Minister Heil: "Dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird"

    Interview

    Arbeitsminister Heil :"Dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird"

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    Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ist weiter hoch. "Wir müssen dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird", sagt Minister Heil - und fordert frühe Berufswahl an Schulen.

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    "Wir müssen dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird", so der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), zur Gender Pay Gap.07.03.2023 | 5:29 min
    Angesichts der immer noch hohen Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) Aufholbedarf angemahnt. Derzeit gebe es einen Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in Höhe von 18 Prozent, sagte er im ZDF-Morgenmagazin.
    Elf Prozent davon seien laut Heil auf die Berufswahl und ein unterschiedliches Arbeitsvolumen zurückzuführen. Sogenannte "klassische Frauenberufe" seien schlechter bezahlt. Hinzu komme, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten müssten als Männer. Die restlichen sieben Prozent seien auf Lohndiskriminierung zurückzuführen.

    Wir müssen dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird, dass es auch eine buntere Berufswahl bei jungen Frauen und Männern gibt.

    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil

    "Ich habe einen Sohn und eine Tochter. Ich will nicht warten, bis die groß sind - die sind jetzt zehn und acht - bis wir Gleichstand haben", sagte Heil weiter. "Und daran müssen wir arbeiten."
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    Obwohl Frauen in Deutschland inzwischen durchschnittlich höhere Bildungsabschlüsse als Männer erreichen, ziehen sie beim Einkommen immer noch den Kürzeren.07.03.2023 | 2:36 min

    Heil: Mehr Tarifbindung schaffen

    In der bis 2021 amtierenden Großen Koalition seien große Veränderungen an der Union gescheitert, sagte Heil. "Die Ampel hat sich mehr vorgenommen, damit wir schneller werden". Im 21. Jahrhundert sei es "ökonomisch Unsinn", Männer und Frauen nicht gleich zu bezahlen.
    Zugleich sprach Heil von Fortschritten, etwa durch die Einführung und Erhöhung des Mindestlohns. Das helfe vor allem Frauen, sagte der SPD-Politiker. Nun gehe es unter anderem darum, mehr Tarifbindung zu schaffen. "Da wo ein Tarifvertrag ist, sind in der Regel die Löhne besser", betonte Heil.
    Bisher gebe es in "klassisch männlichen Berufen" - etwa in der Industrie - mehr Tarifbindung als in anderen Bereichen.

    Frauen verdienen in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 18 Prozent weniger als Männer. Der internationale Aktionstag Equal Pay Day macht jährlich im März auf die schlechtere Bezahlung von Frauen aufmerksam. In diesem Jahr wird er in Deutschland am 7. März begangen.

    Heil: Mehr Rollenvorbilder für junge Frauen

    Um tradierte Rollenbilder aufzubrechen, forderte der Minister in allen Schulen in Deutschland eine frühere Berufsorientierung.

    Ich wünsche mir an allen Schulen in Deutschlanbd - das brauchen wir sowieso wegen der Fachkräftesicherung - eine frühe Berufswahl. Spätestens ab der 5./6. Klasse in allen Schulformen, damit junge Frauen und Männer alle Berufe kennenlernen können.

    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil

    Mit Blick auf die Berufswahl brauche es für junge Frauen auch mehr Rollenvorbilder, sagte Heil. "Wenn es immer nur heißt, es gibt Piloten und junge Mädchen nicht erleben, dass es auch Pilotinnen gibt", gebe es weniger Orientierung.
    Dann sei die Berufswahl in diesen Bereichen nach wie vor eher immer sehr klassisch, so Heil. Das habe nicht nur Folgen für die Löhne, sondern auch für die Rente.

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