Piriformis-Syndrom: Wenn das Gesäß schmerzt

    Piriformis-Syndrom:Wenn das Gesäß schmerzt

    von Heidemarie Petters
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    Der Piriformis ist ein kleiner Muskel, der große Schmerzen im Gesäß und Bein hervorrufen kann. Auch der Ischiasnerv kann beeinträchtigt sein. Was gegen Beschwerden hilft.

    Mann liegt auf dem Rücken auf einer Matte, Physiotherapeutin zeigt Übung.
    Unter dem großen Gesäßmuskel liegt der Piriformis, ein kleiner Muskel, der bei Verkürzung auf den Ischiasnerv drücken und Schmerzen im Gesäß und im Bein hervorrufen kann - ähnlich wie beim Bandscheibenvorfall. Wir zeigen, was Sie dagegen tun können.27.06.2023 | 5:04 min
    Ein plötzliches Kälteempfinden im Fuß, dazu ein tiefer Gesäßschmerz, der bis in die Unterseite des Oberschenkels ausstrahlt: Symptome, die auf Bandscheibenprobleme hindeuten können. Vor allem, weil das Missempfinden im Fuß von einen beeinträchtigten Ischiasnerv kommen kann.

    Das Gemeine ist, dass ganz viele Symptome auftreten können, wo auch andere Krankheitsbilder dahinter stecken können, zum Beispiel Bandscheibenvorfälle.

    Dr. Jörg Bethge, Facharzt für Orthopädie

    Hier sind Orthopäden mit einer genauen Diagnose gefordert. Denn in manchen Fällen ist es eben nicht die Bandscheibe, sondern ein Muskel, der die Beschwerden verursacht.

    Piriformis-Syndrom
    Quelle: Shutterstock Creative

    Der Piriformis (lat. "birnenförmig") ist ein kleiner Muskel und liegt unter dem großen Gesäßmuskel. Er gehört zu einem von sechs Muskeln, die unter anderem für die Außenrotation der Hüfte sorgen. Ist er verhärtet, kann er auf den Ischiasnerv drücken, der direkt daran vorbeiläuft. Man spricht vom Piriformis-Syndrom.

    Da auch andere Muskeln ähnliche Beschwerden auslösen können, wendet der Orthopäde eine Vielzahl von klinischen Tests an, um das Piriformis-Syndrom zu diagnostizieren bzw. andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

    Was eine Verhärtung des Piriformis-Muskels auslöst

    Kontinuierliches Sitzen etwa in klassischen Sitzberufen oder auch langes Stehen kann schon dazu führen, dass der Piriformis überfordert wird und komplett verhärtet. Aber auch eine individuelle körperliche Fehlstellung oder falsche Körperhaltung wie ein gekipptes Becken, ein schiefes Gangbild oder Knick-Senkfüße, können dazu beitragen, dass der Piriformis-Muskel zu schwach ausgeprägt ist und bei Überforderung verhärtet.
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    Piriformis-Syndrom mit Physiotherapie behandeln

    In den meisten Fällen kann man mit Physiotherapie das Piriformis-Syndrom wieder in den Griff bekommen. Wichtig dabei: Die Physiotherapie muss auf die individuellen Schwachstellen und Fehlhaltungen des einzelnen Patienten eingehen und zugeschnitten sein. "Alle Übungen müssen exakt durchgeführt werden", erklärt Orthopäde Jörg Bethge.

    Man braucht gut ausgebildete Orthopäden und Physiotherapeuten, die einen begleiten und bei den Übungen korrigieren, weil ich sonst ganz andere Bereiche trainiere oder verletze.

    Dr. Jörg Bethge, Facharzt für Orthopädie

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    Dehnübungen im Sitzen

    Der Physiotherapeut wird mit Dehnübungen beginnen. Sie wirken wohltuend und verschaffen den Patienten in den meisten Fällen zeitnahe Linderung. Dehnungen sollten am Anfang täglich gemacht werden. Nehmen die Schmerzen ab, kann man die Übungsintensität variieren.
    Eine Physiotherapeutin und ein Patient sitzen sich auf zwei Hockern gegenüber. Der Patient bekommt eine Dehnübung gegen das Piriformis-Syndrom gezeigt.
    Dehnübungen im Sitzen helfen gegen das Piriformis-Syndrom.
    Quelle: ZDF

    Der Patient sitzt dabei zum Beispiel auf einem Stuhl, legt den Unterschenkel der betroffenen Seite auf das Knie des andern Beins. Hand auf das Knie des betroffenen Beines. Oberkörper gerade oder in leichtem Hohlkreuz langsam nach vorne beugen, bis ein Dehnschmerz entsteht. Die Position kann ein bis zwei Minuten gehalten werden.

    Übung für die Koordination

    Koordinationsübungen dienen zunächst dazu festzustellen, wo der Betroffene körperliche Schwachstellen hat. Diese werden dann gezielt trainiert. Hat ein Patient zum Beispiel Knick-Senk-Füße, hat er meist Schwierigkeiten, die Fuß-Bein-Achse stabil zu halten. Hier können Kräftigungsübungen für das Fußgewölbe und der Einbeinstand helfen.
    Patient übt den Einbeinstand.
    Mit dem Einbeinstand kann man trainieren, die Fuß-Bein-Achse stabil zu halten.
    Quelle: ZDF

    Piriformis-Muskel kräftigen

    Der Patient liegt auf dem Rücken auf einer Matte. Dann das nicht-betroffene Bein gebeugt im rechten Winkel anheben. Das betroffene Bein gebeugt aufstellen. Becken Richtung Matte drücken und mit dem aufgestellten Bein das Gesäß nach oben drücken. Der Rücken sollte dabei gerade sein. Die Schultern bleiben auf der Matte. Die Position kurz halten. Mehrere Male wiederholen.
    Eine Physiotherapeutin sitzt neben einem Patienten auf dem Boden, während sie ihm Kräftigungsübungen beim Piriformis-Syndrom erklärt.
    Auch Kräftigungsübungen sind bei Problemen mit dem Piriformis wichtig.
    Quelle: ZDF

    Tipp: Kräftigungsübungen sollte man drei- bis viermal pro Woche machen. Das Ziel: zwei Stunden kräftigenden Sport pro Woche. Und: Nicht aufhören, wenn der Schmerz weg ist. Auf Dauer hilft beim Piriformis-Syndrom nur dranbleiben!
    Heidemarie Petters ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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