Naturkosmetik: Sind natürliche Nagellacke weniger schädlich?

    Farbe für Hände und Füße:Nagellack: Wie gesund Öko ist

    von Julia Häusler
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    Wandel beim Nagellack: Immer mehr Hersteller werben damit, ökologische und somit vermeintlich gesündere Lacke zu verkaufen. Was am Marketing dran ist.

    Frau lackiert sich die Nägel
    Öko-Lacke versprechen, weniger schädliche Stoffe als herkömmliche Nagellacke zu enthalten. WISO hat drei Nagellacke auf Haltbarkeit und Inhaltsstoffe gecheckt.04.09.2023 | 7:16 min
    Nagellack auf Pflanzen- oder gar Wasserbasis: Das ist ein neuer Trend in der Kosmetikbranche. Immer mehr Marken ziehen mit und bringen vermeintlich ökologischere und weniger schädliche Nagellacke auf den Markt.

    Nagellack als Abfallprodukt der Autoindustrie

    Nagellack gibt es seit den 1930ern Jahren und ist genau genommen der Autoindustrie zu verdanken. Die Revson-Brüder bedienten sich der Technologie, Pigmente für Lacke nutzbar zu machen und kreierten 1932 den ersten Nagellack, zusammen mit dem Chemiker Charles Lachmann. So wurde die Marke Revlon geboren.

    Ist Nagellack schädlich?

    Was an Autos keinen Schaden anrichtet, kann für den menschlichen Organismus und die Umwelt aber durchaus bedenklich sein. Lange galt der Nagel als undurchlässige Hornplatte. Inzwischen ist jedoch klar, dass das Horn des Nagels sehr wohl durchlässig ist. Schädliche Stoffe können zudem auch über die angrenzende Haut und die Atemwege in den Körper gelangen.
    Paletten mit buntem Glitter für Festival-Makeup.
    Um die Umwelt zu schützen, will die EU-Kommission den Verkauf von Mikroplastik-Produkten schrittweise verbieten. In der ersten Verbotsstufe trifft es beliebte Kosmetikprodukte. 16.10.2023 | 1:19 min
    Zusätzlich sind vor allem Mikroplastik und auch flüssige Kunststoffe aus Nagellacken in der Natur schwer abbaubar. Auch sogenannte UV-Filter, wie zum Beispiel Benzophenone, und Nanopartikel können problematisch sein. Die Folgen dieser Stoffe sind bisher nicht abschließend erforscht. Sie gelten aber als potenziell krebserregend.

    Aussagen zur Schadstofffreiheit nicht geschützt

    Hersteller ökologischer Lacke werben vor allem damit, frei von Schadstoffen zu sein. Auf Produkten oder in Werbungen findet man oft Werbeaussagen wie 3-free, 7-free, 19-free oder 20-free. Das bedeutet, dass ein Nagellack drei, sieben, 19 oder eben 20 als schädlich eingestufte Stoffe nicht enthält. Das kann ein Anhaltspunkt sein, allerdings sind diese Bezeichnungen nicht rechtlich geschützt.

    Das ist keine Zertifizierung. Das heißt, der Hersteller überlegt sich selbst, welche Stoffe er nicht mehr verwenden möchten in der Produktion.

    Luise Körner, Chemieexpertin beim BUND  

    Insofern müsse man als Verbraucherin oder Verbraucher weiterhin auf die Inhaltsstoffe schauen, erklärt Luise Körner, Chemieexpertin vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Man müsse prüfen: "Sind da Stoffe drin, die ich nicht auf meinem Nagel haben möchte."

    Nitrosamine erlaubt, aber bedenklich

    Denn auch wenn die Formulierungen bei ökologischen Nagellacken oftmals besser sind als bei herkömmlichen Produkten, finden sich nicht nur unbedenkliche Inhaltsstoffe darin. Das können Kunststoffe oder auch Stoffe wie Nitrocellulose sein, aus dem sich nach längerer Zeit sogenannte Nitrosamine bilden können.
    Dieser Stoff gilt als bedenklich, potenziell sogar krebserregend. Laut EU-Kosmetikverordnung dürfen Nitrosamine aber als technisch unvermeidbare Rückstände in Kosmetika enthalten sein. Untersuchungen der Hersteller haben gezeigt, dass Nitrosamine zum großen Teil erst bei der Lagerung entstehen.

    Deshalb ist es eben auch wichtig sich daran zu halten, was auf der Verpackung steht, wie lange das Produkt verwendbar ist nach dem Öffnen.

    Luise Körner, Chemieexpertin beim BUND

    Flaschen mit Nagellack in unterschiedlichen Farben stehen in einem Regal in mehreren Reihen nach hinten in der Höhe aufsteigend präsentiert.
    Quelle: reuters

    Der geöffnete Creme-Tiegel zeigt an, wie lange das Produkt nach dem Öffnen genutzt werden darf. Bei Nagellacken sind es in der Regel 24 bis 36 Monate.

    Was Siegel beim Nagellack aussagen

    Genau wie bei Lebensmitteln gibt es auch bei Nagellack Siegel auf den Fläschchen, die Vertrauen schaffen sollen. Doch bei Nagellacken sollten Verbraucher*innen diese genau hinterfragen. Nur weil Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau sind, sind sie nicht automatisch unschädlich.
    Ein Beispiel ist das Demeter-Siegel. Kosmetika, bei denen mindestens 90 Prozent der Inhaltsstoffe Demeter-zertifiziert sind, dürfen das begehrte Siegel tragen. Nagellacke bestehen im Allgemeinen zu über 90 Prozent aus Alkohol und können das Siegel somit erlangen, wenn der Alkohol Demeter-zertifiziert ist.

    Inhaltsstoffe von Nagellacken beim Einkaufen checken

    Ökologische Nagellacke enthalten teilweise bessere Formulierungen als herkömmliche Nagellacke, sind oft aber auch etwas teurer. Grundsätzlich sollte man immer genau hinschauen, denn frei von Schadstoffen, die Mensch und Umwelt schaden, sind auch ökologische Lacke nicht immer. Wer ganz genau Bescheid wissen möchte, kann auf Apps wie Toxfox zurückgreifen und so Inhaltsstoffe direkt beim Einkaufen checken.

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