Oleksii Makeiev hat offiziell sein Amt als Botschafter der Ukraine in Deutschland angetreten. Was von dem Melnyk-Nachfolger zu erwarten ist.
Oleksii Makeiev ist neuer Botschafter der Ukraine in Deutschland. Er tritt ruhiger als sein Vorgänger Melnyk auf, wird sich aber auch für mehr Waffenlieferungen einsetzen.
Vor einer Woche noch twitterte Oleksii Makeiev ein Bild aus einem Luftschutzbunker in Kiew. Die ukrainische Hauptstadt wird - ebenso wie viele andere Städte des Landes - seit zwei Wochen erneut stark angegriffen. Als "Vergeltung" für die Sprengung der Krimbrücke am 8. Oktober bombardiert Russland Stadtzentren, Häuser, Zivilist*innen.
In seinem Vorstellungsvideo bedankt sich Makeiev für Deutschlands Unterstützung "in diesem barbarischen Krieg". Er sagt aber auch: Um sich zu schützen, braucht die Ukraine mehr.
Melnyk 2.0? Makeiev hat eigenen Stil
Diese Forderungen sind nicht neu - sein Vorgänger Melnyk hat sich bereits für mehr Waffenlieferungen und Unterstützung für die Ukraine eingesetzt. Makeiev macht bereits deutlich, dass er diesen Einsatz fortführen wird. Doch er wird seinen eigenen Stil dafür finden. In bisherigen Tweets und Äußerungen ist er klar in den Forderungen und bringt sie sachlich, mal auch mit Humor, zum Ausdruck. So bedankt er sich beispielsweise bei Deutschland für die "schöne deutsche Katze" und zeigt dabei ein Video des Gepard-Panzers, den Deutschland an die Ukraine geliefert hat.
Von Ukrainer*innen, die ihn persönlich kennen, heißt es, dass er sehr diplomatisch und professionell sei. Auch Robin Wagener, Bundestagsabgeordneter der Grünen, der Makeiev bereits im Frühjahr in Berlin getroffen hat, hält ihn für einen "klugen, bedachten und freundlichen Gesprächspartner, der leidenschaftlich für die Verteidigung seiner Heimat kämpft".
Makeiev hat bereits langjährige, diplomatische Erfahrung
Dass er fließend Deutsch spricht und bereits in der Botschaft in Berlin gearbeitet hat, wird auf seinem neuen Posten hilfreich sein. Der gebürtige Kiewer ist seit 1996 - direkt nach seinem Universitätsabschluss - im diplomatischen Dienst tätig. Ab 2014 arbeitete er für das ukrainische Außenministerium und war unter dem ehemaligen ukrainischen Präsidenten Poroschenko als politischer Direktor in die Minsker Verhandlungen zwischen der Ukraine, Russland, Deutschland und Frankreich eingebunden.
Zuletzt war er Sonderbeauftragter für Sanktionen und forderte häufig stärkere Maßnahmen, um russischen Aggressionen zu begegnen. Sowohl die Verhandlungen als auch seine Zeit in Deutschland sind dabei wertvolle Erfahrungen für seinen neuen Posten als Botschafter.
Eine große Explosion hat die strategisch wichtige Brücke zu der von Moskau annektierten Halbinsel Krim beschädigt. In Kiew zeigt man unverholen Freude, Moskau spricht von "Terror".
Makeiev zeigt auf Twitter die Gräuel des Kriegs auf
Die Ukraine brauche einen Botschafter, "der mit aufrüttelnden Worten klar auf den Handlungsdruck und die Verantwortung Deutschlands hinweist", hatte CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter gegenüber der dpa gesagt. Ob Makeiev das schafft, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Bisher stand er weniger in der Öffentlichkeit - das ändert sich nun. Auf Twitter ist er bereits sehr aktiv. Dort versucht er, den Krieg für die Menschen in Deutschland mit persönlichen Ansprachen greifbarer zu machen.
"Wie war Ihr Sonntagmorgen?", fragt er in einem Tweet. "Russland hat mit 20 Raketen in der ukrainischen Stadt Saporischschja Wohnhäuser bombardiert. 13 Ukrainer werden nie mehr 'Guten Morgen' hören. Über 60 sind verwundet. Darunter 6 Kinder. Schaut auf diesen Vernichtungskrieg mit unseren Augen." Darunter ein Bild von einem zerbombten Wohnhaus.
Sachliches oder wachrüttelndes Auftreten?
Den Vernichtungskrieg durch ukrainische Augen zu zeigen, ist seine Aufgabe in Deutschland. Für mehr Unterstützung werben und die bisherige Unterstützung aufrechterhalten.
Laut Robin Wagener war "Melnyks Wachrütteln wichtig und hat dazu beigetragen, den dringend notwendigen Kurswechsel zu vollziehen. In der jetzigen Phase kann aber auch ein sachlicher Austausch hilfreich sein." Was Makeiev durch einen anderen Stil als Melnyk erreichen kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die notwendige Erfahrung und Kompetenz für den Posten als Botschafter bringt er bereits mit.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.