Expertenrat: Umweltfreundliches Verhalten einfordern

    Appell an Politik:Expertenrat: Umweltfreundlichkeit einfordern

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    Die Politik fördert umweltfreundliches Verhalten - doch das reicht laut Umweltexperten nicht. In einigen Bereichen müssten Menschen zu umweltfreundlicherem Handeln gedrängt werden.

    Reisende stehen im Terminal des Flughafen Hamburg mit ihren Rollkoffern in einer Warteschlange an einem Check in-Schalter, aufgenommen am 24.04.2023
    Politik muss umweltfreundliches Verhalten einfacher, attraktiver und günstiger machen, fordert der Sachverständigenrat für Umweltfragen.
    Quelle: dpa

    Ob Auto fahren, fliegen oder konsumieren - der Sachverständigenrat für Umweltfragen appelliert an die Bundesregierung, umweltfreundliches Verhalten auch einzufordern. Im Flugverkehr beispielsweise reichten neue Technologien nicht mehr aus, um die Treibhausgasemissionen schnellstmöglich zu reduzieren, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Sondergutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU).

    Daher sind politische Maßnahmen erforderlich, die die Nachfrage nach Flugreisen senken.

    Sachverständigenrat für Umweltfragen

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    SRU: Umweltfreundliches Handeln muss eingefordert werden

    Den Expertinnen und Experten zufolge lassen sich die vielen Umweltkrisen nur bewältigen, wenn Menschen änderten, wie sie wohnen, konsumieren, sich fortbewegen und ernähren. Wo nötig müsse umweltfreundliches Handeln auch eingefordert werden. Das sei nicht nur Aufgabe der Umweltpolitik, sondern auch der Ressorts für Verkehr, Energie, Bauen und Ernährung, schreibt der Sachverständigenrat.
    Wolle die Politik das Alltagsleben jedoch beeinflussen, werde ihr schnell "Bevormundung" vorgeworfen. Zwar könnten umweltpolitische Regeln die Freiheit einschränken. Hier müsse aber gesehen werden, dass auch die vom Menschen in Gang gesetzten Umweltveränderungen zu einer Bedrohung für die Freiheit werden, etwa für das Grundrecht auf Leben und Gesundheit, heißt es in dem Gutachten. Wenn sich Menschen heute nicht einschränken, falle das auf die Jüngeren zurück.

    Es muss also eine faire Verteilung dieser Einschränkungen auch zwischen den Generationen gelingen.

    Sachverständigenrat für Umweltfragen

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    Städtische Mobilitätswende fördert Lebensqualität

    Die Politik müsse abwägen, wann es sinnvoll sei, die Menschen zu umweltfreundlichem Handeln zu drängen, heißt es in dem Gutachten weiter. Das sei der Fall, wenn beispielsweise die Zeit zur Beseitigung von Umweltschäden drängt oder Verhaltensänderungen zusätzliche Vorteile versprechen.
    So sei es auch empfehlenswert, umweltfreundliches Verhalten im ÖPNV einzufordern: "Beispielsweise fördert eine städtische Mobilitätswende, die den Fokus auf ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr setzt, auch die Gesundheit und Lebensqualität, da Menschen sich mehr bewegen und Luftverschmutzung sowie Lärm reduziert werden."
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    Bildungsangebote können das Umweltbewusstsein stärken

    Der Expertenrat betont dennoch: Bei der Entscheidung für oder gegen ein umweltfreundliches Verhalten spielen unter anderem persönliche Routinen, Normen, Emotionen und Wissen eine Rolle. Deshalb müssten auch Anreize für umweltfreundliches Verhalten geschaffen werden.
    "Dabei können Infrastrukturen neu geschaffen oder verbessert, Fördermittel bereitgestellt, Preisanreize gesetzt oder auch Ge- und Verbote ausgesprochen werden." Außerdem könnten Bildungsangebote das Umweltbewusstsein stärken und die Konsequenzen des eigenen Handelns vermitteln.

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