Fußball-Bundesliga: Ole Werner passt zu Werder Bremen

    Fußball-Bundesliga:Ole Werner: Der Klare aus dem Norden

    von Ralf Lorenzen
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    Werder Bremen hat einen gelungenen Saisonstart hingelegt. Haupt-Zutaten: Einwechselspieler, die Spiele drehen, ein Stürmer, der trifft - und ein Trainer, der Spielern Raum gibt.

    Ole Werner.
    Werder-Coach Ole Werner
    Quelle: dpa

    Wenn bislang vom "Großen Klaren aus dem Norden" die Rede war, bezog sich das wahlweise auf den ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Gerhard Stoltenberg, oder auf einen im Jahr 1760 im süddänischen Dorf Bommerlund kreierten Anis-Schnaps, dem die Band "Die Toten Hosen" einen Hit gewidmet hat.

    Trainer Werner: Ohne Schnickschnack, mit Humor

    Jetzt gibt es auch in der Fußballwelt jemanden, auf den dieser Beiname passt: Werder-Trainer Ole Werner hat das kleine Wort "klar" ins Spiel gebracht wie kein Coach vor ihm. Und er strahlt im Reden und Handeln selbst etwas aus, auf das dieser Begriff gut passt: wenig Schnickschnack, zielgerichtet auf den Punkt, fokussiert auf das wesentliche, verbindlich im Ton, gern mit einem Schuss Humor.
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    "Die Aufgaben sind klar verteilt", sagte Werner  vor seinem ersten Spiel auf der Werder-Bank im Dezember 2021. Zu  seinen Kernsätzen zählt die Aussage: "Ich versuche der Mannschaft möglichst viele klare Handlungsoptionen mitzugeben - aber es darf kein Korsett sein.'" Auch bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach dauert es nicht lange, bis er von "klaren Abläufen" sprach, diesmal bezogen auf die Stärken des Gegners am Samstag.

    Werner und Werder – das passt

    Dessen Trainer Daniel Farke hatte am Vortag gesagt, die Bremer hätten es bislang fantastisch gemacht.

    Ich finde, dass Ole Werner bei Werder einen sehr guten Job macht.

    Daniel Farke

    Die Bremer seien "sehr klar in ihren Prozessen und wissen genau, wie sie spielen wollen. Auch die hanseatische Mentalität gefällt mir", so Farke. Werder und Werner stellen mittlerweile so selbstverständliche eine Einheit dar, dass der in der Nähe von Kiel geborene Werner glatt als Hanseat durchgeht.
    Dabei ist Werner gerade einmal zehn Monate Werder-Trainer und hat in seiner ganzen Laufbahn erst sieben Erstligaspiele auf der Bank bestritten. Wenn er mit seinem Ex-Team Holstein Kiel im Mai 2021 nicht zwei Matchbälle für den Bundesliga-Aufstieg vergeben hätte und Werders Ex-Trainer Markus Anfang nicht im November mit einem falschen Impfpass erwischt worden wäre, wäre er höchstwahrscheinlich gar nicht an der Weser gelandet.

    Bloß nicht zu früh hochjubeln

    Im Klub selbst ist man vorsichtig genug, Werner nicht zu früh und zu sehr hochzujubeln. Zu frisch ist noch die Erinnerung an Aufstieg und Fall von Florian Kohfeldt, der in seinem zweiten Werder-Jahr zum Trainer des Jahres gewählt wurde und zwei Jahre später den Abstieg nicht verhindern konnte. Auch mit Kohfeldt schien Werder nach Rehhagel und Schaaf die Idealbesetzung für eine neue Ära gefunden zu haben.
    Dabei pflegen Kohfeldt und Werner ganz unterschiedliche Trainer-Stile. Dort das Kommunikationsgenie und Temperamentbündel, hier der sachliche Impulsgeber, der die Mannschaft "da abholt, wo sie gerade steht".
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    Werner fand in Bremen eine Mannschaft vor, die sich nach dem Abstieg und dem Aus von Markus Anfang selbst bei der Ehre gepackt und ein starkes Eigenleben entwickelt hatte. Dieses stärkte er, indem er die gruppendynamischen Prozesse zuließ und nicht versuchte, sie zu kontrollieren. Dies ging bis zur Kapitänswahl, bei der sich überraschend der stille Youngster Marco Friedl gegen das Alpha-Tier Niclas Füllkrug durchsetzte.

    "Kein Stinker dabei"

    Füllkrug reagierte nicht bockig, sondern liegt auf Platz zwei der Bundesliga-Torschützenliste und ist heiß diskutierter Kandidat für die Nominierung zur Fußball-WM. Und selbst Nicolai Rapp, der in dieser Saison bislang 33 Minuten gespielt hat, schwärmt vom besten Team, "in dem ich je gespielt habe. Es ist lustig, wir haben alle Spaß miteinander und verstehen uns. Es ist kein Stinker dabei."
    In dieser Saison waren es schon mehrfach hochmotivierte Einwechselspieler wie Stürmer Oliver Burke, die kurz vor Schluss ein Spiel gedreht haben. Saisonziel bliebt trotzdem der Klassenerhalt. Klar.

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