Handball-WM 2023:Gislasons heimlicher Traum von der Medaille

    Handballer vor WM-Auftakt:Gislasons heimlicher Traum von der Medaille

    von Erik Eggers
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    Heute startet Deutschland gegen Katar in die Handball-WM (18 Uhr/ ZDF). Chefcoach Alfred Gislason dämpft öffentlich die Erwartungen, dürfte aber intern eine Medaille anstreben.

    Handball
    Das Mannschaftshotel ist bezogen und die deutsche Abordnung fiebert dem Auftaktspiel entgegen. Dort wartet mit Asienmeister Katar ein altbekannter Gegner.13.01.2023 | 1:35 min
    Intern strebt der Bundestrainer nicht weniger als einen Platz auf dem Podium an. "Mein Ziel ist ganz klar, eine Medaille zu holen. Es liegt nur an uns", sagt Alfred Gislason.
    Die deutschen Handballern steigen am Freitagabend in die 28. WM in Polen und Schweden ein. In Kattowitz ist Asienmeister Katar der erste Gegner (18 Uhr, live im ZDF).

    Wahre Zielsetzung in internem Film

    Eine Medaille. Das klingt recht verwegen angesichts der derzeitigen Machtverhältnisse im Welthandball. Gislason selbst nennt Titelverteidiger Dänemark, Frankreich und Schweden als Topfavoriten. Vom Halbfinale war die DHB-Auswahl zuletzt sehr weit entfernt. Bei der EURO 2022 scheiterte das Team um Kapitän Johannes Golla ebenso in der Hauptrunde wie bei der WM 2021 in Ägypten.
    Aber sein Ziel formuliert Gislason ohnehin nur intern, darf man vermuten. Denn das Eingangs erwähnte Zitat stammt aus einem Film, den der DHB im vergangenen Jahr von der EURO-Kampagne drehen ließ und nun ins Netz stellte (www.handball.net). Damals erklärte der Isländer seinen Spielern, er werde in der Öffentlichkeit indes die Erwartungen stark dämpfen, um Druck vom Team zu nehmen.

    Gislason warnt öffentlich vor übertriebenen Erwartungen

    Ähnlich agierte Gislason nun vor der WM 2023, wenn er in den Medien mahnte. "Wir dürfen nicht träumen, sondern müssen realistisch bleiben", sagte der 63-Jährige, bevor die 18 Profis zur WM-Vorbereitung zusammengerufen wurden. Man sei nicht in der Position, eine Medaille als Ziel auszurufen, auch wenn es schön wäre, den Fans Edelmetall zu schenken.
    Auch Kapitän Golla warnte vor übertriebenen Erwartungen. "Wir können an einem guten Tag gegen jede Nation gewinnen", sagte der Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt gegenüber der Stuttgarter Zeitung ein, räumt aber zugleich ein:

    Wenn wir aber nicht 100 Prozent Leistung abrufen, können wir auch gegen jeden Gegner Probleme bekommen.

    Johannes Golla

    Minimalziel Viertelfinale

    Minimalziel ist allerdings ein Platz unter den besten acht Mannschaften der Welt. "Das Erreichen des Viertelfinales ist Pflicht", sagt nicht nur Bob Hanning, der Geschäftsführer des Tabellenführers Füchse Berlin. In der Tat wäre alles andere angesichts der Auslosung eine Enttäuschung. Denn die DHB-Auswahl geht den Topfavoriten bis zur K.-o.-Runde aus dem Weg.
    Handball-Nationalmannschaft
    Das DHB-Team bricht zur Handball-WM nach Polen auf. In Kattowitz ist Katar am Freitag der Auftaktgegner für Deutschland.12.01.2023 | 1:24 min
    Die beiden letzten Testspiele der deutschen Profis gegen den Mitfavoriten Island verliefen sehr erfreulich. Insbesondere die jüngsten beiden Deutschen, Regisseur Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen) und der Halblinke Julian Köster (Gummersbach), bewiesen gute Form. Eine WM aber ist für die beiden 22-Jährigen nervlich eine ganz andere Belastung.
    Um nicht früh unter Druck zu geraten, sind nämlich drei Siege in der Vorrunde nötig, in der nach Katar auch die ehrgeizigen Serben (Sonntag) und Außenseiter Algerien (Dienstag live im ZDF) warten. Nur wenn man punktverlustfrei in die Hauptrunde zu geht, wo Norwegen mit Superstar Sander Sagosen (THW Kiel) wartet, stehen die Chancen gut. Nur die ersten zwei Teams der Hauptrunde qualifizieren sich für das Viertelfinale.
    Der Modus allerdings birgt Tücken. Wenn es richtig dumm läuft, reicht schon ein einziger schlechter Tag und das WM-Viertelfinale rückt in weite Ferne. Eine hohe Niederlage könnte selbst bei 8:2-Punkten in einem direkten Vergleich dreier Teams das Ausscheiden bedeuten. Schon eine Vorrundenniederlage wie bei der WM 2021 gegen Ungarn wäre fatal.

    Auf die Deckung kommt es an

    Da die DHB-Auswahl nicht über Rückraumspieler mit Weltniveau verfügt, wird es allem auf das Deckungszentrum ankommen, in dem Golla und Köster die erste Wahl sind. Auf einen starken Mittelblock, der im Zusammenspiel mit den Keepern Ballgewinne ermöglicht.
    Diese zu Tempogegenstößen und so genannte "leichten Toren" zu verwandeln, darin dürfte der Schlüssel für ein erfolgreiches Abschneiden der deutschen Profis liegen. Die Deckung also muss stehen, wollen Golla & Co. tatsächlich in den Medaillenkampf eingreifen.

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