Biermarke "Bud Light" gerät in den USA in den Kulturkampf

    Biermarke warb mit LGTBQ-Star:Wie "Bud Light" in den US-Kulturkampf gerät

    Alexandra Hawlin
    von Alexandra Hawlin , Washington, D.C.
    |

    Wegen einer Kooperation mit Transgender-Influencerin Dylan Mulvaney boykottieren Konservative die Marke "Bud Light". Der Kulturkampf in den USA am Beispiel eines Bieres.

    USA, Washington: Dosenbier der amerikanischen Biermarke "Bud Light".
    "Bud Light" ist in den Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen in den USA geraten.
    Quelle: Jacquelyn Martin/AP

    Was Konservative wie er von der Kooperation zwischen einer Biermarke und einer Transgender-Influencerin halten, demonstriert Musiker Kid Rock in einem Video, das er auf Twitter veröffentlicht.
    Darin ist zu sehen, wie er mit einem Sturmgewehr auf mehrere Boxen voller "Bud Light" feuert, den Konzern verflucht und ihm den Mittelfinger zeigt. Auf seiner hellblauen Kappe steht in weißen Buchstaben "MAGA". Die Abkürzung steht für Donald Trumps Wahlkampfmotto: "Make America Great Again" (Macht Amerika wieder großartig).

    Boykott gegen "Bud Light"

    Die Influencerin Dylan Mulvaney hatte Anfang April auf Instagram eine Zusammenarbeit mit "Bud Light" publik gemacht und die Marke dort bei ihren 1,8 Millionen Followern beworben. Unter anderem veröffentlichte sie ein Foto mit ihrem Gesicht auf einer Bierdose, das ihr das Unternehmen zugeschickt hatte.
    Der Versuch von Anheuser-Busch, eine junge Generation - die sogenannte Generation Z - mit der Transgender-Werbeträgerin zu erreichen, löst unter Konservativen und Anhängern des früheren Präsidenten Donald Trump eine Welle der Empörung aus. Vor allem in den Staaten des mittleren Westens und insbesondere in ländlichen Gebieten melden Lieferanten einen Boykott der Biermarke. US-Medien berichteten am Freitag, dass mehrere Budweiser-Fabriken sogar Bombendrohungen erhalten hätten.

    Konservative führen Kulturkampf

    Auch die Trump-treue Politikerin Kari Lake aus Arizona, die sich bei den Midterms als Gouverneurskandidatin gegen ihre Demokratische Konkurrentin geschlagen geben musste, twittert: Sie sei bei einer Kundgebung in Iowa, das Gratis-Bier sei aus - mit einer Ausnahme: "Bud Light".
    Was sich im Bier-Boykott zeigt, ist ein landesweiter Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen. Republikanisch kontrollierte Bundesstaaten treiben eine Flut von Gesetzen voran, die das Abtreibungs-, LGBTQ- und Wahlrecht einschränken, die Kontrollen des Waffenbesitzes lockern, die Diskussion über Rassismus, Geschlecht und sexuelle Orientierung im Unterricht zensieren und die Befugnisse ihrer demokratisch geprägten Großstädte und Landkreise beschneiden.

    Florida: Anti-LGBTQ-Gesetze und strengeres Abtreibungsverbot

    Beispiele dafür gibt es genug. Da ist zum einen der Bundesstaat Florida, wo diese Woche das Abtreibungsverbot nach der sechsten Woche von Gouverneur Ron DeSantis unterzeichnet wurde - ein Zeitraum, in dem viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind.
    Der republikanische Gouverneur verbietet Bücher zu Rassismus, wie etwa Biographien der Bürgerrechtlerin Rosa Parks und setzt sich dafür ein, dass Schulen und Unternehmen nicht mehr über Gender oder sexuelle Orientierung informieren dürfen.

    Tennessee: Rassismus-Vorwürfe und Verbot von Drag-Queen-Shows

    Vergangenen Donnerstag stimmte das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus im Bundesstaat Tennessee für den Ausschluss zweier junger schwarzer Demokraten. Justin Jones und Justin Pearson wurden aus der Parlamentskammer ausgeschlossen, weil sie sich an Protesten für schärfere Waffengesetze beteiligt hatten.
    Bei der Abstimmung über den Ausschluss einer weiteren Demokratin, Gloria Johnson, die sich ebenfalls an den Protesten beteiligt hatte, fehlte eine Stimme. Weil Johnson Weiße ist, wurde der Vorwurf des Rassismus laut. Mittlerweile sind die Abgeordneten wieder im Amt.
    Darüber hinaus hat der Republikanische Gouverneur von Tennessee, Bill Lee, ein Gesetz unterzeichnet, das Drag-Shows in der Öffentlichkeit verbietet. Auch geschlechtsangleichende Therapien für Unter-18-Jährige sollen ab dem Sommer verboten werden.
    Frau hält Schild mit Trump hinter Gittern
    Donald Trump ist angeklagt, für seine Kandidatur kann ihm das von Nutzen sein, sagen Republikaner. Gegen Joe Biden wettert er wie gewohnt, zu den Daten-Leaks äußert er sich nicht.12.04.2023 | 6:55 min

    Die Uhren sollen in den USA zurückgedreht werden

    Ab den 1960er Jahren wurden auf Bundesebene Diskriminierung aufgrund der Rasse oder des Geschlechts verboten, Abtreibung und die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Der Trend setzte sich durch, dass immer mehr Rechte und Freiheiten auf Bundesebene sichergestellt wurden. Die Freiheiten der Bundesstaaten hingegen wurden damit eingeschränkt.
    Nun setzen Konservative im ganzen Land darauf, diesen Trend wieder umzukehren, die Uhren zurückzudrehen und sich auf eine Welt vor den 1960er Jahren zuzubewegen, in der die Grundrechte und Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger je nach Wohnort in den USA sehr viel stärker variierten.
    Die Folge dieser Bestrebungen von Konservativen sind Auseinandersetzungen auf allen Ebenen, aber auch Hass und Hetze. Vor allem gegen die, die von Maga-Republikanern wie Kid Rock als "anders" wahrgenommen werden - so wie Transgender-Influencerin Dylan Mulvaney.
    "Es ist schwer, jetzt das Licht zu sehen, aber lass es nicht aus den Augen", singt sie in einem erst kürzlich auf Instagram geposteten Video und schreibt: "Dieses Lied passt zu der Woche, die ich hinter mir habe".

    Mehr zu Maga-Republikanern