Ole Werner: "Bekam die Chance, Fehler machen zu dürfen"
Ole Werner im Sportstudio:"Bekam die Chance, Fehler machen zu dürfen"
von Ralf Lorenzen
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Nach zweimaligem Rückstand erreichte Werder Bremen bei Mainz 05 noch einen wichtigen Punkt. Das ist auch ein Ergebnis des Zusammenhalts im Team, den Trainer Ole Werner vorlebt.
Wellenbewegungen, Rückschläge und Reaktionen gehören zum alltäglichen Trainergeschäft. Das Wechselbad der Gefühle aber, das Werder Bremens Trainer Ole Werner in den letzten Minuten des Bundesliga-Spiels bei Mainz 05 erlebte, brachte auch den abgeklärten Norddeutschen aus der Fassung.
Entfesselung in letzter Sekunde
Zweimal glich seine Mannschaft in den letzten zehn Minuten praktisch im Gegenzug eine Führung des Gegners aus - das zweite Mal durch Niclas Füllkrug in der letzten Sekunde der vierminütigen Nachspielzeit. Total entfesselt rannte Werner wie die anderen auf der Bremer Bank aufs Spielfeld und feierte einen wichtigen Punkt.
Wichtig vor allem für die Moral der Mannschaft, weil ähnlich enge Spiele in Augsburg und gegen Hoffenheim zuletzt verloren gingen und Werder seit fünf Spielen auf einen Sieg wartet.
Ärger über zu viele Gegentore
In der letzten Sekunde des Spiels entschied sich somit auch, dass Werner mit einigermaßen guter Laune ins aktuelle sportsstudio kommen konnte. Dennoch ärgerte er sich auch im Gespräch mit Dunja Hayali darüber, dass sein Team so viele Gegentore kassiert - mit 52 die zweitmeisten in der Bundesliga nach dem VFL Bochum.
An jedem anderen Bundesliga-Standort würden die Fans bei einem Aufsteiger, der nach 27 Spieltagen zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat, dennoch in aller Ruhe den nächsten Spielen entgegensehen. Doch bei Werder wirkt immer noch das Trauma von 2021 nach, als die Grün-Weißen aus einer ähnlich komfortablen Situation noch abstiegen.
Füllkrug und Ducksch - die beste Doppelspitze der Liga
Ole Werner, der die Bremer zum Wiederaufstieg geführt hat, rückt die Verhältnisse im aktuellen sportstudio zurecht. Er sagte:
Die Mannschaft mache unter diesen Umständen einen guten Job. Positiv tritt fast regelmäßig Werders Offensive in Erscheinung, und da besonders die Doppelspitze mit Marvin Ducksch und Nationalspieler Niclas Füllkrug, die es bislang auf 37 Scorer-Punkte bringt.
Füllkrug weckt Begehrlichkeiten
Das könnte zumindest im Fall von Füllkrug schwer werden, da er durch seine Leistungen in der Nationalelf, für die er in sechs Spielen sechsmal traf, für Topclubs interessant geworden ist. Aber der jüngste Trainer der Bundesliga kann dieser Diskussion etwas Positives abgewinnen.
"Wenn wir schlecht Fußball spielen und die Stürmer nicht in Szene setzen würden, würden wir darüber gar nicht diskutieren", sagte der 34-Jährige.
Seit knapp 15 Monaten ist Ole Werner Trainer bei Werder Bremen. Und dort wissen sie, was sie an ihm haben. Viele Fachleute prophezeien Werner eine große Karriere.08.01.2023 | 8:56 min
Als Aushilfsgärtner in Australien
Seinen Marktwert gesteigert hat auch Ole Werner selbst, der vor elf Jahren, als die meisten anderen aktuellen Bundesliga-Trainer schon irgendwo im Geschäft waren, auf Work&Travel-Reise durch Australien unter anderem als Aushilfsgärtner gearbeitet hat.
Auch sonst hat er keine stromlinienförmige Laufbahn hingelegt, sondern musste früh lernen, mit Rückschlägen umzugehen. "Man lernt, dass mit gegenseitiger Unterstützung, Zusammenhalt, auch Freundschaft und Familie, vieles dann doch geht, was im ersten Moment nicht geht", sagte Werner.
Diese gegenseitige Unterstützung ist seit Werners Amtsantritt auch in Werders Mannschaft zu spüren. Ohne diese wäre der zweimalige Ausgleich in Mainz wohl auch nicht möglich gewesen.
Werder Bremen hat einen gelungenen Saisonstart hingelegt. Haupt-Zutaten: Einwechselspieler, die Spiele drehen, ein Stürmer, der trifft - und ein Trainer, der Spielern Raum gibt.