Razzia gegen Schleuserbande in Niedersachsen und Berlin

    Niedersachsen und Berlin:Razzia gegen Schleuserbande: Zwei Festnahmen

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    Bei einer Razzia gegen eine Schleuserbande in zwei Bundesländern hat die Polizei zwei Männer festgenommen. Sie sollen "in großem Umfang" Menschen illegal in die EU gebracht haben.

    Polizeibeamte durchsuchen ein Haus in einer Wohnsiedlung in Niedersachsen am 23.11.2023.
    In Garbsen bei Hannover wurde ein Mann wegen des Verdachts auf Menschenschmuggel festgenommen.
    Quelle: dpa

    Bei Durchsuchungen in Berlin und Niedersachsen wegen mutmaßlicher organisierter Schleuserkriminalität hat die Bundespolizei zwei Männer verhaftet.
    Ein Haftbefehl sei gegen den 23 Jahre alten Hauptbeschuldigten aus Berlin vollstreckt worden - die Beamten hätten den Mann in Garbsen bei Hannover angetroffen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover.

    Vor allem Syrer eingeschleust

    Der 40 Jahre alte zweite Mann, gegen den ein österreichischer Haftbefehl vorgelegen habe, sei den Ermittlern in Lehrte, ebenfalls nahe Hannover, ins Netz gegangen.
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    Der überwiegend irakischen Tätergruppe werden mindestens zwölf Schleusungsfahrten zwischen August 2022 und Juni 2023 vorgeworfen. In der Zeit sollen mindestens 208 Menschen vor allem syrischer Nationalität eingeschleust worden sein. Bei drei Fahrten sei die genaue Zahl der Geschleusten noch unklar, sagte der Sprecher.

    Vorwurf des bandenmäßigen Menschenschmuggels

    Die Razzia mit rund 260 Einsatzkräften der Bundespolizei begann am frühen Morgen in Berlin und im Großraum Hannover. Zeitgleich gab es Durchsuchungen in Celle, Garbsen, Hemmingen, Laatzen, Lehrte und Neustadt am Rübenberge.

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    von Samuel Kirsch
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    Auch für die Geschäftsräume des 40-Jährigen in Peine gab es einen Durchsuchungsbeschluss, wie der Sprecher der Anklagebehörde sagte. Insgesamt wurden 14 Objekte durchsucht, davon acht in Niedersachsen und sechs in Berlin. Den Tätern wird vorgeworfen, gewerbs- und bandenmäßig Ausländer in die Europäische Union geschleust zu haben.

    Schleuser kassierten wohl bis zu 5.000 Euro pro Person

    Die mutmaßlichen Täter sollen die Menschen "durchweg mit ungeeigneten Fahrzeugen" transportiert haben - auf der Ladefläche, auf engstem Raum, ohne Pause und Verpflegung sowie bei großer Hitze und unter großer Angst. Nach Angaben des Justizsprechers besteht der Verdacht, dass die mutmaßlichen Schleuser pro Person und Schleusungsfahrt 4.000 bis 5.000 Euro kassierten.
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    Die Schleusungsfahrten hätten über Ungarn nach Österreich, Tschechien und Deutschland geführt. Eine Sprecherin der Bundespolizei sagte, bei solchen Fahrten per Kleintransporter mit in den Laderaum gepferchten Menschen habe es schon Schwerverletzte gegeben.

    Polizei will Schleusernetzwerk zerschlagen

    Bei den Durchsuchungen wurden verschiedene Datenträger wie beispielsweise Mobiltelefone, Laptops und Speichermedien sichergestellt, außerdem wurden zwei Schusswaffen und "weitere nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände" gefunden.
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    Von der Auswertung erhoffen sich die Ermittler den Angaben zufolge, das Schleusernetzwerk weiter aufzuhellen und zu zerschlagen. Darüber hinaus sollten die lebensgefährlichen Schleusungen verhindert werden.
    Einsatzleiter Helgo Martens betonte: "Bei dem stundenlangen und grenzüberschreitenden Transport von Menschen, die auf engstem Raum auf der Ladefläche regelrecht zusammengepfercht werden, handelt es sich wohl um den gefährlichsten und zugleich menschenverachtendsten Modus Operandi der Schleuserkriminalität. "Umso wichtiger war es, mit dem heutigen Einsatz weitere Taten der Beschuldigten zu unterbinden."
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