Nicht mehr im Rennen um Präsidentschaft: Muharrem Ince
Quelle: reuters
"Ich tue es für mein Vaterland," sagte Muharrem Ince am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Ankara. Er ziehe seine Kandidatur um das Präsidentenamt zurück. Drei Tage vor der Wahl in der
Türkei am kommenden Sonntag sind damit nur noch drei Kandidaten im Rennen.
Neben den beiden Hauptkontrahenten - Amtsinhaber
Recep Tayyip Erdogan und
Kemal Kilicdaroglu (der für die "Nationale Allianz", ein Oppositionsbündnis von sechs Parteien, antritt) - ist das Sinan Oğan vom rechtsnationalistischen Bündnis ATA. Oğan kommt in Umfragen auf 2,5 bis 4,5 Prozent. Ein Zählkandidat, ähnlich wie es Muharrem Ince auch war.
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2018 im ersten Wahlgang gegen Erdogan verloren
Bei der Präsidentschaftswahl 2018 war Ince noch als Präsidentschaftskandidat der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP gegen Erdogan angetreten und hatte bereits im ersten Wahlgang verloren. Als er danach auch im Machtkampf innerhalb der CHP gegen Parteichef Kilicdaroglu unterlag, verließ er die CHP und gründete seine eigene Partei Memleket (Vaterland).
Als deren Kandidat wollte er nun erneut antreten, allerdings waren seine Zustimmungswerte zuletzt auf unter zwei Prozent gefallen. Unterstützung erfuhr Ince anfangs wohl vor allem von Protestwählern und Jüngeren. Kritiker sahen darin eine Schwächung des Erdogan-Herausforderers Kilicdaroglu.
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Druck auf Ince wurde zu groß
Auch innerhalb seiner eigenen Partei wuchs daraufhin der Druck, seine aussichtslose Kandidatur zurückzuziehen, um eine Abwahl Erdogans zu unterstützen. Nachdem in den vergangenen Tagen zudem Korruptionsvorwürfe laut wurden und kompromittierende Videos aufgetaucht waren, gab Ince dem Druck schließlich nach.
Zwar seien die Vorwürfe falsch und die Videos gefälscht, behauptete Ince, doch wolle er der Opposition keinen Vorwand liefern, sollte es Kilicdaroglu nicht gelingen, Präsident Erdogan am Sonntag zu besiegen: "Ich will nicht, dass sie eine Ausrede haben," meint Ince am Donnerstag.
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Kilicdaroglu wollte Ince zum Rückzug bewegen
CHP-Kandidat Kemal Kilicdaroglu hatte in mehreren Gesprächen mit Ince versucht, den ehemaligen Parteigenossen zum Rückzug zu bewegen. Doch ohne Erfolg. Nun verzichtet Ince also doch.
Ob es Absprachen im Hintergrund gab, ist ebenso ungewiss, wie die Frage, ob Inces Unterstützer nun mehrheitlich in Kilicdaroglus Lager wechseln und dessen Chancen steigen, bereits im ersten Wahlgang einen Sieg zu erzielen. Zwar liegt der Herausforderer in einigen Umfragen bei über 50 Prozent, doch rechnen die meisten Beobachter nach wie vor mit einer Stichwahl Ende Mai.
Im Rennen um das Präsidentenamt stehen nun neben Amtsinhaber Erdogan und Oppositionsführer Kilicdaroglu noch Sinan Ogan, Kandidat einer ultranationalistischen Allianz.
Jörg-Hendrik Brase ist Leiter des ZDF-Auslandsstudios Istanbul.
Muharrem Ince tritt bei der türkischen Präsidentschaftswahl an. Beobachter meinen, seine Kandidatur schwäche die Opposition gegen Erdogan. Wieso ist Inces Teilnahme umstritten?