Fußball: Nationalteam will sich nahbarer zeigen

    Fußball-Nationalmannschaft:DFB-Team ringt um neue Nähe

    von Frank Hellmann
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    Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geht wieder auf die Fans zu. Vor dem Länderspiel gegen Peru (Samstag 20:45 Uhr/live im ZDF) zeigen sich erste vorsichtige Erfolge.

    Bundestrainer Hansi Flick (l) und DFB-Sportdirektor Rudi Völler
    Bundestrainer Hansi Flick (l) und DFB-Sportdirektor Rudi Völler
    Quelle: dpa

    Es ist vielleicht ganz gut, dass die oberen Etagen des futuristisch anmutenden Teamhotels der deutschen Nationalmannschaft an der Frankfurter Senckenberganlage privat vergeben sind. Als die A-Nationalspieler kürzlich mit den Akteuren der U21 ein gemeinsames Abendessen hatten, hielten sich beide Delegationen im ersten Stock auf, was gut zur neu verordneten Bodenständigkeit passt. Abgehoben war gestern.

    DFB-Team mit neuer Bodenständigkeit

    Bei der WM in Katar hatte sich das deutsche Team ein Quartier am äußersten Zipfel des Emirats gesucht und sich dann über den angeblich zu weiten Weg ins Medienzentrum beklagt: Hansi Flick weiß längst, dass auch der Bundestrainer mit der von ihm betriebenen Abschottung in der Wüste ein Eigentor geschossen hat, obwohl er die Kritik nicht pauschal teilen möchte.
    "2014 haben wir im Campo Bahia gewohnt, abgeschiedener ging es kaum. Und damals wurden wir für dieses Quartier gefeiert", sagt Flick. Doch nun hat auch beim 58-Jährigen ein Umdenken eingesetzt:

    Wir möchten die Türen ab und zu öffnen, müssen aber natürlich den Sport in den Mittelpunkt stellt. Wir zeigen durchaus Offenheit.

    Bundestrainer Hansi Flick

    Nach einer Ewigkeit lud die Nationalmannschaft mal wieder Fans zum Training ein: 3.500 machten von der Gelegenheit Gebrauch, sich die öffentliche Regenerationseinheit im Stadion am Brentanobad anzusehen.

    Völler wünscht sich Nahbarkeit

    Auf dem Platz passierte zwar herzlich wenig, dafür gingen Mario Götze, Joshua Kimmich oder Serge Gnabry in Zivil zu den Anhängern und liefen geduldig die Reihen ab, um Autogramme zu schreiben und vor allem für Selfies parat zu stehen. Daran beteiligte sich fast die gesamte Mannschaft, so dass kaum ein Besucher ohne ein Erinnerungsstück nach Hause ging. Mit den vielen glücklichen Gesichtern war das erreicht, was der neue DFB-Sportdirektor Rudi Völler sich gewünscht hatte: wieder nahbarer zu sein.
    Manu Thiele - Neulinge Nationalmannschaft
    Mit sechs Neulingen in den Test gegen Peru. Damit erntet Hansi Flick Kritik. Ob die berechtigt ist, klärt Manu Thiele - und präsentiert zwei weitere aussichtsreiche Spieler.23.03.2023 | 11:52 min
    Volkstribun Völler hatte es sich nehmen lassen, persönlich die mit kostenlosen Tickets gelockte Anhängerschaft am Stadionmikrofon zu begrüßen. Seine Bitte: "Kinder in die erste Reihe!" Sein Versprechen: "Wir versuchen alle glücklich zu machen!" Die Maßnahme zeigte Wirkung, die Charme-Offensive verbreitete sich auf allen Kanälen.

    Testspiel in Mainz ausverkauft 

    Und dass der Fußballinteressierte hierzulande offenbar auch die bei drei Turnieren hintereinander so enttäuschende DFB-Auswahl nicht abschreibt, zeigen die verkauften Tickets für die Länderspiele gegen Peru (Samstag 20:45 Uhr/Liveticker/ZDF-Livestream ab 20:15) und gegen Belgien (Dienstag, 20:45 Uhr).
    Die Mainzer Arena für die Peru-Partie ist trotz ordentlicher Eintrittspreise (die Kategorien kosteten 30, 45, 60 oder 80 Euro) ausverkauft, auch der Vorverkauf im Kölner Stadion für die Belgien-Begegnung läuft sehr ordentlich.

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    Nähe zeigen im öffentlichen Training

    Nationalspieler Matthias Ginter findet es wichtig, sich "fannah zu zeigen und nicht so distanziert". Für den Verteidiger vom SC Freiburg gibt es zwei Wege, um verlorenes Vertrauen zurückzuerlangen: "Auf der einen Seite den sportlichen. Wenn wir Leistung bringen und erfolgreich sind, ist das eine gute Variante, mit den Fans eins zu werden." Die zweite Schiene: Maßnahmen wie das öffentliche Training.

    Man zeigt, dass man auf einer Ebene mit den Zuschauern ist. Diese zwei Aspekte sind sehr wichtig, um dahin zu kommen, wo man vor fünf, sechs Jahren war.

    Matthias Ginter


    Bis zum Confed-Cup 2017, den Deutschland noch mit einer Ersatzelf gewann, war es keine Frage, dass sich die Fans hinter der Nationalmannschaft versammelten. Mit der WM 2018 in Russland setzte, auch bedingt durch die vielen Störfaktoren außerhalb des Platzes, eine immer größere Entfremdung ein, die sich zum Problem auswuchs, als die Leistungen nicht mehr stimmten.
    Daher verweist Flick darauf, dass es in den Freundschaftsspielen bis zur Heim-EM 2024 möglichst viele Siege und überzeugende Auftritte braucht, um wieder an Rückhalt zu gewinnen.

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