Ein Investor für die DFL: Quantensprung oder Ausverkauf?

    Deutscher Fußball im Zwiespalt:Investor für die DFL: Fluch oder Segen?

    von Ralf Lorenzen
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    Mit einer Geldspritze könnte die Bundesliga bei Vermarktung, Digitalisierung und Infrastruktur aufholen. Kritiker befürchten externe Einflussnahme und später fehlende Gelder. 

    Hans-Joachim Watzke
    Dem deutschen Profi-Fußball könnte eine drastische Veränderung bevorstehen: Die DFL denkt über einen Investoren-Einstieg nach. Manu Thiele analysiert Pro und Contra der Thematik.04.05.2023 | 14:04 min
    Wenn es in den letzten zwanzig Jahren im deutschen Profi-Fußball um die Öffnung für Investoren ging, hieß es meist, dass diese nur strategische Interessen hätten. Dass jemand von außen direkt mitverdienen könnte, also zum Beispiel in Form von Renditen, wurde lange bestritten. 

    Vorreiter in Sachen Investor-Einstieg: Hertha BSC

    Das änderte sich spätestens, als 2014 mit KKR ein Investmentfonds bei Hertha BSC einstieg, Anteile für 61,2 Millionen Euro erhielt und diese vier Jahre später für 71,2 Millionen Euro an Hertha zurückverkaufte. KKR gehört auch zu den potenziellen Interessenten, wenn es nicht mehr nur darum geht, in einen einzigen Klub einzusteigen, sondern in die ganze Liga.

    Heiße Debatte um Milliarden-Plan
    :Das steckt hinter der Investorensuche der DFL

    Es geht um Milliarden: Die Deutsche Fußball Liga will über einen Investor an frisches Kapital, doch der Plan wird kontrovers diskutiert. Nicht nur die Fanszenen sind dagegen.
    Eingang der DFL-Zentrale in Frankfurt/Main
    FAQ
    Die DFL sucht einen Investor für eine geplante Tochtergesellschaft, in der unter anderem die TV-Rechte gebündelt werden sollen. Für eine Einmalzahlung von zwei bis drei Milliarden Euro könnte dieser bei einer Laufzeit von 20 bis 30 Jahren mindestens 12,5 Prozent an dem neuen Unternehmen erwerben.

    Bundesliga mit Rückstand bei Auslandsvermarktung

    Auf herkömmlichem Weg scheint das Wachstum der Bundesliga ins Stocken zu geraten, wie die zuletzt rückläufigen TV-Einnahmen zeigen. "Man ist es gewohnt, dass die Einnahmen permanent steigen", sagt der Sportmanager Marcus Höfl im aktuellen Bolzplatz by Manu Thiele. "Und dies wird, wenn man keine neuen Wege geht, in Zukunft nicht mehr der Fall sein." Ziel müsse es sein, wieder "eine starke Nummer zwei am Weltmarkt des Fußballs zu werden".
    Raphael Honigstein
    In der Premier League hat mittlerweile jeder Fußball-Klub einen Investor. Manu Thiele hat mit Journalist Raphael Honigstein über die 50+1-Regel und die Bundesliga gesprochen. 03.05.2022 | 9:52 min
    Der augenblickliche Rückstand der Bundesliga im Quartett der Topligen zeigt sich vor allem in der Auslandsvermarktung der TV-Rechte, wo die Bundesliga mit zurzeit 170 Millionen Euro pro Jahr nur Platz vier belegt. In diesem Bereich erhofft sich die DFL von einem global agierenden Partner starke Zuwächse.

    Großes Potenzial bei Digitalisierung

    In der Premier League hat man errechnet, dass weltweit 150 bis 250 Millionen Zuschauer bereit wären, bis zu 100 Pfund im Jahr für digitale Angebote rund um den Fußball zu zahlen. 750 Millionen Euro der Einnahmen aus dem Investoren-Deal soll die DFL erhalten, um eine eigene Streamingplattform aufzubauen.
    Die anderen Teile des möglichen Geldsegens will die DFL den Vereinen zweckgebunden für Investitionen in die Infrastruktur sowie 300 Millionen zur freien Verwendung überlassen. Sie könnten dann selbst entscheiden, ob sie in den Kader investieren oder einen Beitrag zur Entschuldung leisten.

    Vorgezogene Einnahmen könnten später fehlen

    Zu den ersten Kritikern des Konzeptes gehörte Eckhard Sauren, Vizepräsident des 1. FC Köln. "Unterm Strich reden wir jedenfalls darüber, dass 15 Prozent künftiger Einnahmen vorgezogen werden, um die angesprochenen Themen zu finanzieren", sagt Sauren. Das Geld würde der Liga mittel- bis langfristig fehlen. "Im Geldtopf sind nicht mehr 100 Euro, sondern nur noch 88,50 Euro", bringt Manu Thiele das auf den Punkt.

    Protest gegen DFL-Pläne
    :Investoren-Einstieg rotes Tuch für Fans

    Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) bereitet mit Hochdruck den Einstieg eines Investors vor. Die organisierte Fanszene hat massive Bedenken - aber nicht mehr viel Zeit für den Protest.
    von Frank Hellmann
    Fanplakate in Dortmund
    Die organisierten Fans befürchten vor allem eine Einflussnahme des Investors, zum Beispiel auf die Spieltagsgestaltung. Laut DFL-Präsidium "bleiben hoheitliche Rechte und Aufgaben der DFL sowie die Einflussnahme und Mitwirkungsrechte der Klubs jederzeit vollständig gewahrt."

    Wichtig: Transparenz, Chancengleichheit, Mitbestimmung

    Klar ist aber auch, dass der Investor alles unternehmen wird, das Produkt weiterzuentwickeln und im Wert zu steigern. "Wenn ihnen das nicht gelingt, ist das Geld weg", sagt Marcus Höfl.
    Die Eckpunkte einer möglichen Investoren-Partnerschaft sollen den 36 Profi-Klubs bei einer außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung am 24. Mai zur Entscheidung vorgelegt werden. Zur Annahme ist eine 2/3-Mehrheit nötig. Um grünes Licht zu bekommen, sind laut Manu Thiele drei Dinge nötig: Transparenz, faire Verteilung der Gelder und Mitbestimmung.
    "Es steht ja nicht nur die Vermarktung der ersten fünf oder sieben Vereine zur Disposition, sondern die Entwicklung des gesamten deutschen Fußballs", sagt Henning Vöpel, Experte für Sportökonomie, im Bolzplatz. "Das umfasst die Vereine der ersten und zweiten Liga."

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