Fußball - Schachtar Donezk: "Kämpfer für die Ukraine"

    Fußball-Europa-League:Schachtar Donezk: "Kämpfer für die Ukraine"

    von Thomas Dudek
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    Schachtar Donezk kommt aus der russischsprachigen Ostukraine. Der russische Überfall führte dazu, dass der Klub endgültig zum Symbol des neuen ukrainischen Patriotismus wurde.

    Die Mannschaft von Shakhtar posiert für ein Gruppenfoto während des Achtelfinalspiels der UEFA Europa League 2022/23 zwischen Shakhtar Donetsk und Feyenoord Rotterdam im Marschall-Jozef-Pilsudski-Stadion von Legia Warschau.
    Schachtar Donezk spielt bei Feyenoord Rotterdam um den Einzug ins Viertelfinale der Europa League.
    Quelle: imago

    Wenn Schachtar Donezk in der Europa League im legendären Rotterdamer Stadion "De Kuip" auf Feyenoord trifft, hat der ukrainische Verein die Chance, das Viertelfinale zu erreichen. 1:1 endete vor einer Woche das Hinspiel in Warschau, wo Schachtar wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine seine internationalen Spiele austragen muss.

    Schachtar in der Champions League Gruppendritter

    Für den Tabellenführer der ukrainischen Premjer Liha wäre das Erreichen der nächsten Runde aber nicht nur ein sportlicher Erfolg. Es wäre auch die Fortsetzung einer vielbeachteten Saison auf der europäischen Bühne.
    Weibliche Fans von Schachtjor Donezk halten ein Schild mit der Aufschrift "Donezk ist Ukraine" und eine ukrainische Flagge während des Spiels.
    Ukrainische Fans beim Champions-League-Spiel von Schachtar bei Celtic Glasgow.
    Quelle: dpa

    Bis zum letzten Spieltag in der Champions League hatte Donezk, das RB Leipzig in der Gruppenphase eine 1:4-Heimniederlage beibrachte, auch noch Chancen auf das Achtelfinale der Königsklasse. Am Ende wurde man Gruppendritter.

    Kleines Fußball-Märchen mitten im Krieg

    Bei der Situation, in der sich der ukrainische Fußball seit der russischen Invasion befindet, grenzen diese Erfolge schon an ein kleines Fußball-Märchen. Und das nicht nur wegen des personellen Umbruchs, den der Verein im vergangenen Sommer erleben musste. 20 Spieler musste Schachtar Donezk damals entweder verkaufen, verleihen oder gar ablösefrei gehen lassen.
    Da die ukrainischen Flughäfen wegen des Krieges geschlossen sind, sind vor allem die Reisen zu den internationalen Spielen eine logistische Herausforderung, die auch die Spielvorbereitung enorm erschweren. Für Unmut sorgte daher am vergangenen Wochenende das Verhalten des Ligakonkurrenten Krywbas Krywyj Rih. Dieser verweigerte eine Verlegung seines am Ende mit 0:3 verlorenen Heimspiels gegen Schachtar, was dem ukrainischen Spitzenverein die Vorbereitung auf das Rückspiel in Rotterdam erleichtert hätte.

    Sportchef: "Team kämpft für die ganze Ukraine"

    "In der heutigen Zeit sollte es die Regel sein, sich gegenseitig zu helfen", schimpfte dementsprechend Schachtar-Sportdirektor Darijo Srna, für den die internationalen Spiele des Vereins eine besondere Bedeutung haben. "Das Team kämpft für die ganze Ukraine", so der langjährige kroatische Nationalspieler und Kapitän von Schachtar.
    Die Behauptung, dass der Klub für die ganze Ukraine kämpfe, hätte vor einigen Jahren bei vielen ukrainischen Fans noch für ein Schmunzeln gesorgt. Die Ultras standen zwar während der Maidan-Proteste 2014 klar auf der Seite der Revolution, doch andere Teile der Schachtar-Anhängerschaft machten aus ihrer Skepsis gegenüber den Geschehnissen in Kiew kein Geheimnis.

    Besitzer Achmetow zunächst kritisch beäugt

    Besonders mit Misstrauen wurde jedoch Klubbesitzer Rinat Achmetow beäugt. Der reichste ukrainische Oligarch stand immer unter Verdacht, seine Beziehungen zu den von Moskau eingesetzten Machthabern in den sogenannten "Volksrepubliken" im Donbass nie abgebrochen zu haben.
    Der im Winter getätigte Rekordtransfer von Mychajlo Mudryk zum FC Chelsea, bot daher nicht nur dem Verein die Gelegenheit, seine Verwurzelung mit der Ukraine zu unterstreichen, sondern vor allem Rinat Achmetow. Von den 100 Millionen Euro, die Schachtar aus London bekommt, werden 25 Millionen Euro an die in der Ukraine als Helden verehrten Verteidiger von Mariupol und deren Angehörige gespendet. Das durch die russische Belagerung berühmt gewordene Stahlwerk "Azovstal" in Mariupol gehörte zum Firmenimperium Achmetows.

    Klub distanziert sich von russischer Sprache

    Seine Identifikation mit der Ukraine zeigt der 1936 entstandene Klub aber auch im Umgang mit seinem Vereinsnamen. Bis zu der Annexion der Krim und dem von Russland initiierten Krieg in der Ostukraine 2014 nutzte der Klub ganz selbstverständlich auch seinen russischen Namen "Schachtjor", was Bergmann bedeutet.
    Nach der Flucht aus Donezk begann der Verein jedoch, das ukrainische Wort "Schachtar" zu gebrauchen. Der russische Überfall führte nun dazu, dass der Verein sogar seine russischsprachige Internetseite abschaltete. Eine Abkehr von der russischen Sprache, die seit einem Jahr auch viele russischsprachige Ukrainer vollziehen.

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