Nach dem DFB-Sieg gegen Frankreich: Alles nur Kopfsache?

    Kommentar

    Nach dem Sieg gegen Frankreich:Alles nur Kopfsache?

    ZDF-Reporter Nils Kaben
    von Nils Kaben
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    Man hätte ja vieles für möglich gehalten nach dem Desaster gegen Japan, ein Sieg gegen Vizeweltmeister Frankreich allerdings gehörte nicht unbedingt dazu.

    Deutsche DFB-Spieler jubeln gemeinsam über ein Tor.
    Unter Völler hat's funktioniert: Deutschland gewinnt 2:1 gegen Frankreich.
    Quelle: dpa

    Diesen Sieg hätten wohl allerhöchstens Ignoranten oder Leute, die auch ohne Grund zuversichtlich bleiben können oder wollen, erwartet.

    Zwei Sitzungen - und alles gut?

    Ganz offensichtlich waren die enttäuschenden Auftritte der Mannschaft der letzten Monate vor allem Kopfsache.
    Hat diese verkorkste WM doch tiefere Spuren hinterlassen in den sonst so schnell vergessenden Fußballgeschäft? Eine plausible Erklärung, warum eine Mannschaft nach zwei Sitzungen und einer Trainingseinheit ein völlig anderes Gesicht zeigt, gibt's eher nicht.
    Rudi Völler und seine Mitstreiter Hannes Wolf und Sandro Wagner haben der Mannschaft genau das vermittelt, was ihr so lange gefehlt hat - Sicherheit. Nicht zu ambitioniert, sondern stabil, ruhig und mutig, wenn's passt.

    Wer ist der neue Bundestrainer?

    Der große Favorit ist einer, den sie bei den Bayern nicht mehr haben wollten in diesem Frühjahr: Julian Nagelsmann. Wie man hört, wären die Bayern bereit, auf eine Ablöse zu verzichten, ein Länderspiel in München und sieben Millionen weniger auf der Gehaltsliste - so weit geht das Entgegenkommen.
    Diese bereits durchgesickerten Details lassen die Vermutung zu, man sei im Gespräch.
    Nagelsmann ist mit seinen 36 Jahren immer noch eines von den jungen Toptalenten im Trainergeschäft. Er hat in Leipzig und München bewiesen, dass er seinen Job versteht, einen Draht zur jungen Spielergeneration hat. Nach seiner damals überraschenden Entlassung beim FC Bayern dürfte auch ein wenig Demut wieder zurückgekehrt sein, bei dem, der zwar vieles, aber längst nicht alles richtig gemacht hat.

    Diesmal gibt's nur einen Rudi Völler

    Rudi Völler hat geliefert. Der Übergangssportdirektor des DFB musste einspringen und hat ganz offenbar den richtigen Ton getroffen. Jetzt könnte man meinen, lasst die drei von gestern doch einfach weitermachen. Der große Stürmer von einst dürfte das für keine gute Idee halten.
    Deutschlands Thomas Müller bejubelt sein Tor zum 1:0.
    Die DFB-Elf ist unter Ein-Spiel-Teamchef Rudi Völler in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Zwei Tage nach der Trennung von Bundestrainer Hansi Flick gab's ein 2:1 gegen Frankreich.12.09.2023 | 8:17 min
    Die ganze Aufregung nimmt den 63-Jährigen doch sehr mit, nicht umsonst hatte er sich in Leverkusen zurückgezogen und nur in der Not beim DFB nochmal ein Auge zugedrückt, als es galt, die Bierhoff-Lücke zu schließen. Also, wir Fußballromantiker könnten uns anfreunden mit unserem vertrauten Idol, aber so richtig zukunftsweisend wäre das wohl eher nicht.

    Hannes Wolf und Sandro Wagner

    Blicken wir mal auf die Co-Trainer. Die haben ja schon länger ordentlich Karriere gemacht bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Löw nach Klinsmann, Flick nach Löw. Dann gab's mal eine Ausnahme und jetzt Wolf und Wagner nach Völler?
    Ich möchte mir gern vorstellen, dass ein neuer, junger Bundestrainer Nagelsmann einen Nachwuchsfachmann wie Hannes Wolf an seiner Seite behielte, einen selbstbewussten und ehrgeizigen Motivierer wie Sandro Wagner ebenso. Das wäre dann ein respektables Gespann, durchaus mit Streitpotential, aber sehr erfolgversprechend.
    Boris Büchler
    Wenn der DFB Nagelsmann will, werde Borussia Dortmund nicht auch um den Trainer buhlen. Dies habe ihm BVB-Chef und DFB-Vize Watzke bestätigt, sagt ZDF-Reporter Boris Büchler.12.09.2023 | 1:01 min
    Und wenn das mit Nagelsmann und dem DFB doch nichts werden sollte, dann gäbe es ja vielleicht noch Stefan Kuntz (zur Zeit Trainer der Türkei), der mit den beiden auch bestens zurechtkommen sollte.

    Heim-EM muss Spaß machen - erst recht in schwierigen Zeiten

    Der entscheidende Punkt wird sein, die Herzen der Zuschauer zurückzugewinnen, nicht mehr der unnahbare, abgehobene Zirkel zu sein, der in einem Paralleluniversum zuhause ist.
    Dafür wäre kaum einer besser geeignet als Rudi Völler, aber wir wollen mal realistisch bleiben. Seit gestern gibt's wieder Hoffnung im Lande - Hansi Flick dürfte sich vor dem Fernseher verwundert die Augen gerieben haben.

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