchweg tolles Feedback für seine Pläne bekommen, betont Bannon gegenüber ZDFheute.

    Die AfD-Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind sehr begeistert von WarRoom Berlin.

    Steve Bannon 

    Die AfD will sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern. Kontakte zwischen Bannon und Parteimitgliedern gibt es schon lange.
    2018 traf er bereits Alice Weidel, damals noch nicht Partei- sondern Fraktionschefin und ein Jahr später auch Tino Chrupalla, damals ebensowenig im Vorsitz. Besonders Bannons Erfahrungen mit politischer Kommunikation und alternativen Medien seien interessant gewesen, hieß es damals aus Weidels Büro.
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    Bannons Einfluss in Europa

    Nachdem Bannon 2017 von Trump aus dem Weißen Haus geworfen wurde, lag sein Fokus schon einmal auf Europa. Er gründete eine Stiftung und wollte eine Kaderschmiede in Italien aufbauen, mit der er letztendlich scheiterte. Seine paneuropäische rechte Bewegung sollte Europa bei den Wahlen 2019 erschüttern - damals ohne Erfolg.
    Dennoch hat er sich weltweit ein breites Netzwerk zu rechten bis rechtsextremen Bewegungen und Parteien aufgebaut. Zuletzt auch zu sehen beim jährlichen Treffen der Rechtskonservativen, CPAC, in Washington. Auf der Bühne auch der Brite Nigel Farage, Ex-Chef der europafeindlichen Partei Ukip. 2019 betonte dieser in einem ZDF-Interview wie eng die Zusammenarbeit mit Bannon beim Brexit gewesen sei.

    Zuvor hatte ich keinerlei Verbündete in den Medien, keine Stimme. Dann half uns Steve.

    Nigel Farage 2019  

    Wie Bannon MAGA groß gemacht hat

    Der US-Journalist Isaac Arnsdorf hat heute ein Buch über den Feldzug der MAGA-Bewegung gegen die Demokratie veröffentlicht ("Finish What We Started"). Er analysiert, wie Bannon es geschafft hat, die Bewegung selbst nach dem Sturm auf das Kapitol größer und mächtiger werden zu lassen.

    Die Ideen, die er in seiner Sendung vertritt, wurden zu organisierten politischen Aktionen.

    Isaac Arnsdorf

    Als Beispiel nennt er Bannons Plan namens "Precint Strategy", etwa Wahlbezirksstrategie. Trump-Anhänger haben landesweit lokale, oft unbesetzte Positionen in Ortsverbänden übernommen und so die Republikanische Partei so von innen ausgehöhlt. Nun ist sie die institutionelle Heimat für die nationalistische Bewegung.
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    Bannon setzt auf den Frust der Menschen und will ihren Kampf gegen eine "korrupte Elite" anführen. Ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit in einer "heiligen Sache" vermitteln, sei Grundlage für Bannons Strategien, so Arnsdorf. In den USA mobilisiert und radikalisiert er damit Millionen, für Deutschland wünscht er sich dasselbe.
    Mitarbeit: Nicola Wenz.

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