FC Bayern Frauen: Wie das Team die Nummer eins werden will

Für Mannschaften, auf deren Trikots FC Bayern München steht, ist Platz zwei nicht gut genug. Die Fußballerinnen des Klubs sind in den vergangenen sechs Jahren fünfmal Vizemeister geworden.

"Das ist nicht ihr Anspruch, sie wollen mehr", sagt Manu Thiele zu Beginn seiner aktuellen Bolzplatzsendung, die sich der Entwicklung des Frauenfußballs beim FC Bayern widmet.

In der Bundesliga könnte nach dem 1:0-Sieg über den Serienmeister VfL Wolfsburg und dem Sprung an die Tabellenspitze die Wachablösung bevorstehen. In der Champions League war aber bereits im Viertelfinale gegen den FC Arsenal Schluss.

Dabei haben die Verantwortlichen zuletzt "an den richtigen Stellschrauben gedreht", sagt Thiele und nennt die Themen Infrastruktur und Kaderplanung. "Der Klub hat einen großen Schritt gemacht."

Ein großer Schritt nach sehr vielen kleinen: die Bayern-Frauen sind unter den aktuellen Bundesligisten die Mannschaft mit der längsten Tradition. Das Gründungsdatum fällt mit dem 7. Juni 1970 in die Zeit, in der Frauenfußball in Deutschland noch offiziell verboten war.

Karin Danner, die 1977 als Spielerin zu den Bayern kam und seit 1995 Managerin der Abteilung der FCB-Frauen ist, erinnert sich daran, dass der Frauenfußball auch nach dem erstmaligen Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1976 nicht überall ernst genommen wurde.

"Ich habe eine tolle Flanke reingegeben und der Kommentar ging dahin, dass die anderen anscheinend beim Kaffeekränzchen sind und gar nicht mitkriegen, dass Fußball gespielt wird", erzählt Danner.

Auch im eigenen Verein ließ die Förderung lange zu wünschen übrig - aus der 1990 neu eingeführten Bundesliga stiegen die Bayern nach zwei Spielzeiten wieder ab. "Ich habe damals für mich gedacht: wenn du nicht bei Bayern München wärst, könntest du vielleicht mit anderen Vereinen mehr rausholen", sagt Danner.

Kurz vor dem Wiederaufstieg im Jahr 2000, veranlasste der von der Frauen-Fußball-WM 1999 begeisterte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer eine Aufstockung des Etats auf 300.000 Euro. Zudem wurden die Frauen 2002 in die ausgegliederte Profi-Abteilung mitgenommen. Viel Luft nach oben gab es trotzdem.

In der Liga landete die Mannschaft bis 2014 meist zwischen den Plätzen vier und sechs. Mit dem DFB-Pokalsieg wurde 2012 immerhin die Sehnsucht nach Titeln kurzeitig gestillt.

Mit dem überraschenden Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2015 und der Titelverteidigung 2016 katapultierte sich die Mannschaft - damals noch ohne große Stars - dann selbst in eine neue Ära.

"Die Klub-Bosse haben gesehen: Oh, da steckt Potenzial drin. Präsident Uli Hoeneß hat ein Machtwort gesprochen … die Infrastruktur war jedoch nicht zeitgemäß", so Thiele.

Die Frauen-Abteilung wurde in den neuen Bayern-Campus aufgenommen, mit eigenem Trainingsplatz und allen anderen professionellen Angeboten. "Dementsprechend fühlen wir uns hier als Frauenmannschaft sehr, sehr wohl", sagt die sportliche Leiterin Bianca Rech.

Als Spielerin und Mitarbeiterin fühle man sich privilegiert. 2021 gewann das Team erneut die Meisterschaft. Dennoch schaut Trainer Alexander Straus anerkennend Richtung VfL Wolfsburg: "Wir müssen Respekt haben vor dem, was sie erreicht haben und was wir von der Kultur des Gewinnens lernen können."

Um die Lücke zu den bislang dominierenden Wölfinnen zu schließen, wurde in den letzten Jahren auch in den Kader investiert - wie unter anderem die Verpflichtung der englischen Nationalspielerin Georgia Stanway zeigt.

Es werden wohl weitere Investitionen nötig sein, um die angestrebte europäische Spitzenposition zu erreichen. "Da ist der Verein absolut offen, das wird er tun", sagt Rech. "Der Frauenfußball ist in der Entwicklung, in der er sich gerade befindet, nicht aufzuhalten."