Stalingrad: Kriegsgedenken unter Putin

    Feiern zum 80. Jahrestag:Stalingrad: Kriegsgedenken unter Putin

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    Für den russischen Patriotismus ist Stalingrad wichtiges Symbol. Durch den Krieg gegen die Ukraine bekommen die Gedenkveranstaltungen zusätzliche Bedeutung.

    Soldaten vor Artilleriegeschütz
    Am 2. Februar 1943 kapituliert die 6. Armee in Stalingrad – einer der großen Wendepunkte des Zweiten Weltkrieges. Der lange Schatten von Stalingrad reicht bis in die Gegenwart.29.01.2023 | 44:07 min
    In Stalingrad hatte eine der größten Schlachten des Zweiten Weltkrieges getobt. Der Kampf um den wichtigen sowjetischen Industriestandort an der Wolga dauerte mehr als sechs Monate, bis die Rote Armee schließlich die deutschen Soldaten besiegte, die mitten im Winter in der zerstörten Stadt eingekesselt waren. Zwischen einer und zwei Millionen Menschen starben in der 200 Tage dauernden Schlacht.
    Die erste Kapitulation der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg wurde später in Russland als das Ereignis gerühmt, das Europa vor Adolf Hitler rettete.
    So feiert die Stadt heute den Jahrestag:

    Viele Unterstützer für Ukraine-Krieg in Wolgograd

    Aktuell finden sich in Stalins sogenannter Heldenstadt - dem heutigen Wolgograd - einige der enthusiastischsten Unterstützer von Präsident Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine. An diesem Donnerstag, dem 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetarmee über die Truppen Nazi-Deutschlands, wird Putin zu einer Gedenkveranstaltung in Wolgograd erwartet. Zu zeremoniellen Zwecken und um an die deutsche Kapitulation zu erinnern, heißt die Stadt am 2. Februar wieder Stalingrad.
    Stimmen aus Stalingrad
    29.01.2023 | 18:28 min
    Feldpostbriefe aus Stalingrad und Tagebücher erzählen vom Schrecken des Krieges:

    Kritiker: Putin missbraucht Gedenktage für Propagande

    Putin dürfte unbeeindruckt von der Gewalt und der Zerstörung durch seinen Krieg gegen die Ukraine einmal mehr auch behaupten, dass er seinen Überfall auf das Nachbarland als Fortsetzung des Kampfes gegen den Nazismus sieht. 
    Kritiker werfen Putin vor, die für viele Russen heiligen Gedenktage zur Erinnerung an den Sieg der Sowjetunion gegen Hitler-Deutschland für seine Propaganda um den Überfall auf die Ukraine zu missbrauchen. Dem Kreml zufolge trifft sich Putin an der Wolga mit Vertretern von patriotischen und Jugendorganisationen. In Wolgograd wurde auch eine Stalin-Büste enthüllt zur Erinnerung an den Sowjetdiktatur Josef Stalin (1879 bis 1953), der das Land damals in den Sieg geführt hatte.
    "Krieg und Holocaust - Der deutsche Abgrund: Untergang 1943-1945": Collage aus zwei alten Fotos. Der deutsche Reichstag liegt in Trümmern. Rechts: Admiral von Friedeburg und Feldmarschall Montgomery bei der Unterzeichnung der Teilkapitulationserklärung am 4. Mai 1945.
    09.05.2021 | 45:22 min
    Die Niederlage von Stalingrad 1943 ist die Wende im Krieg. 1944 beginnen die Todesmärsche zurück ins Reich.

    Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg

    Die Schlacht gilt als eine der schwersten und kriegsentscheidenden Niederlagen der Deutschen Wehrmacht und damit als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. In den erbitterten Kämpfen wurde Stalingrad fast vollständig zerstört. Am 19. November 1942 begann der Gegenangriff der Roten Armee, im Zuge dessen die 6. Armee der Deutschen Wehrmacht eingekesselt wurde. Am 2. Februar 1943 gingen die letzten Einheiten der Deutschen in Kriegsgefangenschaft. Als Teil der Entstalinisierung wurde die wieder aufgebaute Stadt 1961 unter Nikita Chruschtschow in Wolgograd umbenannt.
    Die heutige Millionenstadt ist geprägt von der nostalgischen Erinnerung an die Sowjetunion, was ein blühendes Geschäft für den Geschichtstourismus bedeutet. Über der Stadt thront ein Denkmal für die Schlacht, genannt "Das Mutterland ruft". Die 85 Meter hohe Frauenfigur hält ein Schwert.
    Eine junge Frau vor einer Reiterstatue, die mit Graffiti beschmiert ist.
    17.12.2022 | 37:27 min
    Der antisowjetische Denkmalsturz erinnert an Vergangenheitsbewältigung mit dem Presslufthammer:
    Der Kampf um Stalingrad hat mehrere Filmemacher inspiriert, wie etwa Joseph Vilsmaier, der die Brutalität der Schlacht durch die Augen der deutschen Soldaten zeigte; oder den russischen Regisseur Fjodor Bondartschuk, der 2013 die sowjetische Erfahrung darstellte.
    In der Literatur inspirierte Stalingrad den sowjetischen Schriftsteller Wassili Grossman zu seinem gleichnamigen Meisterwerk. Es war mehr als ein Vierteljahrhundert lang in der Sowjetunion verboten, weil es Stalinismus und Nationalsozialismus verglich.
    Quelle: AFP, dpa

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