Politiker und Wissenschaftler beraten beim Bildungsgipfel, wie es an den deutschen Schulen weitergeht. Das Treffen kann aber höchstens als "Gipfelchen" bezeichnet werden.
Rund 50.000 Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss. Jahr für Jahr. Nur ein Drittel der Menschen ohne Schulabschluss schafft den Sprung auf den Arbeitsmarkt. Schon jetzt fehlen Zehntausende Lehrer.
Im Schuljahr 2025/26 werden es voraussichtlich um die 35.000 sein, fünf Jahre später schon 68.000 und 2035/36 sogar 76.000, so die düstere Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Diesen alarmierenden Zahlen gegenüber steht diese Zahl: Zwei der 16 Kultusminister nehmen am heutigen Dienstag startenden "Bildungsgipfel" teil. Ja, Sie haben richtig gelesen: zwei. Alle anderen haben abgesagt. Auch diese Zahl ist bestürzend.
Der Bildungsgipfel berät sich, wie die Lage an Schulen zu verbessern ist. Allzu viel ist jedoch nicht zu erwarten. Von 16 Kultusministern erscheinen offenbar nur zwei.
Höchstens ein "Gipfelchen"
Von Gipfel kann also keine Rede sein, sondern bestenfalls von einem "Gipfelchen". Da mag die einladende Bundesministerin, Bettina Stark-Watzinger (FDP), ihre Misere noch so schönreden: Es kämen viele Experten und außerdem schickten die Länder ja Staatssekretäre.
Stark-Watzinger kann natürlich lesen, und zwar auch politische Botschaften. Diese ist ein offener Affront. Ausgetragen auf den Schultern der aktuellen und künftigen jungen Menschen, die ein Recht auf Bildung haben.
Vor dem Bildungsgipfel nächste Woche hat Bildungsministerin Stark-Watzinger tiefgreifende Reformen gefordert.
Bildungsministerin Stark-Watzinger steht schlecht da
Auf Stark-Watzinger wirft das überhaupt kein gutes Licht, zumal sie bisher ohnehin nicht glänzen konnte. Ja, sie besetzt ein undankbares Amt, das den Föderalismus an seine Grenzen bringt und immer wieder Debatten über seine Sinnhaftigkeit zumindest auf diesem Gebiet entfacht.
Was aber auch stimmt:
Das Bewusstsein für die fast schon traditionell mangelhafte Situation des deutschen Schulsystems hingegen war groß, als Stark-Watzinger vor gut eineinhalb Jahren die Geschicke übernahm: Die Corona-Zeit inklusive Schulschließungen und Home-Schooling saß allen in den Knochen. Doch sie hat das Momentum nicht zu nutzen vermocht.
In Deutschland gibt es zwar das Recht auf Bildung. Doch die Qualität lässt häufig zu wünschen übrig.
Kanzler Scholz muss Bildung zur Chefsache machen
Dieser Gipfel, das wurde schon in den Tagen vor seinem Start offenbar, ist mehrere Nummern zu klein für die riesige Aufgabe, die Deutschland endlich angehen muss - und der Rahmen wäre es auch, würden alle Fachminister aus allen Ecken des Landes dort auftauchen und ihren Willen bekräftigen, jetzt endlich etwas zu ändern an der Katastrophe, die sich Bildungspolitik nennt.
Olaf Scholz müsste einladen. Und dranbleiben.
Apropos Olaf Scholz: Auch seine Frau kommt nicht zum Gipfel. Dabei ist Britta Ernst Kultusministerin in Brandenburg. Sie nehme an der Kabinettssitzung in Potsdam teil, so die Begründung gegenüber dem ZDF. Das Gespräch am Küchentisch hätte man gern belauscht.
Nicole Diekmann ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio.
Es gibt zu wenige Lehrkräfte und die Situation an Schulen verschärft sich zunehmend. Nun lädt die Bildungsministerin zum Gipfel ein. Was kann getan werden, fragt ZDFheute live.