Interview
Ministerin zum Weltfrauentag:Schulze: Mehr Frauenrechte, mehr Stabilität
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Entwicklungsministerin Schulze erklärt im ZDF, welche Vorteile eine feministische Außen- und Sicherheitspolitik hat - und wie die Bundesregierung Frauen in Afghanistan hilft.
"Es ist nicht so, als wären Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft gleichberechtigt", so die Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Internationalen Frauentag.08.03.2023 | 5:27 min
Im ZDF-Morgenmagazin hat sich Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Internationalen Frauentag für mehr Gleichberechtigung ausgesprochen. Es sei sowohl in Deutschland als auch in anderen Gesellschaften weltweit noch viel zu tun.
[Das Interview in voller Länge oben im Video und hier zum Lesen in Auszügen:]
So äußerte sich Schulze über ...
... die Situation der Frauen in Afghanistan
"Es ist mit nichts zu entschuldigen, dass die Rechte der Frauen dort so stark eingeschränkt werden", kritisiert die Bundesentwicklungsministerin. "Die Taliban müssen Rechte der Frau wiederherstellen." Auf die Frage, was die Bundesregierung diesbezüglich unternehme, sagte sie: "Wir helfen denjenigen, die sich in Afghanistan dagegen wehren, wir stellen Frauen ein."
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Schulze verwies auf das Arbeitsverbot von Frauen in NGOs: Hier habe man dagegen protestiert, und "jetzt ist es wieder möglich", mit Frauen zu arbeiten. Das sei auch dringend notwendig in Anbetracht der 28 Millionen Menschen, die in Afghanistan hungern.
Das werde international abgestimmt getan, so Schulze, um Frauen in Afghanistan zu helfen, damit sie weiter Beschäftigung haben, weiter an Lebensmittel rankommen, und "überhaupt die Kraft haben, sich gegen so ein Regime zu wehren".
... das Konzept der feministischen Außen- und Sicherheitspolitik
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Schulze haben vergangene Woche ihre "Leitlinien feministischer Außenpolitik" vorgestellt.
Deswegen gehe es darum, die Rechte, die Repräsentanz und die Ressourcen für Frauen zu stärken. Als Beispiel nannte sie das Recht auf Land, also, dass Frauen das Land, das sie bewirtschaften, auch besitzen dürften und beispielsweise auch einen Kredit bekommen könnten.
"Frauen brauchen auch Zugang zu Geld", betonte Schulze. "Sie müssen ein Konto besitzen können, (...) sonst können sie ihr Leben einfach nicht selbstbestimmt führen."
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... die Erfolgschancen in Ländern mit patriarchalischen Strukturen
"Wir kennen das doch auch aus Deutschland", so die Ministerin. Es sei noch gar nicht so lange her, dass Frauen in Deutschland kein eigenes Konto haben oder ihren Arbeitsvertrag selber unterschreiben durften. "Heute ist das für uns selbstverständlich."
Daran arbeite man jetzt auch mit anderen Gesellschaften weltweit. "Da, wo wir helfen, müssen wir auch für demokratische Werte einstehen, und dafür einstehen, dass Frauen gleichberechtigt sind."
Quelle: ZDF/iStock.com/Solarseven
... politisch "falsche Strategien" in der Vergangenheit
Sie verwies auf UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der vor Rückschritten bei Frauenrechten weltweit gewarnt hatte. "Deswegen muss jetzt einfach mehr getan werden."
Als konkrete Projekte nannte sie beispielsweise Wasserprojekte: "Da, wo Frauen an der Planung der Wasserleitung beteiligt sind, gibt es eine deutlich bessere Wasserversorgung,."
... die Situation in Deutschland
In den Vorstandsetagen der großen Unternehmen finde man beispielsweise immer noch zu wenig Frauen, sagte Schulze. "Und das liegt nicht an den Qualifikationen."
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von Kathrin Wolff