50 Jahre Bundestag: Schäuble versteht Klimapolitik-Ungeduld

    50 Jahre Bundestagsabgeordneter:Schäuble versteht Ungeduld bei Klimapolitik

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    Wolfgang Schäuble hat Verständnis für die Ungeduld junger Menschen wegen der Klimapolitik. Das sagte er in einer Rede im Bundestag anlässlich seiner 50-jährigen Zugehörigkeit.

    Wolfgang Schäuble spricht im Bundestag in Berlin
    Quelle: Reuters

    Bereits im Jahr seiner ersten Wahl in den Bundestag - 1972 - seien die "Gefahren von exponenziell wachsendem Ressourcen-Verbrauch und Umweltbelastung" bekannt gewesen - und dies habe "leider zu wenig praktische Schlussfolgerungen gefunden", sagte Wolfgang Schäuble (CDU) in seiner Rede. "Auch deswegen verstehe ich, warum die junge Generation heute so drängt."

    Warnung vor Radikalisierung

    Er sehe die "Herausforderung für die parlamentarische Demokratie zu erklären, warum in der freiheitlichen Gesellschaft Prozesse oft langsam verlaufen", sagte Schäuble.
    Der frühere Minister und Parlamentspräsident warnte zugleich vor einer Radikalisierung der Klima-Protestbewegung.

    Nach meinen Erfahrungen bin ich mir auch nicht so sicher, dass aus anfangs idealistischem Protest, wenn er anfängt zu strafbaren Mitteln zu greifen, nicht auch schlimme Entscheidungen entstehen können

    Wolfgang Schäuble

    "Deshalb ist es gut, wenn unsere zuständigen Behörden auch hier den Anfängen wehren."
    Die Klimaprotestbewegung "Letzte Generation", die wegen Blockade-und anderer Aktionen zuletzt auch ins Visier der Justiz geriet, nannte Schäuble nicht ausdrücklich beim Namen.

    Schäuble fordert politische Reformen

    Aus seiner Fraktion waren zuletzt scharfe Töne dazu gekommen - CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt etwa warnte vor einer "Klima-RAF". Schäuble betonte in seiner Rede, dass er sich nun als einfacher Abgeordneter mit öffentlichen Äußerungen zurückhalten wolle. "Mit ungebetenen Ratschlägen will ich mich wirklich zurückhalten, so habe ich es mir in meiner Alters- und Mandatszeit begründeten Sonderrolle vorgenommen", sagte Schäuble.
    Allerdings wolle er das "freundliche Angebot" von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), im Plenum einige Worte zu sagen, für einen Vorschlag nutzen. Schäuble forderte eine Debatte darüber, wie der Staat durch eine Neuordnung von Zuständigkeiten handlungsfähiger werden könnte. Ihm gehe es um eine "grundlegende Neuordnung der Aufgaben - auch zwischen Staat und Gesellschaft, und der Zuständigkeiten einschließlich der Zuordnung von selbst zu bestimmenden Einnahmen von Bund, Ländern und Kommunen".

    Politik nicht nur "Supermarkt für Schnäppchenjäger"

    Deutschland ähnele durch "perfektionistische Überregulierung dem gefesselten Riesen Gulliver", sagte Schäuble. "Dann könnten wir auf diesem Weg einer wieder als handlungsfähig wahrgenommenen Politik auch das Verständnis der Bürger fördern, dass Demokratie eben eine Zumutung ist und nicht nur ein Supermarkt für Schnäppchenjäger."
    Das Vertrauen in die Fähigkeit von Politik, Probleme zu lösen, nehme ab, warnte Schäuble. "Ich weiß nicht, wie viele Entbürokratisierungs-Kommissionen und -initiativen wir in diesen 50 Jahren hatten - besser geworden ist jedenfalls nichts."

    Seit 13. Dezember 1972 Bundestagsabgeordneter

    Schäuble hatte am 13. Dezember 1972 sein erstes Mandat als Bundestagsabgeordneter angetreten. Seitdem gehört er dem Bundestag ohne Unterbrechung an - länger als jeder oder jede andere Abgeordnete vor ihm. Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier quittierten Schäubles Rede am Donnerstag mit stehenden Ovationen.

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