Iran: Sittenpolizei kontrolliert wieder Kopftuchpflicht

    Kontrolle der Kopftuchpflicht :Iran bringt Sittenpolizei auf Straßen zurück

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    Im Iran sollen Sittenwächter künftig wieder zur Vollstreckung der Kopftuchpflicht eingesetzt werden. Zudem ist ein Gesetz geplant, welches den Verstoß noch härter sanktioniert.

    Frau mit Kopftuch läuft vor einer Wand, wo eine iranische Flagge zu sehen ist
    Quelle: epa

    Im Iran kehren zur Kontrolle der Kopftuchpflicht die berüchtigten Sittenwächter auf die Straßen zurück. Im ganzen Land sollen Einheiten der Moralpolizei nun mit Patrouillen zu Fuß und in Fahrzeugen wieder gegen Verstöße vorgehen, berichtete die Nachrichtenagentur Isna am Sonntag unter Berufung auf einen Sprecher der Polizei.
    In den vergangenen Monaten ignorierten in dem Land mit fast 90 Millionen Einwohnern viele Frauen die islamischen Kleidungsregeln - auch als Zeichen des stillen Protests.
    Nach den Demonstrationen gegen die politische und religiöse Führung im vergangenen Herbst waren die berüchtigten Einheiten von den Straßen der Metropolen verschwunden. Zwischenzeitlich deutete die Justiz sogar die Auflösung der Moralpolizei an.
    Das Staatsoberhaupt der islamischen Republik Iran, Ali Hosseini Khamenei, spricht in einem braunen Gewand. Neben ihm ist ein großes Fragezeichen zu sehen.
    Wer ist Ali Hosseini Khamenei - Irans allmächtiger Staatschef und Revolutionär?02.06.2023 | 15:39 min

    Tod von Jina Mahsa Amini löste Protestwelle im Iran aus

    Auslöser der Proteste war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022. Die junge Frau starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.
    Der Sicherheitsapparat ließ die dann aufkommenden Proteste brutal niederschlagen und sieben Demonstranten hinrichten. Tausende wurden festgenommen. Die Führung ließ zudem einen Gesetzentwurf ausarbeiten, über den das Parlament in Kürze abstimmen soll.

    Gesetz mit härteren Sanktionen geplant

    Das Gesetz sieht neue und harte Strafen bei Verstößen gegen die Kopftuchpflicht vor - zunächst mehrfache Verwarnungen, etwa per SMS. Dann drohen Geldbußen, Berufsverbote und in Extremfällen sogar Gefängnis.
    Zur Kontrolle soll vor allem Überwachungstechnik zum Einsatz kommen. Auch online veröffentlichte Fotos, auf denen Frauen ohne Kopftuch zu sehen sind, sollen Konsequenzen haben. Restaurants, Museen oder Einkaufspassagen müssen mit Schließung rechnen, wenn dort gegen die Pflicht zum Verhüllen der Haare verstoßen wird.

    Konservative fordern noch härtere Strafen

    Das Gesetz wird seit Monaten kontrovers diskutiert und von vielen Seiten kritisiert. Einflussreiche Konservative fordern noch härtere Strafen. Islamische Kleidungsregeln seien eine religiöse Pflicht und Verstöße dagegen keine Ordnungswidrigkeit. Politiker aus dem Reformlager hingegen forderten Lockerungen als Antwort auf die gesellschaftlichen Umbrüche.
    Unterdessen wurde ein Schauspieler nach Kritik an der gewaltsamen Durchsetzung der Kopftuchpflicht festgenommen. Der Schauspieler Mohamad Sadeghi hatte ein Video veröffentlicht, in dem er das gewaltsame Vorgehen gegen Frauen kritisierte, die sich nicht an die Kleidervorschriften halten.
    Eine Teilnehmerin einer Solidaritätsdemonstration mit den Protestierenden im Iran hat sich das Gesicht mit den Farben der iranischen Flagge und mit rotem Blut geschminkt.
    Jina Mahsa Amini wird wegen ihres Kopftuches in Teheran verhaftet und stirbt. Wo steht das Land heute?20.04.2023 | 29:11 min

    Kopftuchpflicht seit mehr als 40 Jahren in Iran

    Seit mehr als 40 Jahren gilt im Iran die Kopftuchpflicht infolge der Islamischen Revolution. Schon vor Jahrzehnten demonstrierten zahlreiche Frauen dagegen. Die Kopftuchpflicht gilt als eine der ideologischen Grundsäulen der Islamischen Republik. Auch deshalb gilt eine Lockerung oder Abschaffung als unwahrscheinlich.
    Islamische Revolution - das geschah im Frühjahr 1979:
    Dezember 1978: Massendemonstration in Teheran 1978.
    Januar 1979: Gipfelkonferenz in Guadeloupe mit Helmut Schmidt, Jimmy Carter, Valery Giscard D'Estaing und James Callaghan.
    Januar 1979: Schah Reza Pahlawi und seine Frau Farah Diba in Marokko
    Archiv: Schah Mohammad Reza Pahlavi und Kaiserin Farah gehen über das Rollfeld des Mehrabad Airport zu einem Flugzeug, um das Land zu verlassen, aufgenommen am 16.01.1979 in Teheran, Iran.
    Februar 1979: Ajatolla Chomeini kehrt aus französischem Exil zurück.
    Februar 1979: Chomeini ernennt Mehdi Bazargan zum Überganzgspremier.
    Februar 1979: Chomeini gründet die islamisch-republikanische Partei
    Februar 1979: Öffentliche Ordnung im Iran bricht zusammen / Verhaftungen und Hinrichtungen ehemaliger Politiker folgen
    November 1979: Geiselnahme von Teheran 4. November 1979 , Zusammenbruch der amerikanisch-iranischen Beziehungen

    Am Vorabend der Islamischen Revolution

    Ab September 1978 kommt es in Teheran regelmäßig zu Massendemonstration gegen das Schah-Regime. Am 8. September, dem sogenannten "schwarzen Freitag", sterben bei einer Demo 88 Menschen.

    Quelle: ap


    Mullah-Regime unter Druck
    :Kopftuchzwang: Iran startet Videokontrolle

    Im Iran setzt die Polizei den Kopftuchzwang ab sofort durch Videokontrolle durch. Auch wer nur zum Ablegen des Hidschab ermutigt, wird bestraft.
    Frauen mit Kopftüchern laufen auf einer Straße in Teheran
    Quelle: dpa

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