Finnland-Wahl: Sanna Marin abgewählt - Sieg für Konservative

    Parlamentswahl in Finnland:Sanna Marin abgewählt - Sieg für Konservative

    |

    Finnland steht vor Machtwechsel: Die Konservativen haben die Wahl gewonnen. Die Sozialdemokraten der Regierungschefin Marin landeten auf Platz drei hinter den Rechtspopulisten.

    Die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Sanna Marin haben bei der Parlamentswahl in Finnland ihre Position als stärkste Parlamentskraft eingebüßt. Trotz Zugewinnen lag die Partei nach Auszählung aller Stimmen hinter der konservativen Nationalen Sammlungspartei und der rechtspopulistischen Partei Die Finnen nur auf Rang drei. Die Konservativen von Ex-Finanzminister Petteri Orpo kamen auf 20,8 Prozent, die Finnen-Partei lag bei 20,1 Prozent, Marins Sozialdemokraten bei 19,9 Prozent.
    Marin räumte die Niederlage ihrer Sozialdemokraten ein. "Glückwünsche an den Wahlsieger", sagte die 37-jährige Regierungschefin am Abend in Helsinki vor Anhängern ihrer Partei.

    Die Demokratie hat gesprochen.

    Ministerpräsidentin Sanna Marin

    Marin verwies darauf, dass ihre Partei erstmals seit langer Zeit Zugewinne verzeichnet habe. "Wir haben es gut gemacht", sagte sie.
    ZDF-Reporterin Heike Kruse zur Wahl in Finnland
    Sanna Marin sei zwar "ein Star auf europäischem Parkett gewesen", aber "zuhause spielt dann für viele Finnen doch die eigene Lebenssituation eine größere Rolle", "da konnten die Sozialdemokraten die Menschen nicht abholen", so ZDF-Reporterin Heike Kruse.03.04.2023 | 2:50 min
    ZDF-Reporterin Heike Kruse über den Ausgang der Parlamentswahl in Finnland:

    Konservative kündigen Regierungsbildung an

    Wahlsieger Orpo kündigte die Bildung einer neuen Regierung unter Führung der Nationalen Sammlungspartei an. Der 53-Jährige sagte am späten Sonntagabend vor jubelnden Parteianhängern:

    Wisst ihr was? Das war ein großer Sieg.

    Petteri Orpo, Nationale Sammlungspartei

    Die Sammlungspartei hatte im Wahlkampf auf wirtschaftliche Themen gesetzt.
    Petteri Orpo, Vorsitzender der konservativen Nationalen Sammlungspartei
    Petteri Orpo, Vorsitzender der konservativen Nationalen Sammlungspartei
    Quelle: dpa

    Wahlsieger Orpo setzt auf wirtschaftliche Themen

    "Das Wichtigste für die nächste Regierung ist, unsere Wirtschaft zu festigen, Wirtschaftswachstum anzustoßen, die Staatswirtschaft ins Gleichgewicht zu bringen", hatte Orpo der AP bei einer Wahlkundgebung in Espoo gesagt.

    Und das zweite sehr wichtige Thema ist, Nato-Finnland aufzubauen.

    Petteri Orpo, Nationale Sammlungspartei

    Zudem bezog er gegen den "schrecklichen Krieg" in der Ukraine Stellung. Finnland werde alles tun, um der von Russland angegriffenen Ukraine zu helfen. Das ukrainische Volk "kämpft für uns", sagte er. Die Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin sei: "Verlasse die Ukraine, denn Du wirst verlieren."

    Orpo schließt Zusammenarbeit mit Rechtspopulisten nicht aus

    Welche Partei stärkste Kraft wird, ist deshalb wichtig, weil deren Chef oder Chefin in Finnland traditionell zuerst den Auftrag für eine Regierungsbildung erhält. Für eine Mehrheit der 200 Sitze im Parlament werden jedoch mindestens drei Parteien benötigt - und solch ein Bündnis ist nicht leicht zu schmieden.
    Die Konservativen erreichten 48 Mandate, die Finnen-Partei 46, die Sozialdemokraten 43. Auf welche Partei Orpo zuerst zugehen wird, ist offen. Der 53-Jährige hat keine Koalitionsmöglichkeit ausgeschlossen - anders als Marin, die wie andere linksgerichtete Parteien schon im Wahlkampf klargemacht hatte, keine gemeinsame Sache mit der Finnen-Partei zu machen.

    Finnland auf dem Weg in die Nato

    Marin ist seit Ende 2019 finnische Regierungschefin. Die 37 Jahre alte Sozialdemokratin führt eine aus gleich fünf Parteien bestehende Mitte-links-Koalition an und wird von vielen Finninnen und Finnen als junge und schlagkräftige Anführerin geschätzt.
    Ihre Regierung führte das nördlichste Land der EU erst durch die Corona-Pandemie und dann gemeinsam mit Präsident Sauli Niinistö durch den in Kürze abgeschlossenen Nato-Beitrittsprozess. Alle 30 Bündnismitglieder haben der Aufnahme der Finnen zugestimmt, in wenigen Tagen wird Finnland offiziell 31. Mitglied der Verteidigungsallianz.
    Im Wahlkampf hatte der Nato-Beitritt allerdings keine Rolle gespielt. Stattdessen ging es vor allem um inländische Themen wie den Staatshaushalt. Marins Gegner werfen ihr vor, die Staatsschulden in die Höhe getrieben zu haben.
    Quelle: dpa, AFP, AP

    Mehr zu Finnland