Heizen mit dem Vogtlandgeysir: Warme Wohnungen dank Quellen

    Heizen mit dem Vogtlandgeysir:Warme Wohnungen dank warmer Quellen?

    Archiv: Stefan Kelch, aufgenommen am 01.05.2012
    von Stefan Kelch
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    Wenn das Wasser schon mal warm ist - warum nicht damit heizen? Mehr als ein Drittel der Einwohner des Vogtlandes könnte mit der Wärme versorgt werden.

    Geysir
    Der Vogtlandgeysir soll zukünftig etwa 80.000 Haushalte mit Wärme versorgen.03.07.2023 | 2:36 min
    Seit Urzeiten sprudeln geheimnisvolle Quellen im Dunkelwald. So nannten die Menschen das Erzgebirge, als sie vom Erz im Gebirge noch nichts wussten. Was sie aber kannten - und auch nutzten: die heißen Quellen in den Mooren. Deren heilsame Wirkung erkannten sie.
    Um diese Heilquellen entstanden ganze Städte: Franzensbad, Marienbad oder Bad Elster. Aus Wasserlöchern wurden reiche Kurbäder und sind es bis heute.

    Kleine Quelle im Erzgebirge - ganz groß?

    Eine ähnlich ruhmreiche Zukunft könnte auch einer jetzt noch unscheinbaren Quelle bevorstehen. Auf einer Wiese am Kemnitzbach faucht rotbraun eingemauert eine Fontäne in die Höhe. Zwei Meter - nicht mehr. Aber es könnten mehr sein.
    Seit Bergleute in den 1960er Jahren hier gebohrt haben, sprudelt dieser kleine Geysir ununterbrochen vor sich hin. Damals spuckte das Bohrloch heißes Wasser über die Bergleute - 50 Meter hoch war die Fontäne. In die Wanderführer und Touristikbroschüren hat sie es geschafft. Jetzt erfährt sie bundesweites Interesse.

    Heizen mit der Quelle: Wissenschaftler prüfen Möglichkeiten

    Denn hier wird zwar kein Kurbad entstehen - aber vielleicht ein Geothermiekraftwerk. Denn der Landrat des Vogtlandkreises kam auf eine naheliegende Idee: Wenn das Wasser schon heiß ist, dann heizen wir damit doch gleich. Das würde sich für 80.000 Haushalte rechnen - und nicht nur für die.
    "Die Stadtwerke und andere können hier gut mitverdienen", sagt Landrat Thomas Hennig (CDU). Ab sofort kümmern sich Wissenschaftler darum, ob diese Idee auch eine Chance auf Realisierung hat.

    Blase könnte für mehr als 50 Jahre reichen

    Einer von ihnen ist Horst Kämpf. Er arbeitet im Auftrag des Deutschen Geoforschungszentrums Potsdam überall in der Welt und erkundet die Tiefen unseres Planeten. Er bestätigt, dass es hier wohl eine riesige unterirdische, heiße Wasserblase gibt.
    Altes Gletscherwasser, das vor 30.000 Jahren in der Tiefe verschwunden ist - dorthin, wo es bis zu 80 Grad heiß ist. Kämpf soll erkunden, ob dieses heiße Wasser auch wirklich den Aufwand lohnt. Er sagt, die Industrie frage, ob das Reservoir für 50 Jahre reicht.

    Wenn sich bestätigt, dass das Gletscherwasser ist, dann reicht es sicher auch 50 Jahre, dann ist das ein riesiger unterirdischer Bottich.

    Horst Kämpf

    Konkurrenz zu existierenden Netzen

    Immerhin 50 Jahre - die Industrie meldet schon mal großes Interesse an. Der Chef der envia THERM GmbH, Holger Linke, sagt mit Blick auf die Wärmeplanung der Kommunen: "Immer her mit dem warmen Wasser, wir verteilen das gern über unsere Netze".
    In Plauen gibt es bereits ein gut ausgebautes Fernwärmenetz. Das ist das eine. Das andere: Die Häuser müssen saniert und gedämmt werden. Nur so ist künftige Wärmeplanung sinnvoll. Eine Aufgabe für Wohnungsgenossenschaften und Hausbesitzer.
    Fernwärme-Anlage in Rostock
    Wird Fernwärme die neue Alternative zur Wärmepumpe im Streit um das neue Heizungsgesetz? Wie mit Fernwärme klimafreundlich geheizt werden kann, zeigt das Beispiel Rostock.12.06.2023 | 1:55 min

    Menschen im Erzgebirge offen für Projekte unter der Erde

    Im Erzgebirge mögen sie zwar Windräder nicht besonders - aber gegen Geothermie hat hier keiner was. Sascha Görne vom Umweltministerium ist guter Dinge, "denn die Erzgebirgler habe eine lange Tradition im Bergbau, die tolerieren auch Eingriffe in den Untergrund".
    Dieses Wasser kommt aus einer Tiefe von etwa 40 Kilometern. Der Druck ist so gewaltig, dass die Quelle bis heute gezähmt werden muss. In etwa fünf bis zehn Jahren könnten ihr die Fesseln der kleinen Quelle am Kemnitzbach abgenommen werden.

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