Kritik an Erdogan-Wahlplakaten in Nürnberg

    Stadt will Satzung ändern :Kritik an Erdogan-Wahlplakaten in Nürnberg

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    Erdogans Partei AKP plakatiert im türkischen Wahlkampf auch in Nürnberg. Die Stadt hat das genehmigt, rechtlich zulässig sind die Plakate auch - trotzdem gibt es scharfe Kritik.

    Bayern, Nürnberg: Plakate für die Präsidentenwahl in der Türkei hängen am Frauentorgraben.
    Einer der Steine des Anstoßes: Plakate für die Präsidentenwahl in der Türkei hängen am Frauentorgraben in Nürnberg.
    Quelle: dpa

    Nach Kritik an der Genehmigung von Wahlplakaten der türkischen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan will die Stadt Nürnberg nun die Rechtslage ändern. Die Satzung solle überarbeitet werden, teilte ein Sprecher der Stadt am Dienstag mit Blick auf eine Sondernutzungssatzung mit. Dadurch solle verhindert werden, dass künftig Wahlplakate ausländischer Parteien für Wahlen im Ausland im öffentlichen Raum aufgehängt oder aufgestellt werden. Die Überarbeitung werde aber sicher bis Juni oder Juli dauern, so der Sprecher.
    Die Stadt hatte nach eigenen Angaben genehmigt, 25 AKP-Plakate im Rahmen einer Sondernutzung vom 24. April bis 5. Mai im Stadtgebiet außerhalb der Altstadt aufzuhängen. Zum Teil seien die Plakate aber offensichtlich wieder entfernt worden, sagte der Sprecher. "Dies geschah aber nicht auf Anordnung der Stadt." Da die Plakate nicht gegen die derzeit geltenden Vorgaben verstießen, gebe es zudem keinen rechtlichen Grund, die Plakate abhängen zu lassen.

    Kritik an Vorgehen der Stadt Nürnberg

    Die Stadtratsfraktion der CSU hatte am Dienstag zugleich beantragt, politische Werbung für ausschließlich im Ausland stattfindende Wahlen und Abstimmungen künftig von der Sonderregelung auszunehmen. Die Fraktion der Grünen im Stadtrat kündigte an, von der Stadt umfassend Auskunft zu der Genehmigung zu verlangen. So möchte die Fraktion unter anderem wissen, was genau genehmigt wurde und wie die Plakate vorab geprüft wurden.
    Deutsch-Türken vor der Präsidentenwahl 2023
    Rund 1,4 Millionen wahlberechtigte türkische Staatsbürger leben in Deutschland. Sie haben die Wahl zwischen Erdogan und seinem Herausforderer.27.04.2023 | 2:01 min
    Im Internet hatte es in den vergangenen Tagen Kritik an dem Vorgehen der Stadt gegeben. Der Essener Politikwissenschaftler Burak Copur befand etwa, es sei keine Frage des Rechts, sondern der politischen Haltung. In einem offenen Brief wandte er sich an Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU), in dem er die Plakataktion als "ethisch und moralisch höchst verwerflich" kritisierte - auch mit Blick auf Nürnbergs Vergangenheit als Stadt der NS-Reichsparteitage und Rassengesetze.

    Nürnberg ist nicht irgendeine Stadt in Deutschland.

    Burak Copur, Politikwissenschaftler

    Diese bezeichne sich heute als Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Dennoch lasse diese zu, dass Propaganda für einen Autokraten betrieben werde, sagte er.

    Türken in Deutschland können bis zum 9. Mai wählen

    Die Stadt hatte am Montag auf Twitter erklärt: "Wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes sind wir verpflichtet, derartige Plakatierungen zu genehmigen, sofern keine strafbaren Inhalte auf den Plakaten zu sehen sind. Auch andere Parteien dürfen Anträge stellen und Plakatieren." Doch diese habe es nicht gegeben.
    In Deutschland leben etwa 1,5 Millionen wahlberechtigte Türkinnen und Türken. Diese können bis zum 9. Mai ihre Stimmen für die Präsidenten- und Parlamentswahlen in der Türkei abgeben.
    Quelle: dpa

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