Tunesien: Migranten nach Zusammenstößen in Wüste vertrieben

    Nach Zusammenstößen in Sfax:Tunesien: Migranten in Wüste vertrieben

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    Die Spannungen zwischen tunesischen Einwohnern und Migranten in Sfax eskaliert immer weiter. Nun sollen Migranten nach Auseinandersetzungen in die Wüste vertrieben worden sein.

    Afrikanische Migranten warten am 5. Juli 2023 am Bahnhof auf einen Zug, als sie nach Tunis fliehen, inmitten von Unruhen in Sfax, nachdem am 3. Juli ein tunesischer Mann bei einer Auseinandersetzung mit Migranten erstochen wurde.
    Nach Auseinandersetzungen in der tunesischen Stadt Sfax berichten NGOs von Vertreibungen von Migranten in Wüstengebiete.
    Quelle: AFP

    Nach Auseinandersetzungen mit Bewohnern der Hafenstadt Sfax in Tunesien sind Hunderte afrikanische Migranten in die Wüste vertrieben worden. Wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag berichteten, hielten sich die Vertriebenen unter katastrophalen Bedingungen in der Wüstenregion im Süden Tunesiens auf.
    Seit Beginn der Woche war es vermehrt zu Spannungen zwischen den Stadtbewohnern und Migranten gekommen. Dutzende Migranten flohen oder wurden gewaltsam vertrieben.
    Bundesinnenministerin Faeser in Tunesien
    Aus Tunesien kommen immer mehr Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa. Die Küstenwache ist permanent im Einsatz.19.06.2023 | 2:09 min

    NGO: Migranten in Wüste vertrieben

    Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen wurden Hunderte Migranten in Bussen in Wüstengebiete im Süden Tunesiens gebracht, einige nahe der Grenze zu Libyen und andere nahe der Grenze zu Algerien. Aus diesen zwei Ländern waren viele der Menschen eingereist.
    "Wir haben nichts zu essen oder trinken. Wir sind in der Wüste", sagte der 27-jährige Issa Kone der Nachrichtenagentur AFP. Er gab an, mit Dutzenden anderen Migranten aus Sfax in einem Bus in die Nähe der Grenze zu Algerien gebracht worden zu sein.

    Agenten der Nationalgarde fassten uns in Sfax, nachdem sie in unser Haus eingebrochen waren.

    Issa Kone

    Zu sehen ist Bundesinnenministerin Faeser beim Handschlag mit dem tunesischen Präsidenten Saied.
    Die meisten afrikanischen Migranten gelangen über Tunesien nach Europa. Die deutsche Innenministerin will das Land bei der Bekämpfung illegaler Schlepper-Banden unterstützen. 19.06.2023 | 1:41 min

    Ausschreitungen nach Tod eines Tunesiers

    Die Vertreibung in die Wüste folgte auf die Beerdigung eines 41-jährigen Tunesiers, der bei Auseinandersetzungen zwischen den Anwohnern und den Migranten in Sfax erstochen worden war.
    Wie in Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war, versuchte eine aufgebrachte Menge, Türen einzutreten und ein Gebäude in Brand zu stecken, um offenbar Schwarze Migranten aus Sfax zu vertreiben. In einem anderen Video war zu sehen, wie Migranten bei Dunkelheit abgeführt und zu Polizeifahrzeugen gebracht wurden.
    Auch nach dem Begräbnis des Tunesiers war es zu Ausschreitungen in Sfax gekommen. Bewohner blockierten eine Hauptstraße, steckten Reifen in Brand und forderten ein entschlossenes Vorgehen gegen Migranten, wie in Videos zu sehen war.
    Tunesien-Expertin Irene Weipert-Fenner bei ZDFheute live
    Immer wieder werde von der Zahlungsunfähigkeit Tunesiens gesprochen, so Expertin Irene Weipert-Fenner. Aufgrund der sozialen Lage brauche das Land externe Unterstützung. 19.06.2023 | 13:22 min

    Sfax als Knotenpunkt

    Von Sfax aus versuchen viele Migranten und Flüchtlinge die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa. Die zweitgrößte Stadt Tunesiens liegt rund 130 Kilometer von der italienischen Insel Lampedusa entfernt.
    In Tunesien war es zuletzt zu einem Anstieg rassistisch motivierter Angriffe gekommen, nachdem Präsident Kais Saied im Februar "Horden" illegaler Migranten einer "kriminellen Verschwörung" beschuldigt hatte.
    Flüchtlinge auf Boot im Mittelmeer
    Von Tunesien aus starten viele Flüchtlinge die gefährliche Fahrt übers Mittelmeer. Wir haben Tunesiens Küstenwache begleitet, die das – auf Europas Druck hin – verhindern will.21.06.2023 | 6:21 min
    Quelle: AFP, AP

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