Warum Küssen gesund und glücklich macht

    Kuss als Feuerwerk der Gefühle:Warum Küssen gesund und glücklich macht

    von Ebba Petzsche
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    Wer gerne und oft küsst, lebt länger und glücklicher. Das bestätigen Studien der Philematologie, der sogenannten Kussforschung. Eine Aufforderung zum Küssen.

    Zwei Männer küssen sich
    Bei einem intensiven Kuss wird Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet, die Konzentration des Stresshormons Cortisol sinkt.
    Quelle: Imago / imagebroker

    Wer viel küsst, geht besser durchs Leben: So lassen sich die Ergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Studien zum Küssen zusammenfassen. Dabei geht es nicht um den Bruderkuss, den Politikerkuss oder den elterlichen Kuss, sondern um den romantischen Kuss, der mehr ist als ein mechanischer Vorgang.
    Wenn wir Menschen küssen, die wir mögen, wird eine ganze Reihe von biochemischen Prozessen in Gang gesetzt. Hormone kommen in Wallung, Wohlbefinden und Glücksgefühle stellen sich ein.

    Wir wissen, dass im Kontext von Nähe, Bindung und Sexualität die körpereigenen Endorphine eine große Rolle spielen.

    Sexualmediziner Prof. Dr. Tillmann Krüger, Medizinische Hochschule Hannover

    Zwei Frauen küssen sich auf einer LGBTQ-Parade
    Ein durchschnittlicher Kuss dauert zwölf Sekunden. Küssen ist gesund und macht glücklich. Doch was genau passiert, wenn wir uns küssen? Und warum tun wir es so gerne?06.07.2021 | 4:46 min

    Hormonexplosion im Körper

    Verantwortlich für das gute Gefühl bei einem intensiven, leidenschaftlichen Kuss ist die Ausschüttung bestimmter Hormone. Dazu gehören das im Volksmund als Glücks- oder Antriebshormon bezeichnete Dopamin und unsere körpereigenen Opiate, die Endorphine, die uns beim Küssen überfluten. Außerdem wird Oxytocin, auch Kuschelhormon oder Hormon der Liebe genannt, ausgeschüttet, gleichzeitig sinkt die Konzentration des Stresshormons Cortisol.

    Oxytocin hilft beim Lernen, dass die Begegnung mit dem Menschen – das Küssen oder auch die Sexualität – eine sehr angenehme Erfahrung war und ich ihm trauen kann.

    Prof. Dr. Tillmann Krüger, Medizinische Hochschule Hannover

    Küssen sorgt für Bindung

    Ein Kuss spricht alle Sinne an: riechen, tasten, schmecken, hören und sehen. Letzteres nur, wer nicht die Augen schließt, um den anderen vier Sinnen den Vorzug zu geben. Kussforscher messen dem Küssen mehr Bedeutung für eine Beziehung bei als Sex, da es intimer ist. Während Sex auch eine distanziertere Haltung erlaubt, stärken intensive Küsse die Bindung.

    • Gesichtsjogging: Ein durchschnittlicher Kuss dauert zwölf Sekunden - mehr als 30 Gesichtsmuskeln werden dabei bewegt.
    • Kalorienverbrauch: Bei einem intensiven Kuss verbrennen wir bis zu zwanzig Kalorien.
    • Küssen regt Stoffwechsel und Blutzirkulation an: Der Puls steigt, die Körpertemperatur schnellt in die Höhe, wir fühlen uns wach und motiviert.

    Warum küssen Menschen?

    In einem Kuss stecken ungeheuer viele Informationen, die wir zwar nicht alle bewusst wahrnehmen, die uns aber in unserer Partnerwahl entscheidend beeinflussen. Es heißt nicht umsonst, dass man jemanden gut riechen kann.
    Es ist unser natürlicher Instinkt, der uns leitet und das macht Sinn: Beim Küssen bekommen wir über den Geruch und Geschmack Informationen, wie genetisch nah oder fern die Person uns ist - das wiederum ist wichtig für die Fortpflanzung.

    Von der Intuition her sucht der Organismus jemanden, der genetisch unterschiedlich ist.

    Prof. Dr. Tillmann Krüger, Medizinische Hochschule Hannover

    Denn das wäre günstig, wenn es zu Kindern kommen sollte, erklärt Sexualforscher Tillmann Krüger. "Das schwingt unterschwellig alles mit."

    Was ist ein "guter" Kuss?

    Ein guter Kuss setzt voraus, dass man den anderen mag und sich in ihn einfühlen kann. Es gilt zu erspüren, was dem anderen gefällt. Psychologe und Kussforscher Wolfgang Krüger bezeichnet Küsse als Gespräche der Lippen und der Zunge.
    Zitronen.
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    Küssen stärkt Immunsystem

    Bei einem zehnsekündigen Zungenkuss werden etwa 80 Millionen Bakterien ausgetauscht - in aller Regel harmlose. Und obwohl beim Küssen auch Erreger von Infektionskrankheiten übertragen werden können, gilt Küssen als gesund.

    Es ist gut, dass der Organismus sich mit fremden Keinen auseinandersetzt.

    Prof. Dr. Tillmann Krüger, Medizinische Hochschule Hannover

    Küssen stärkt das Immunsystem und durch die körperliche Zuwendung tankt gleichzeitig die Seele auf. "Das Küssen an sich hat ähnlich wie soziale Beziehungen, wie körperliche Nähe, ein großes Potenzial psychische und körperliche Gesundheit zu fördern", erläutert Krüger.
    So wundert es nicht, dass ein Kuss auch gerne als "die schönste Impfung der Welt" bezeichnet wird - und die wirkt ein Leben lang. Eine Studie der Humboldt-Universität Berlin zeigt, dass Körperkontakt, eine Umarmung, ein Kuss oder auch kleine Berührungen dem Wohlbefinden bis ins hohe Alter dienen.
    Glück Mensch CC
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    Ebba Petzsche ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
    Quelle: mit Material von KNA, AFP

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