USA: Rassistische Chats bei der Polizei in Kalifornien

    Klage gegen Polizisten:USA: Rassistische Chats und fingierte Beweise

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    Rassistische Chats, Körperverletzung, gefälschte Beweise, Prahlerei über Fehlverhalten. In Kalifornien wird gegen Beamte einer Polizeibehörde ermittelt.

    Polizeistation in Antioch, Kalifornien
    Viele Beamte der Polizeibehörde in Antioch, Kalifornien sollen in den Skandal verwickelt sein.
    Quelle: ap

    In den USA sorgt ein Skandal um rassistische Nachrichten in einer Chatgruppe von Polizisten einer kalifornischen Stadt für Aufruhr.

    Beamte sollen rassistische Chats versendet und Beweise fingiert haben

    Der Bürgerrechtsanwalt John Burris reichte vor einem Bundesgericht gegen die Stadt Antioch sowie frühere und aktuelle Polizisten eine Klage im Namen von vier Personen ein. Diese gaben an, ins Visier von Beamten geraten zu sein, die untereinander SMS-Nachrichten mit rassistischen Sprüchen über schwarze Menschen ausgetauscht hätten.
    Zudem hätten sie geprahlt, Beweise fingiert und Verdächtige verprügelt zu haben. Ein fünfter Kläger erklärte, sein Vater sei von zwei Polizisten getötet worden, die in den Skandal um die Chatgruppe verwickelt sein sollen.
    Polizeigewalt ist in den USA alltäglich. Der "George Floyd Justice in Policing Act" soll das Vorgehen gegen Beamte erleichtern.

    Nach Beerdigung von Tyre Nichols
    :USA: Wann endet Polizeigewalt gegen Schwarze?

    Der durch Polizeigewalt getötete Tyre Nichols ist in Memphis beigesetzt worden. Auch nach der Beerdigung fragt man sich in den USA: Wie kann rassistische Gewalt gestoppt werden?
    Ramon Mebrahtu, Washington D.C.
    Bürgerrechtler Al Sharpton stellt die Familie von Tyre Nichols während der Trauerfeier für Nichols in der Mississippi Boulevard Christian Church vor.

    Präsident der Polizeigewerkschaft und 16 Beamte angeblich in Chats aktiv

    Abgesetzt wurden die Nachrichten überwiegend von 2020 bis 2021, 17 Beamte der 100 Personen zählenden Polizeibehörde von Antioch sollen sie verschickt haben, darunter der Präsident der Polizeigewerkschaft der Stadt. Die zuständige Bezirksstaatsanwältin enthüllte, dass fast die Hälfte der Belegschaft der Polizei zu Chatverläufen hinzugefügt worden sei. Niemand habe irgendetwas gesagt.
    In den Chat-Nachrichten sollen oft Begriffe wie "Affe" und "Gorilla" für schwarze Menschen gefallen sein, wie aus der Klage hervorgeht. Beamte hätten sich zudem damit gebrüstet, bei Verkehrskontrollen gezielt Schwarze herauszupicken.
    Der Bürgerrechtsanwalt Burris listete die rassistischen und abwertenden Sprüche auf, die die Beamten abgesondert haben sollen. Es handele sich um den gravierendsten Fall von rassistischem Hass, mit dem er jemals zu tun gehabt habe, erklärte er.

    Dieses Gebaren selbst ist so furchtbar, dass es mehr war als Geplänkel im Umkleideraum, es war eine Geisteshaltung.

    Bürgerrechtsanwalt John Burris

    In den USA ist die Wahrscheinlichkeit, im Gefängnis zu landen, für Schwarze fünfmal höher als für Weiße. 50 Jahre nach der Bürgerrechtsbewegung kämpfen sie immer noch für ihre Rechte.

    Kläger: "System so ausgelegt, dass wir versagen"

    Kläger Adam Carpenter sagte, er sei im November 2020 von vier der Beamten festgenommen worden, die nun verklagt wurden. Zuvor hätten sie ihn mehrmals angehalten, ihm Geld und Handys weggenommen, ohne es zu dokumentieren. Fast ein Jahr sei er in Haft gewesen, im April 2022 sei er freigekommen. Die Justiz habe die Vorwürfe gegen ihn zwar fallengelassen. Doch könne er keinen Job mehr finden. "Im Grunde ist das System so ausgelegt, damit wir versagen", ergänzte der Schwarze.
    Ein weiterer Kläger, Trent Allen, ist unter vier jungen Männern in ihren Zwanzigern, die wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes in Haft sitzen. In der Chatgruppe soll ein Polizist in Antioch stolz geschrieben haben, dass er wie beim American Football gegen Allens Kopf getreten habe. Sein Fuß tue noch weh, weil dessen Schädel so hart wie ein Bowling-Ball sei.
    Die Staatsanwältin im Bezirk Contra Costa, in dem Antioch liegt, lässt nun auch prüfen, ob bei der Strafverfolgung von Kriminalfällen in der Stadt alles mit den rechten Dingen zuging. Tammany Brooks, Polizeichef von Antioch von Mai 2018 bis Oktober 2021, hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.
    Quelle: AP

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