Ukrainischer Reporter: "Das wird ein Krieg der Artillerie"

    Interview

    Ukrainischer Kriegsreporter:"Wir haben nicht genügend Waffen"

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    Die Ukraine hat Cherson zurückerobert. Was das für den weiteren Kriegsverlauf bedeutet und was jetzt gebraucht wird, erklärt der ukrainische Kriegsreporter Illia Ponomarenko.

    Schaltgespräch zwischen Ilja Ponomarenko und Marietta Slomka
    Zum Abzug aller russischen Soldaten aus Cherson sagt Ilja Ponomarenko, ukrainischer Kriegsreporter: „Das ist jetzt bestätigt worden.“ Gekämpft wird nun über die andere Flussseite.13.11.2022 | 6:03 min
    Illia Ponomarenko ist der bekannteste und profilierteste Kriegsberichterstatter der Ukraine: Er arbeitet als Reporter für die unabhängige journalistische Plattform "Kiew Independent". Im Interview mit dem ZDF heute journal bewertet er den russischen Rückzug aus Cherson und beurteilt die weiteren Möglichkeiten für die ukrainische Armee.
    Kriegsjournalist Illia Ponomarenko im Schaltgespräch mit Marietta Slomka über den Rückzug der Russen aus Cherson.
    Kriegsjournalist Illia Ponomarenko rechnet mit Kämpfen auf Ditanz.
    Quelle: ZDF

    Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge:
    Das sagt Illia Ponomarenko ...

    ... zum russischen Abzug aus Cherson:

    "Es ist jetzt bestätigt und ganz klar, dass die Russen jetzt schon seit einigen Wochen diese Operation durchgeführt haben, die Cherson-Gegend zu verlassen. Anfang dieser Woche, das war eigentlich nur der letzte Schritt bei diesem größeren Rückzug. (...) Sie hatten mit ihren Truppen einfach keine Chance. Das ukrainische Militär hat erfolgreich gekämpft und hatte auch komplizierte Operationen durchgeführt, um die Russen herauszudrängen über den Dnipro-Fluss. Das ist ein großer Sieg für das ukrainische Militär."

    ... zum weiteren ukrainischen Vorgehen:

    "In den letzten Monates des Krieges haben wir immer wieder gesehen, dass natürliche Grenzen, die Flüsse, im Grunde genommen die besten Verteidigungslinien sind. Es wird also sehr schwierig und auch kompliziert werden, Operationen über diesen großen Fluss hinweg durchzuführen. Zusätzlich haben die Russen alle möglichen Überquerungsmöglichkeiten zerstört, die berühmte Antoniwka-Brücke und andere Brücken. Es gibt also keine Möglichkeiten, den Fluss zu überqueren kommen und im Moment kann die ukrainische Armee keine Pontonbrücken aufbauen oder Fähren einsetzen. (...)
    Selbst im Zweiten Weltkrieg war das extrem schwierig und komplex, über den Dniepro-Fluss zu kommen und jetzt wird es noch viel schwieriger sein. Ich erwarte also, dass die Feindseligkeiten in diesem Bereich mehr über große Entfernungen stattfinden werden. Es wird noch mehr zu Artillerie-Duellen kommen, über diese größere Distanzen hinweg und das auf beiden Seiten." 

    ... zum aktuellen ukrainischen Bedarf:

    "Wir haben bis zu einer Million Männer und Frauen unter Waffen, nicht nur im Militär, auch in anderen Behörden, die für den Krieg eingesetzt werden. Das Problem ist, dass wir einfach nicht genügend Waffen haben, insbesondere, wenn es um schwere Artillerie geht oder um Fahrzeuge, Schützenpanzer, um das Milität auszurüsten, die Soldaten auszubilden und solche Operationen durchzuführen. Die Waffen, das ist das Problem. Wir haben zwar genügend Menschen, die kämpfen wollen und motiviert sind, aber die Waffen sind das Problem."
    Und deswegen bitten wir die Welt uns die Ausrüstung zu geben, das militärische Gerät, um kämpfen zu können und, um diesen Krieg zum Ende zu bringen. Das russische Militär konnte fliehen, es war ein mehr oder weniger geordneter Rückzug aus Cherson, denn die Ukrainer hatten nicht genügend Kapazitäten und Langstreckenwaffen, um größere Schäden den fliehenden russischen Militärs zuzufügen. Das Rückzugsdesaster hätte noch größer sein können bei den Russen, wenn die Ukrainer mehr Waffen gehabt hätten."
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    Quelle: ZDF
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