RS-Virus bei Kindern: Symptome und Impfung

    FAQ

    Atemwegserkrankung bei Kindern:Wann eine Impfung gegen das RS-Virus schützt

    von Andreas Kürten
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    Knapp 19.000 Kinder wurden 2022 aufgrund des RS-Virus stationär behandelt. Wie man Säuglinge und Kleinkinder vor der Atemwegserkrankung schützen kann – schon im Bauch der Mutter.

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    Wie stecken sich Kinder mit RSV an?

    Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) wird durch Tröpfcheninfektionen beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen und über den Mund, die Nase oder die Bindehäute der Augen aufgenommen. Auch eine Übertragung durch Schmierinfektionen, über die Hände oder kontaminierte Gegenstände ist möglich. Das Virus kann auf Oberflächen mehrere Stunden überleben.

    • Sterblichkeit: Weltweit kann das RS-Virus auch schwere Atemwegsbeeinträchtigungen bei Erwachsenen (besonders im Alter über 65) hervorrufen (Sterblichkeit von vier bis acht Prozent).
    • Gefährdung: Besonders gefährdet sind Erwachsene mit chronischen Atemwegserkrankungen, chronischen Herzerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem.
    • Symptome: Meist eine Erkrankung der oberen Atemwege (die zwischen drei und zwölf Tagen anhält), die aber auch auf Bronchien, Bronchiolen und die Lunge übergreifen und Beschwerden einer Lungenentzündung auslösen kann.

    Was löst das RS-Virus bei Kindern aus?

    Die Infektion kann unbemerkt verlaufen. Etwa fünf Tage nach der Ansteckung kann es aber zu Symptomen im Bereich der Atemwege kommen. Zuerst entstehen Erkältungsbeschwerden wie Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen, die bei Neugeborenen oder Säuglingen mit einem Flüssigkeitsmangel einhergehen können. Auch eine Verengung der Bronchien mit Atemproblemen ist möglich.
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    "Bei empfindlichen Kindern geht es dann auf die Ebene der kleinsten Atemwege und führt zu einer Schwellung der Bronchiolen, die durch Schleimproduktion und eine Entzündungsreaktion noch verstärkt wird", ordnet Kinderarzt Christian Fremerey ein, wann eine intensivmedizinische Betreuung nötig wird. "Dann kommt es zu einer Verlegung von Teilen der Lunge, die dann nicht mehr am Atemaustausch teilnehmen können." Bestimmte Risikofaktoren können das begünstigen.

    Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf bei Säuglingen und Kleinkindern






    Wie werden schwere Verläufe der RSV-Infektion behandelt?

    Die Ansteckung kann mit einem PCR-Test nachgewiesen werden. Wichtig ist eine gesteigerte Flüssigkeitszufuhr, gegebenenfalls per Infusion. In schweren Fällen wird oft eine intensivmedizinische Überwachung nötig. Nach der Messung des Sauerstoffgehalts im Blut kann die Gabe von Sauerstoff wichtig werden.
    Mit einer "High-Flow Nasenkanüle" kann die Atmung erleichtert werden. Eventuell wird auch die Beatmung über eine Maske oder einen Schlauch nötig. Zusätzlich können Kortison-Sprays zum Einsatz kommen. Die Maßnahmen können Eltern zuhause weiterführen.

    Wie werden Kinder bisher gegen das RS-Virus geschützt?

    Seit 1999 steht der Impfstoff Palivizumab zur Verfügung. Mit dieser passiven Immunisierung werden zum Schutz Antikörper verabreicht. Die Wirkung hält an, bis diese im Körper abgebaut sind. Die Impfung muss daher alle vier Wochen, etwa fünfmal in der Hochsaison des RS-Virus, wiederholt werden.
    Empfohlen ist diese Impfung für Säuglinge und Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr, die Risikofaktoren für die Entwicklung eines schweren Verlaufs haben. In diesen Fällen werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Das Risiko von Nebenwirkungen, wie Fieber oder Hautausschlag, gilt als gering. Eine lebensbedrohliche allergische Immunreaktion (Anaphylaxie) ist selten, kann aber zu einem tödlichen Ausgang führen.

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    Wie könnten Kinder in Zukunft geschützt werden?

    Der Wirkstoff Nirvesimab wurde 2022 in Europa zur Impfung gegen das RS-Virus neu zugelassen, Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) werden erwartet. Es handelt sich ebenfalls um einen Antikörper-Wirkstoff zur passiven Immunisierung. Er wird voraussichtlich auch für eine Impfung von Säuglingen und Kleinkindern bis zum zweiten Lebensjahr empfohlen, die Risikofaktoren für den schweren Verlauf einer Atemwegserkrankung haben. Der Vorteil: Der Schutz dieser Impfung hält fünf Monate an. Auch hierbei gilt das Risiko für Nebenwirkungen wie Fieber, Hautirritationen oder eine Anaphylaxie als gering.
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    Möglich ist zudem eine aktive Immunisierung, bei der der Körper selbst Antikörper bildet:

    Es gibt mittlerweile auch einen Impfstoff, den man Schwangeren verabreichen kann, der aktiv ist und bei der Mutter eine Antikörperbildung erzeugt, die dann über die Nabelschnurbildung auf die Kinder übertragen werden können.

    Dr. Christian Fremerey, Kinderarzt

    Wenn eine Impfung nicht in Betracht kommt, gibt es für Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder alternative Möglichkeiten zur Vorbeugung einer Ansteckung:

    • Kontaktbegrenzung in der RSV-Saison: Bei hohem Risiko für einen schweren Verlauf sollten größere Zusammenkünfte mit Menschen, zum Beispiel im Familien- oder Freundeskreis, möglichst gemieden werden.
    • Nicht rauchen und gut lüften: Möglichst in der Umgebung von gefährdeten Kindern auf Nikotin verzichten und für eine gute Belüftung der Räume sorgen.
    • Stillen: Ernährung von Neugeborenen und Säuglingen möglichst mit Muttermilch.
    • Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges und gründliches Händewaschen, insbesondere vor und nach Kontakt zu anderen Menschen. Die Hände vom Gesicht möglichst fernhalten, husten und niesen in die Armbeuge. Reinigung von Spielsachen, die mehrere Kinder benutzen.

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