Fußball: DFB stockt Prämien für Fußballerinnen nicht auf

    Fußball-WM:DFB stockt Prämien für Popp und Co nicht auf

    von Frank Hellmann
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    Der DFB spart sich Verhandlungen über die WM-Prämien der Fußballerinnen. Die Preisgelder kommen nun direkt von der FIFA und wurden mehr als verdreifacht.

    Alexandra Popp
    Der DFB hat die Verhandlungen mit dem Frauen-Team für beendet erklärt - weil die FIFA erstmals die Gelder direkt an die Spielerinnen wie u.a. DFB-Kapitänin Alexandra Popp ausbezahlt.
    Quelle: dpa

    Vielleicht ganz gut, dass der für den Media Day der deutschen Fußballerinnen zugedachte Raum im Gebäude "Halftime" auf dem Gelände des DFB-Ausrüsters Adidas eine schallschluckende Holzvertäfelung besaß. Sonst hätte so mancher im Journalistengespräch mit den Hauptdarstellerinnen der bevorstehenden Frauen-WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) kaum mehr sein eigenes Wort verstanden.
    Kaum verwunderlich, dass die Protagonisten am Montag in Herzogenaurach noch mal zu der Prämienregelung befragt worden sind, nachdem der DFB zuvor bestätigte, dass die üppigen Zahlungen der FIFA keine zusätzliche Zahlung erfordern.

    FIFA zahlt direkt an Spielerinnen

    Der Weltverband hatte Anfang des Monats kommuniziert, die Rekordsumme von 110 Millionen Dollar auszuschütten - davon rund 60 Prozent direkt an die Spielerinnen, was ein völliges Novum bedeutet.
    Jeder WM-Teilnehmerin sind bereits 30.000 Dollar (umgerechnet 28.000 Euro) sicher, das Achtelfinale bringt 60.000 Dollar. Für die Vizeweltmeisterschaft würden Alexandra Popp und Co. umgerechnet 178.000 Euro einstreichen.
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    Direkt von der oft kritisierten FIFA, die durch Präsident Gianni Infantino schon in vier Jahren vollmundig Equal Pay verspricht. Bei der WM in Katar waren 440 Millionen Dollar geflossen.

    Klarer Fortschritt gegenüber der EM in England

    Doch zeigt sich bei den Finanzen gegenüber der Frauen-EM in England ein klarer Fortschritt: Der zweite Platz war im Vorjahr mit 30.000 Euro vom DFB belohnt worden. Bei der WM 2019 in Frankreich lobte der DFB für seine Frauen als Titelprämie 75.000 Euro aus.
    Mit dem jetzt garantierten WM-Preisgeld von 270.000 Dollar (umgerechnet 252.000 Euro) ist das von Bundeskanzler Olaf Scholz öffentlichkeitswirksam eingeforderte Equal Pay zwar noch nicht erreicht, aber auch nicht unendlich weit weg: Die Männer hätten in Katar 400.000 Euro für den WM-Sieg bekommen.
    Kapitänin Alexandra Popp hatte gleich anfangs des Trainingslagers gesagt: "Das sind nicht die schlechtesten Zahlen. Wir sind grundsätzlich sehr zufrieden damit, was die FIFA auf die Beine gestellt hat." Weitere Forderungen haben die Spielerinnen dem Vernehmen nach nicht gestellt.

    Das DFB-Präsidium war sich schnell einig

    Wie DFB-Vizepräsidentin Silke Mammitzsch bestätigte, sei sich das Präsidium rasch einig gewesen, dass auf diese hohen Summen von FIFA-Seite keine Extrazahlung vom DFB kommen.
    Neben der Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball gehören dem Präsidium Silke Sinning (Vizepräsidentin für Bildung, Freizeit- und Breitenfußball), Celia Sasic (Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität) und Heike Ullrich (Generalsekretärin) weitere Frauen an.
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    Von der spendablen Haltung der FIFA, die das Dreifache gegenüber der WM 2019 in Frankreich zur Ausschüttung bringt, war selbst der DFB überrascht.
    Bei der WM 2007 lagen im gesamten Fifa-Prämientopf nur 6,4 Millionen Dollar. Die Weltmeisterinnen um Birgit Prinz hatten damals übrigens vom DFB 50.000 Euro bekommen.

    Spielerinnen sind zufrieden

    Die aktuelle Generation kommentiert die Erhöhung seit Tagen erstaunlich nüchtern. "Der Fußball steht bei uns im Vordergrund, weil wir alles geben wollen für unser Land, um unseren Traum zu erfüllen", sagte gerade erst Führungsspielerin Sara Däbritz.

    Trotzdem freuen wir uns natürlich über die positiven Entwicklungen bei den Prämien.

    Sara Däbritz

    Die FIFA will mit der Neuregelung verhindern, dass die Gelder woanders versickern, was gerade in Verbänden mit ausgeprägt männlichen Strukturen wohl immer wieder vorgekommen ist.
    Nun haben auch die Aktiven aus Vietnam und Sambia, Haiti oder Panama einen anfangs ordentlichen Obolus sicher. Die Spielergewerkschaft Fifpro lobte bereits einen wichtigen Schritt "zu einer größeren Geschlechtergerechtigkeit in unserem Sport".

    Kritik von nationalen Verbänden

    Doch an anderer Stelle kommt auch Kritik auf. Die "zweckgebundene Verwendung" an die Spielerinnen schmälert die bei den Verbänden ankommenden Beträge.
    So wird der Weltmeister noch zusätzlich mit 4,29 Millionen Dollar bedacht, der Vizeweltmeister mit 3,01 Millionen, die Viertelfinalisten mit 2,18 Millionen. Sicher hat jeder der 32 Teilnehmerverbände erst einmal nur 1,56 Millionen, was oft nicht die Kosten für den Vorbereitungsaufwand deckt.
    Erste Nationalverbände monieren offenbar, dass ihnen jetzt Gelder zur strukturellen Förderung des Frauenfußballs fehlen.

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