Fußball-WM in Katar: DFB besorgt um die Stimmung im Team
Fußball-WM in Katar:DFB besorgt um die Stimmung im Team
von Frank Hellmann
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Die deutsche Nationalmannschaft braucht einen guten Spirit, um bei der WM in Katar erfolgreich zu sein. Deshalb sollen heikle Themen nicht zu sehr aufs Binnenklima abfärben.
Die gute Stimmung im DFB-Team soll im Idealfall durch Siege erreicht werden.
Quelle: Imago
Hansi Flick ist dieser Tage ständig auf Stadiontour. Der dicht gedrängte Terminplan gibt dem Bundestrainer die Möglichkeit, sich in rascher Taktung von seinen WM-Kandidaten vor Ort ein Bild zu machen. Am 10. November wird Flick sein 26-köpfiges Aufgebot für die WM in Katar verkünden.
Kurze Vorbereitungszeit bis zum WM-Auftakt
Vier Tage später steigt der Tross in den Flieger für ein fünftägiges Kurztrainingslager im Sultan-Qabus-Sportzentrum in Maskat in den Oman, wo noch ein Testspiel gegen den Oman (16. November) stattfindet. Dann ist nicht mehr viel Zeit fürs erste Gruppenspiel gegen Japan (23. November/14 Uhr).
Im November will Hansi Flick 26 WM-Tickets endgültig vergeben. Eine erste Kaderliste, die an die FIFA ging, umfasst deutlich mehr Spieler - bekannte Namen und potenzielle Neulinge.
Die Vorbereitungszeit ist zu kurz, um sich auf einen gemeinsamen Spirit einzuschwören, weshalb sich auch der fürs Nationalteam zuständige DFB-Direktor Oliver Bierhoff ein bisschen sorgt. Zumal das umstrittenste WM-Turnier aller Zeiten gerade in Deutschland eher als Stimmungskiller betrachtet wird. Aber positive Ansätze braucht der vierfache Weltmeister, der so schnell wie möglich zurück in die Weltspitze möchte.
Die gute Stimmung soll über Siege entstehen
Bei allen Problemen in dem Emirat, erklärte Bierhoff kürzlich bei einem WM-Workshop, "müssen wir eine Freude fürs Turnier wecken". Doch wie soll das gehen bei so vielen Negativschlagzeilen? Man wolle die heiklen Themen nicht umschiffen, versicherte Bierhoff, stellte aber klar, dass vor Ort "unsere gesellschaftliche und sportpolitische Repräsentanz unser Präsident ist".
Soll heißen: Bernd Neuendorf spricht über solche Themen, aber nicht mehr Flick und seine Kicker. Denn was nicht passieren dürfe, so Bierhoff, "dass Spieler sich sagen: 'Es ist eh ein Shit-Turnier, und wen juckt das. Dann fahren wir halt nach Hause, gewinnen mit Bayern die Champions League, und alles ist wieder okay'". Es sei wichtig, mit einem guten Start in einen positiven Flow zu kommen.
10. November: Bekanntgabe des max. 26-Mann-Kaders 13. November: letzter (15.) Spieltag der Bundesliga vor der WM-Pause 14. November: Beginn der WM-Abstellungsperiode der FIFA 14.-18. November: DFB Trainingslager in Muskat/Oman 16. November: Test-Länderspiel gegen Oman 18. November: Abreise in das Teamquartier „Zulal Wellness Resort“ im Norden von Katar 23. November: 1.WM-Gruppenspiel gegen Japan (14 Uhr MEZ)
DFB muss schwierigen Spagat meistern
Der DFB spürt das Spannungsfeld: Sich auf Sport zu fokussieren, ohne den Rahmen zu ignorieren. Ohne Positionierung in der Katar-Debatte geht es eigentlich nicht. Kann dieser Spagat überhaupt gelingen? Beinahe erschreckt war der Verband über die Reaktionen auf die "One Love"-Binde, die zu den letzten Länderspielen vorgestellt worden war.
Die Idee hatten mehrere Nationalverbände in Europa für gut befunden, doch nirgendwo fiel die Reaktion so kritisch aus wie in Deutschland.
Jonas Hofmann präsentiert die "One Love"-Binde, für die der DFB harsche Kritik erntet.
Quelle: dpa
Menschenrechtsorganisationen, Fanvertreter und auch Politiker hätten lieber die Regenbogenflagge gesehen. Verbandschef Neuendorf verteidigte das Symbol vor dem Nations-League-Spiel in Leipzig gegen Ungarn im ZDF: "Das ist ein Zeichen für Vielfalt, Offenheit und Toleranz - nicht nur für LGBTQ, sondern für Frauenrechte, Meinungsfreiheit und Arbeitnehmerrechte."
Druck nach WM 2018 für DFB-Team hoch
Steffen Simon, DFB-Direktor Öffentlichkeitsarbeit und Fans, hat fast den Eindruck, als könne man nichts mehr richtig machen; was er aber versprechen kann:
Bierhoff hofft, "dass wir uns während des Turniers auf den Sport konzentrieren können." Schließlich hat die Nationalmannschaft bei der WM 2018 viel Kredit verspielt, auch bei der EM 2021 nicht überzeugt. Die Bringschuld für das Aushängeschild ist immens.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf über die Forderung nach einem Entschädigungsfonds für die Arbeiter auf den WM-Baustellen in Katar und über die neue Kapitänsbinde des DFB-Teams.23.09.2022 | 4:47 min
Das letzte WM-Turnier stand unter einem besonders schlechten Stern, nachdem sich Mesut Özil und Ilkay Gündogan vor der Reise nach Russland mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan haben ablichten lassen.
Ein heikles Thema, das das Binnenklima belastete und die Leistung der beiden Nationalspieler beeinflusste - und über das lange niemand richtig reden wollte. Im Nachhinein war es ein Riesenfehler, dieses Problem so lange totzuschweigen.