Eishockey-WM: DEB-Team - USA - Duell der Überraschungsteams

    Eishockey-WM - Halbfinale:DEB-Team - USA: Duell der Überraschungsteams

    von Bernd Schwickerath
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    Die deutsche Mannschaft greift zum ersten Mal seit 70 Jahren nach einer WM-Medaille. Auch der Halbfinalgegner aus den USA hofft auf einen historischen Erfolg.

     Viertelfinale in der Arena Riga: Die Spieler der deutschen Mannschaft hören nach ihrem Sieg die deutsche Hymne.
    Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist bereit für das historische Spiel gegen die USA.
    Quelle: dpa

    Nein, Geschichte wiederholt sich nicht. So erzählen es Historiker ja seit jeher. Wer allerdings am Donnerstag in Riga war und sah, wie die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ihr WM-Viertelfinale gegen die Schweiz mit 3:1 gewann, dürfte langsam Zweifel hegen an der alten Weisheit.
    Vor allem die Schweizer fühlen sich wie in einer Zeitschleife. Zum vierten Mal seit 2010 trafen sie in einem K.o-Spiel auf die Deutschen, zum vierten Mal verloren sie. Obwohl sie das Eis vorher stets als Favoriten betreten hatten. Doch egal, was sie versuchten, am Ende jubelte immer der alte Rivale.

    Keine Lust mehr auf Platz vier

    Nun hoffen aber auch die Deutschen, dass sich Eishockey-Geschichte nicht ständig wiederholt. Denn bis auf Olympia 2018, als das DEB-Team mit Silber heimkehrte, folgte nach den Siegen über die Schweiz kein weiterer mehr. Ob bei der WM 2010 oder bei der WM 2021: Erreichte das deutsche Team das Halbfinale, landete es am Ende auf Rang vier.
    Dieses Jahr in Finnland und Lettland soll das endlich anders laufen. "Wahrscheinlich ist es ein Vorteil, dass wir schon mal in der Situation waren", sagt Kapitän Moritz Müller vor dem Halbfinale am Samstag (17:20 Uhr) gegen die USA. "Es ist toll für uns, noch mal die Chance zu haben. Und diesmal wollen wir etwas holen."

    Mit Herzblut und mit Leidenschaft

    Das wäre ein sporthistorisches Ereignis: Die bislang letzte WM-Medaille für ein deutsches Eishockey-Team ist 70 Jahre her. "Dann wird es mal wieder Zeit", sagt Bundestrainer Harold Kreis. Und auch wenn sein Team im Halbfinale abermals Außenseiter ist, rechnet es sich etwas aus:

    Wir müssen einfach so spielen wie heute. Mit Herzblut, mit Leidenschaft und jeder einfach für jeden.

    Torjäger JJ Peterka nach dem Sieg über die Schweiz

    Das hatte den Deutschen kaum jemand zugetraut nach dem Trainerwechsel, gleich 15 Ausfällen, einer wenig erfolgreichen Vorbereitung und drei Niederlagen zum WM-Start. Aber seitdem läuft es mit fünf Siegen in Folge. Peterka trifft, Nico Sturm ebenso, die junge vierte Reihe mit Wojciech Stachowiak dreht auf, die Abwehr steht.

    DEB-Team auch spielerisch gewachsen

    Am Donnerstag rang das DEB-Team die Schweizer nicht nur kämpferisch nieder, sondern auch spielerisch, kombinierte sich durch die gegnerische Zone. Und wenn es in die andere Richtung lief, warfen sich die Deutschen leidenschaftlich in Schüsse oder konnten sich auf den herausragenden Mathias Niederberger im Tor verlassen.
    Noch mehr Lob erhalten derzeit nur die Amerikaner, denen zu Beginn ähnlich wenig zugetraut wurde. Zu jung, zu wenige Stars, kaum Erfolge. Zwar gab es immer mal wieder Medaillen, aber WM-Gold zuletzt vor 63 Jahren - keine der großen Eishockey-Nationen wartet länger auf den Titel.

    USA: Junges Team, große Ziele

    Wer sich in Tampere mit den US-Amerikanern unterhält, hört allerdings genau dieses Ziel. "Alles unter Gold wäre eine Enttäuschung", sagte Stürmer Alex Tuch bereits in den ersten Turniertagen. Wohl wissend, "dass wir die einzigen sind, die uns den Titel zutrauen". Doch das hat sich geändert, weil die USA bislang jedes Spiel gewannen.
    Das mag überraschen angesichts der vielen jungen Spieler im Kader. Gleich acht sind 21 Jahre alt oder jünger. Das weiß auch Tuch, einer der wenigen Erfahrenen: "Wir haben viele Jungs bei, die haben vielleicht zehn NHL-Spiele gemacht, ein paar haben noch gar nicht dort gespielt, aber die werden hier definitiv für Aufsehen sorgen."

    Toptalente Hutson und Gauthier

    Das tun sie, besonders Verteidiger Lane Hutson und Stürmer Cutter Gauthier. Spieler, die in der U18 und der U20 schon diverse Medaillen und Auszeichungen erhalten haben. Da gehören die Amerikaner seit Jahren zu den Topnationen. Nur bei der Männern hapert es. Sind sie dieses Jahr dran?
    Verhindern wollen das die Deutschen. Die wollen bei dieser WM ja selbst eine besondere Geschichte schreiben. Eine, die sich danach ruhig wiederholen darf.
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