DFB-Pokal-Halbfinale: Wachablösung im Frauenfußball?

    Halbfinale im DFB-Pokal:Wachablösung im deutschen Frauenfußball?

    von Ralf Lorenzen
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    Das DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Bayern München und dem VfL Wolfsburg könnte die Wachablösung im deutschen Frauenfußball einleiten. Sind die Münchnerinnen schon bereit dafür?

    FC Bayern München Frauentraining
    Hat großen Respekt vor den Wolfsburgerinnen: Bayern-Trainer Alexander Straus
    Quelle: dpa

    Ein Finale ist das Aufeinandertreffen im DFB-Pokal (Samstag, 13:40 Uhr live im ZDF) nicht, aber der letzte Showdown der beiden Top-Teams im deutschen Frauenfußball in dieser Saison. In der Champions League ist der direkte Vergleich nach Bayern Münchens Aus gegen den FC Arsenal nicht mehr möglich, in der Bundesliga ist er schon gelaufen. 1:0 gewannen ihn die Bayern und kletterten damit an die Tabellenspitze.

    Wölfinnen in ungewohnter Rolle

    Wolfsburg ist angestachelt. Die wollen die Niederlage nicht auf sich sitzen lassen.

    Sydney Lohmann, Spielerin FC Bayern München

    Das meint Bayerns Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg, der sich in der ungewohnten Rolle des Jägers befindet.
    Dabei gelten sie als der FC Bayern München des Frauenfußballs, als die Mannschaft mit dem Sieger-Gen. Seit 2013 haben sie national sieben deutsche Meistertitel und neun Pokalsiege erreicht. Als die Bayern 2012 das letzte Mal den Pokal holten, hatte der Werksclub seinen Siegeszug noch vor sich. "Es wird Zeit für eine Wende", sagt Lohmann.
    FC Bayern München Frauen - Training
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    VfL ist Vorreiter bei der Professionalisierung

    Eine längere Tradition im Frauenfußball haben zwar die Bayern vorzuweisen, dafür war der VfL Wolfsburg der erste Profi-Club in Deutschland, der dessen Potenzial erkannte. Mit dem langjährigen Trainer und jetzigen Sportlichen Leiter Ralf Kellermann wurden Scouting, Bezahlung und Trainingsbedingungen Schritt für Schritt professionalisiert.
    Diese Entwicklung hat der FC Bayern inzwischen nachvollzogen, hängt aber beim Thema Mentalität noch hinterher. "Der Unterschied ist spielerisch gar nicht so groß, die Kader sind beide sehr stark", sagt Anna Dreher, Frauenfußball-Expertin bei der Süddeutschen Zeitung im aktuellen Bolzplatz by Manu Thiele.

    Aber was Wolfsburg auszeichnet, ist dieses enorme Selbstbewusstsein durch die Erfolge der vergangenen Jahre.

    Anna Dreher, Frauenfußball-Expertin

    Illustration: Lea Schüller
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    VfL-Kultur des Gewinnens als Vorbild

    Dazu kommt eine über Jahre im Team verankerte Leistungskultur. "Wir sind nie zufrieden", sagt Wolfsburgs Nationalspielerin Jule Brand. "Wenn wir gewinnen, finden wir immer Sachen, die nicht gut waren, wo wir besser werden wollen." Diese Mentalität beeindruckt auch Bayerns Trainer Alexander Straus.

    Es ist wichtig, bescheiden zu bleiben und Respekt vor dem zu haben, was sie erreicht haben und was wir von der Kultur des Gewinnens lernen können.

    Alexander Straus, Trainer FC Bayern-Frauen in der Süddeutschen Zeitung

    Einen großen Schritt in diese Richtung haben die Bayern mit der Verpflichtung der englischen Europameisterin Georgia Stanway gemacht. "Ihre Mentalität und Einstellung sind herausragend", sagt Bayern Münchens Sportliche Leiterin Bianca Rech. "Auch neben dem Platz ist sie ein unglaublich guter Charakter."

    Wolfsburg mit Super-Angriff, Bayern mit Super-Abwehr

    Jetzt schon im Gleichschritt marschieren beide Top-Teams bei den Trainern. Mit drei beziehungsweise vier Coaches in den letzten fünfzehn Jahren zeigen sie große Kontinuität auf dieser Position. Aktuell beschäftigen beide Clubs Trainer, die vorher im Ausland gearbeitet haben: Wolfsburgs Tommy Stroot kam im Sommer 2021 von Twente Enschede, Bayerns Alexander Straus zur aktuellen Saison vom norwegischen Club SK Brann Kvinner.
    Beide bevorzugen einen Ballbesitz-Fußball mit vielen, schnellen Pässen im Mittelfeld. Das Torverhältnis offenbart allerdings unterschiedliche Stärken: Die Wölfinnen haben den besten Angriff (60 Tore), die Bayern die beste Abwehr (vier Tore).

    Zuschauerkapazitäten noch ausbaufähig

    Verletzte Nationalspielerinnen beklagen vor dem Halbfinale ebenfalls beide Teams: Beim Titelverteidiger fallen unter anderem Alexandra Popp und Marina Hegering aus, bei den Bayern die Langzeitverletzten Giulia Gwinn und Linda Dallmann.
    Mehr als die 2.500 Zuschauer, die in die Arena auf dem Bayern-Campus passen, würde das Spiel dennoch anziehen, aber die Allianz-Arena wird von den Männern belegt. Bei der Kapazität der normalen Heimspielstätte haben die Norddeutschen mehr als das Doppelte zu bieten.

    DFB-Pokal - Frauen
    :Sa., 13:40 Uhr: Bayern - Wolfsburg

    Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg stehen zum neunten Mal in Folge im Finale des DFB-Pokals. Die Rekordpokalsiegerinnen demontierten den Bundesliga-Tabellenführer Bayern München.
    FC Bayern München – VfL Wolfsburg

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