Lanz: Lauterbach geht in die Cannabis-Offensive

    Minister bei "Lanz":Cannabis: Lauterbach geht in die Offensive

    von Pierre Winkler
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    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will mit "Cannabis Clubs" den Konsum illegaler Drogen eindämmen. Angesichts der Kritik an seinen Plänen reagiert er mit scharfen Worten.

    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu Gast in der Sendung von Markus Lanz.
    Gesundheitsminister Lauterbach zu Gast bei Lanz.
    Quelle: ZDF/Markus Hertrich

    Bis zu 50 Gramm Cannabis sollen bald legal sein in Deutschland, zu bekommen über "Cannabis Clubs". Dieses Modell verteidigt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vehement gegen Kritik.
    "Wer ist denn so dumm und geht zum 'Kotti', wo er schon fast ein paarmal ausgeraubt worden wäre, wo der Dealer aussieht, als wenn er demnächst sterben müsste und wo ich dann illegal kaufe, derweil ich mich hier in einem Club versorgen kann?", sagte er am Donnerstagabend bei Markus Lanz mit Blick auf das Kottbusser Tor in Berlin, einen der Drogen-Hotspots in der Hauptstadt.

    M'Barek: Es ist eine Vertrauensfrage

    Die Journalistin Yasmine M'Barek widersprach: "Die Leute werden doch tendenziell eher wieder für acht Euro bei ihrem Dealer kaufen, wo sie wissen: 'Okay, da ist bis jetzt noch nichts passiert.' Weil das eine Vertrauensfrage ist." Es sei "naiv, zu denken, dass die Leute auf einmal alle in Clubs gehen werden".
    Lauterbach entgegnete: "Ich glaube, dass das nicht so ist und das sagen auch die Experten, weil viele werden ja hören, das Zeug ist verunreinigt." Er selbst gehe manchmal zum Kottbusser Tor "und schaue mir die Dealer dort an, die ihrerseits typischerweise heroinabhängig oder was-auch-immer-abhängig sind, dann würde sich der eine oder andere denken: 'Wenn das jetzt hier so zu beschaffen ist, ohne dass das illegal wäre und ohne dass Beimengungen sind und so weiter, dann gehe ich doch nicht mehr zu dem Typen.'"
    Auf dem Bild ist der Eingang zur neuen Polizeiwache am Kottbusser Tor zu sehen.
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    Lauterbach: "Die Dosen sind toxisch"

    Bei der Freigabe von bestimmten Cannabis-Mengen habe Lauterbach "zu wählen zwischen einem Übel und einem größeren Übel". Das größte Übel sei in dem Fall der Status Quo: "Ich akzeptiere: 18 bis 25 - der Konsum steigt, die Dosen sind toxisch, Beimengungen, Amphetamine, Kriminalität, junge Leute werden vorbestraft, und so weiter. Alles sehr schlecht."
    Der SPD-Politiker verwies als Beispiel auf den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der das Problem groß lasse: "Der sagt: 'Ist mir doch egal, wie groß das Problem ist, solange es nicht meins ist.'"

    Söder: "Hände weg von Drogen!"

    Söder hatte auf Twitter die Ampel-Pläne als "Irrweg" bezeichnet: "Karl Lauterbach schlägt als Gesundheitsminister ernsthaft die Gründung von Drogen-Clubs vor. Das löst keine Probleme, sondern schafft neue. Hände weg von Drogen!"
    Lauterbachs Argumentation: "Wenn ich 50 Gramm legal erwerben kann, dann brauche ich als Person keinen Schwarzmarkt mehr. Weil es so viel ist", sagte er. Bei einer deutlich geringeren Freimenge würde ihm zufolge der gewünschte Effekt ausbleiben. "Sagen wir mal, wir hätten gesagt: zehn Gramm. Dann hätten die Leute die zehn Gramm genommen oder vielleicht gar nichts vom legalen Kauf und der Schwarzmarkt wäre geblieben", fuhr Lauterbach fort.

    Lauterbach plant "Anbaugenossenschaften"

    Die von ihm geplanten Clubs bezeichnete er als "Anbaugenossenschaft", bei der jeweils bis zu 500 Mitglieder legale Ware bekämen: "Maximal 50 Gramm, für Leute unter 25 sind es übrigens nur 30 Gramm." Der Handel und Verkauf an Nicht-Mitglieder seien dabei verboten. "Wenn ich Mitglied in einem Club bin und bezahle eine Gebühr dafür und bekomme dafür die Ware, die im Club angebaut wird, dann ist das kein Handel", sagte Lauterbach.
    Das zu kontrollieren sei "gar kein Aufwand im Vergleich zu dem gigantischen Kontrollaufwand, den wir derzeit machen und wo wir keinen Erfolg haben". Die Bundesländer müssten dafür Behörden bestimmen, "die das machen".
    Markus Lanz vom 27. April 2023: Markus Lanz, Karl Lauterbach, Yasmine M'Barek, Herbert Grönemeyer
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